Duisburg. In 30 Jahren will die Stadt Duisburg den 200-Millionen-Euro-Kredit für den DVV-Konzern zurückgezahlt haben. Das kostet jährlich zehn Millionen Euro.
Man stelle sich vor: Eine Familie kauft ein Haus und finanziert Zins und Tilgung 30 Jahre lang über ihren Dispo-Kredit. Genauso geht die Kämmerei vor, wenn sie sich demnächst 200 Millionen Euro bei den Banken leiht. Nur dass sie keine Immobilie kauft, sondern das Geld in das Eigenkapital des DVV-Konzerns pumpt, der damit die kriselnden Stadtwerke wieder auf die Erfolgsspur führen will. Dieses Vorgehen und den in dieser Höhe historisch einmaligen Investitionskredit will der Stadtrat am Montag mit breiter Mehrheit beschließen.
Indes wird die Rückzahlung der Neuverschuldung über drei Jahrzehnte auf der Stadtkasse lasten. Kämmerer Peter Langner verweist auf Nachfrage unserer Redaktion auf die „goldene Bilanzregel“, nach der langfristiges Vermögen auch langfristig zu finanzieren sei. Er strebt eine Zinsbindung über die gesamte Laufzeit der Darlehen von 30 Jahren an.
Stadt zahlt jährlich zunächst 9,3 später zehn Millionen Euro
Wie bei einer privaten Baufinanzierung liegt der Zinssatz dafür deutlich höher, für eine Kommune aber nur bei 2,1 Prozent. Damit will der Kämmerer das Risiko steigender Zinsen ausschließen. Welche Banken der Stadt das Geld leihen, ist noch offen und soll „Ergebnis einer Marktabfrage“ sein.
Die Stadtkasse belastet Zins und Tilgung mit 9,3 Mio Euro, ab 2018 mit 10 Mio Euro. Nach 30 Jahren wäre die Schuld vollständig getilgt. Finanziert wird die jährliche Last über die sogenannten „Kassenkredite“. Sprich: Die neuen Schulden von 200 Mio Euro zahlt die Stadt quasi aus ihrem „Dispo“.
DVV-Eigenkapital wird verdoppelt
Begründet wird die Finanzspritze mit der geringen Eigenkapitalquote beim mächtigen DVV-Konzern, die bei kreditgebenden Banken für ein abgestuftes Rating sorgt. Zu den Quoten gab es zuletzt aus der Politik viele offene Fragen, neue Erkenntnisse bringen jetzt die Jahresabschlüsse, mit denen sich der Rat ebenfalls am Montag beschäftigen wird: Demnach liegen die Eigenkapitalquoten bei den Stadtwerken bei 24,3 Prozent, bei der DVG bei 28, bei der DVV bei 48 und konzernweit bei 23,5 Prozent.
Zum Vergleich: Bei der Gebag liegt die Quote bei 6,5 Prozent.
Wie der DVV-Konzern auf Nachfrage mitteilt, strebt er eine „allgemein wirtschaftlich angemessene“ Eigenkapitalquote von mindestens 30 Prozent an. Durch die Finanzspritze von 203,6 Mio Euro würde sich die „Bonität entsprechend verbessern“. In der Bilanz ist das Eigenkapital mit 218,5 Mio Euro angegeben, würde sich in Summe also nahezu verdoppeln.