Duisburg. Duisburger Erzieherinnen demonstrieren vor dem Rathaus. Auch Eltern und Kinder mischen sich darunter. Am Dienstag wollen Sozialarbeiter streiken.

Mareike Paic hält ein hübsch gemaltes Plakat in die Luft. Zu sehen ist ein Kind – und drumherum die Aufgaben der Erzieherinnen: Trösten, Spielen, auf die Schule vorbereiten. „Früher haben wir familienergänzend gearbeitet, heute übernehmen wir viele Dinge, die eigentlich von der Familie geleistet werden sollen.“ Mareike Paic liebt ihren Job, arbeitet seit 20 Jahren als Erzieherin, doch sie will endlich mehr Wertschätzung: Deshalb steht sie nun mit rund 350 Kollegen vor dem Rathaus. „Wir sind keine Basteltanten, wir sind Zukunftsgestalter.“ Und die wollen angemessen bezahlt werden. Der Streik wird erst einmal unbefristet fortgesetzt.

Das stellt Helena Ossow vor Schwierigkeiten. Die Mutter einer Tochter ist Elternratsvorsitzende in der Kindertagesstätte (KiTa) Obermarxloher Straße. Gemeinsam mit ein paar anderen Müttern und Kindern ist sie vors Rathaus gezogen, weil sie sich von der Stadt nicht unterstützt fühlt. „Momentan mache ich viele Minusstunden im Job, um die Betreuung zu gewährleisten.“

Stadt zieht eine positive Zwischenbilanz

Aylin Karagöz erzählt, dass ihre beiden Töchter Ella und Meleksu anfangs Bauchschmerzen hatten, weil sie nicht in eine fremde Notgruppe wollten. „Unsere Erzieherin haben es zum Glück hinbekommen, dass die Kinder aus unserer KiTa zusammenbleiben konnten.“ Sie und ihr Mann seien selbstständig. „Ich bin auf einen Platz in der Notgruppe angewiesen.“ Die Stadt zieht für die erste Woche indes eine positive Bilanz: „Die Eltern waren sehr diszipliniert. Und selbst zehn nachgemeldeten Kindern konnten wir einen Platz vermitteln, weil nicht alle Eltern ihren Platz in Anspruch genommen haben“, erklärt eine Stadtsprecherin.

Verdi an der Seite der Eltern

Thomas Keuer, Geschäftsführer der Gewerkschaft Verdi, sieht sich an der Seite der Eltern – und plädiert dafür, ihnen die Gebühren zurückzuzahlen. Allerdings, so macht es den Eindruck, treffe der Streik die Stadt am wenigsten. „Die Stadt profitiert noch, weil sie die Löhne spart“, bedauert Keuer. Doch es gebe eben keine andere Möglichkeit, um Druck zu erzeugen. Er hofft, dass es dem Oberbürgermeister irgendwann zu viel werde und dieser beispielsweise einen Brief an den Arbeitgeberverband schickt, damit dieser sich auf die Gewerkschaft zubewegt. So lange soll weiter gestreikt werden.

Am kommenden Dienstag sind übrigens auch die Sozialarbeiter, die in einem der 17 städtischen Jugendzentren arbeiten, zum Streik aufgerufen. Diese haben bereits in den vergangenen Tagen ebenfalls die Arbeit nieder gelegt. „Die Arbeit hat sich immer weiter verdichtet. Wir müssen in so vielen Bereichen fit sein – wenn es um Probleme der Jugendlichen geht oder bei Schulfragen helfen können“, schildert Verdi-Vertrauensmann Jürgen Strohmeyer.

Zivildienstleistende und Hausmeister fehlen

Gleichzeitig fehle der Zivildienstleistende, Hausmeister gebe es kaum noch. Wenn also was am Haus zu erledigen sei, müssten sich die Sozialarbeiter auch darum kümmern. Allerdings werde der Beruf, für den immerhin ein Studium nötig sei, so schlecht bezahlt, dass man davon kaum eine Familie ernähren könne. „Wenn das so weiter geht, finden wir bald keinen Nachwuchs mehr“, glaubt Strohmeyer.