Duisburg. Um Asylbewerber in Duisburg unterbringen zu können, erwägt Sozialdezernent Reinhold Spaniel, zur Not auch Veranstaltungshallen zu belegen.

Zuletzt war sie die Herberge für den Parteitag der Duisburger SPD, davor war sie Bühne für die NRW-Meisterschaft im Bodybuilding, im vergangenen Herbst trafen hier Bürger und Behörde zum strittigen Thema „Giftstofflager auf Logport“ zusammen, Veranstaltungen für Tanz, Karneval, Musik haben hier regelmäßig ein festes Zuhause. Jetzt zieht Duisburgs Sozialdezernent Reinhold Spaniel in Erwägung, neben Turnhallen auch Veranstaltungshallen der Stadt, zum Beispiel auch die Rheinhausenhalle, für die Notunterbringung von Asylbewerbern heran zu ziehen.

Alleine in diesem Jahr, so erklärte der Stadtdirektor gegenüber der NRZ, werde die Stadt zusätzlich geschätzte 3000 Flüchtlinge und Asylbewerber unterbringen müssen; 2200 Flüchtlinge sind bereits in Notunterkünften und Wohnungen platziert. Spaniel, der am Montag vor Vertretern von Kirchen, Politik und Verbänden im Rahmen eines neuen „Runden Tisches Asyl“ über die dramatische aktuelle Entwicklung sprach, warb im Gespräch mit der Redaktion um Verständnis, dass es angesichts der dramatischen weltpolitischen Lage bei der Unterbringung von Flüchtlingen, die die Stadt vom Land zugewiesen bekomme, keine Tabus geben könne.

Reaktivierung der Zeltstadt nicht ausgeschlossen

Priorität habe selbstverständlich, die Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen. Aber angesichts der anhaltend großen Anzahl von Menschen auf der Flucht, die Duisburg erreichen, sei es unumgänglich, auch an Turnhallen oder Hallen anderer Art heran zu gehen. Auch die Reaktivierung der bundesweit so heftig kritisierten Zeltstadt in Walsum schließt der Sozialdezernent keineswegs aus.

Mittlerweile seien 14 andere Städte in Deutschland aus der puren Unterbringungsnot dem Duisburger Beispiel gefolgt - nur in Duisburg habe man die Zeltstadt dann am Ende nicht belegt. Vor den Verbandsvertretern am Runden Tisch machten der Stadtdirektor und der Oberbürgermeister zudem klar, dass es bei diesem Thema für die Zukunft „keinerlei Entspannung zu erwarten“ sei. Die Not ist riesengroß, es fehlen passende Unterkünfte und die Stadt ist finanziell am Ende ihrer Möglichkeiten.

Landeseinrichtung in Neumühlplatzt aus allen Nähten

Selbst die Landeseinrichtung im ehemaligen Barbara-Hospital in Neumühl - längst Durchgangsstation für 600 statt einst geplanten 300 Asylbewerbern - platzt schon aus allen Nähten. Das Instrument, leerstehende Wohnungen zu beschlagnahmen sei ausgereizt. Derzeit leben in Duisburg etwa 1100 Flüchtlinge in 430 Wohnungen. Bis die geplanten sieben Neubauten für die Flüchtlinge in den Bezirken zur Verfügung stehen, vergehen noch Monate. Bis dahin werden die Turnhallen an der Usedomstraße und der Paul-Rückert-Straße für Notunterkünfte herhalten müssen. Und später womöglich auch die Rheinhausenhalle . . .