Die Fragen, die derzeit auf zahlreichen Plakatwänden gestellt werden, sollten nicht schwer zu beantworten sein. „Würdest du mit einem HIV-positiven Kollegen in die Kantine gehen?“, heißt es da zum Beispiel. Die Deutsche Aids-Hilfe wünscht sich in diesem Fall als Antwort: „Klar, wenn das Essen genießbar ist!“ Denn die betroffenen Menschen sind nicht nur mit dem Virus infiziert, „der zweite Teil ist eine gesellschaftliche Erkrankung“, sagt Dietmar Heyde. „Den Menschen droht ein Stigma“, erklärt der Geschäftsführer der Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel. Die diesjährige Kampagne zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember richtet sich deshalb gegen die Diskriminierung gegenüber Menschen mit HIV und soll Vorurteile entkräften. In Duisburg finden die Aktionen im „Forum“ an der Königstraße statt.

Unbegründete Ängste vor einer Ansteckung und Vorurteile führen häufig zu einer Diskriminierung von Menschen mit HIV. Mit dem Virus könne man inzwischen recht gut leben, betont die Aids-Hilfe, die Anfeindungen aus der Gesellschaft würden da schwerer wiegen. Die Mitarbeiter am Informationsstand im „Forum“ sollen dazu am Montag Aufklärungsarbeit leisten. „Wir brauchen ein Klima, das von Akzeptanz geprägt ist“, unterstreicht Heyde. Daraus würde in der Bevölkerung auch eine höhere Bereitschaft zu Tests resultieren, mit denen Neuinfektionen früher erkannt und eine weitere Ausbreitung verhindert werden könne.

Auch die Kindernothilfe beteiligt sich am Aktionstag im „Forum“ und rückt Kinder und Babys mit HIV in den Fokus. Ein Schlüsselfaktor, um weltweit die Jüngsten vor einer Infektion zu schützen, sei die Verhinderung der Mutter-zu-Kind-Übertragung, erklärt Frank Mischo, Leiter des HIV-/Aids-Referats der Kindernothilfe. In den vergangenen fünf Jahren sei die Zahl von jährlich rund 500 000 neuinfizierten Babys auf etwa 300 000 gesunken. Das sei in erster Linie durch die schnelle Behandlung von betroffenen Müttern gelungen. Um die Arbeit auf diesem Gebiet weiter verbessern zu können, hat die Kindernothilfe die Kampagne „Kinder ohne Aids – Medikamente und Tests für alle“ initiiert. Der in Duisburg ansässige Verein fordert von der Bundesregierung die Aufstockung der finanziellen Leistungen für den globalen Fond zur Bekämpfung von Aids, aber auch von Tuberkulose und Malaria auf 400 Millionen Euro jährlich. Diese Höhe sei angemessen, so Mischo.

In Duisburg leben etwa 650 Menschen mit HIV, im letzten Jahr gab es 24 Neudiagnosen. 2012 waren es noch 15, doch an diesen geringen Zahlen lasse sich kein Trend erkennen, betont Dieter Weber, Leiter des Duisburger Gesundheitsamtes. „Aber jeder ist einer zu viel.“