An Rhein und Ruhr. . Verband sieht flächendeckende, allgemeinmedizinische Versorgung von HIV-Patienten in Gefahr. Probleme in Duisburg und am Niederrhein. NRW-weit rund 18 000 Infizierte
Die Aids-Hilfe Nordrhein-Westfalen sieht die flächendeckende allgemeinmedizinische Versorgung von HIV-Infizierten in Gefahr. „Das Wissen über HIV ist bei Allgemeinmedizinern meist nicht so ausgeprägt, dass man als Infizierter zu jedem Hausarzt gehen kann“, erklärte Guido Schlimmbach von der Aids-Hilfe NRW. In rheinischen Großstädten wie Düsseldorf und Köln sei die Versorgung zwar gut, aber schon in Duisburg und am Niederrhein gebe es Probleme. Auch in anderen Landesteilen wie dem Westmünsterland oder Ost-Westfalen haben es Infizierte schwer mit einer medizinischen Anlaufstelle.
Beispiel Duisburg und der Niederrhein: Nach Angaben der örtlichen Aids-Hilfe gibt es in der Region nur einen Mediziner mit ausgewiesenem Schwerpunkt in Duisburg-Süd und einen weiteren in Krefeld. Bei der Aids-Hilfe schätzt man, dass allein der Duisburger Arzt 270 HIV-Patienten betreut. In Nachbarstädten wie Oberhausen, aber auch in den Kreisen Kleve und Viersen gebe es keine Schwerpunkt-Ärzte. Dort weiche man z. B. zur Düsseldorfer Uni-Klinik aus.
Jedes Vierteljahr zur Kontrolle beim Arzt
„Wenn solche Schwerpunkt-Ärzte mal längere Zeit ausfallen oder sich in fünf oder zehn Jahren zur Ruhe setzen, gibt es ein echtes Problem“, sagte Aids-Hilfe-Sprecher Schlimmbach gestern im Vorfeld des Düsseldorfer Aids-Kongresses im Gespräch mit der NRZ. Infizierte müssen im Schnitt vierteljährlich ihren Arzt aufsuchen. Sie lassen sich dann medizinisch beraten, etwa zu Nebenwirkungen der Therapie. Ein Blutbild gibt Aufschluss über die aktuelle Viruslast.
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Aktuell wird NRW-weit von rund 18 000 HIV-Infizierten ausgegangen, etwa 80 % Männer und rund 20 % Frauen. Jährlich kommen mehrere Hundert Neuinfektionen hinzu. Bei der Aids-Hilfe NRW ist man überzeugt, dass sich die Versorgungsprobleme in den Regionen verschärfen werden. Die Zahl der HIV-Patienten werde größer – und das schon allein deshalb, weil man dank des medizinischen Fortschrittes immer länger mit einer Infektion leben kann. „Wir betreuen Leute, die sind über 70, und einige von denen haben sich bereits in den 80er-Jahren infiziert“, berichtet Schlimmbach.
Seitens des Verbandes appelliert man an die Politik zu prüfen, wie man in den Regionen in Krankenhäusern Raum für HIV-Patienten schaffen kann. Überlegt werden müsse auch ein flexibleres Bezahlmodell für niedergelassene Ärzte: „Wenn sich eine Hausärztin aus Emmerich bei der Uni-Klinik Essen über die Versorgung ihres HIV-Patienten informiert, bekommt sie ein solches längeres Telefonat derzeit nicht bezahlt“, berichtet Schlimmbach.