Duisburg. Während des Kita-Streiks muss auch Stadt-Mitarbeiterin Phailin Weitz improvisieren - sie nimmt ihre Tochter Malini mit ins Büro.
Normalerweise kümmert sich Phailin Weitz in Zimmer 506 des Ordnungsamts um die Umsetzung des Landeshundegesetzes. Heute fallen auch Dinosaurier in ihr Aufgabengebiet. Die Spielgefährten gehören ihrer Tochter Malini. Da die Erzieherinnen in der Kindertagesstätte Märchenweg streiken, und auch die Großeltern nicht immer Zeit haben, darf die Vierjährige mit ins Büro. Die Kleine weiß sich zu beschäftigen, hat eine ganze Herde Dinos mitgebracht, Pustestift, eine Knetmaschine und „Schmusi“, einen Teddybär.
„Die Kleine ist relativ ruhig, das ist unproblematisch“, erklärt Abteilungsleiter Thomas Freitag, selbst Vater von achtjährigen Zwillingen. Für ein paar Tage sei es durchaus unproblematisch, dass Phailin Weitz ihre Tochter mitbringt. Und sogar der Oberbürgermeister hat es erlaubt. „Das war ein pragmatischer Ansatz“, erklärt Stadtsprecher Peter Hilbrands. Er hat allerdings keinen Überblick, wie viele Mitarbeiter von dem Angebot tatsächlich Gebrauch machen.
Ein ausgeklügelter Betreuungsplan
Die städtische Angestellte ist jedenfalls froh, dass sie die Möglichkeit hat, Malini mitzubringen. Gemeinsam mit den anderen Kindergarten-Müttern hat sie einen ausgeklügelten Betreuungsplan erstellt. Für einen Tag hat Phailing Weitz sogar Urlaub eingereicht, um die Tochter samt Freundinnen zu betreuen. Malini macht immerhin einen ganz zufriedenen Eindruck und malt das fünfte „Dino“-Bild.
Regina Menning, Gründerin der Facebook-Gruppe von „Mütter in Duisburg“ ist indes glücklich, dass sie einen Platz in einer Notfall-Gruppe ergattert hat. Dafür musste sie nachweisen, dass sie und ihr Mann arbeiten gehen müssen – und auch keine Verwandtschaft in der Nähe wohnt. Dafür muss sie die Kleine auch früher aus der Notfall-Kita abholen. Da die Arbeit trotzdem gemacht werden muss, nimmt sie die Unterlagen teils mit nach Hause. „Ich habe kein Verständnis für den Streik. Sie können höchstens ein paar höhere Entgeltpunkte erreichen. Aber inhaltliche Verbesserungen müssten im Kinderbildungsgesetz geregelt werden – und dafür ist das Land zuständig.“
Rund 600 Erzieherinnen haben in Duisburg ihre Arbeit nieder gelegt
Thomas Keuer, Geschäftsführer der Gewerkschaft Verdi, schätzt, dass rund 600 Erzieherinnen ihre Arbeit nieder gelegt haben. Am heutigen Mittwoch wollen die Demonstranten durch die Duisburger Innenstadt ziehen, am Freitag vor dem Rathaus protestieren. Wie lange der Streik dauert, darüber möchte Keuer nicht spekulieren. „Die Arbeitgeber haben es in der Hand, ein vernünftiges Angebot vorzulegen.“
Derweil bleibt die Stadt bei ihrer Haltung, die Kindergartenbeiträge nicht zurückzuerstatten. Wie viel Personalkosten Duisburg pro Tag spart, könne man ebenso wenig sagen. Bevor Berechnungen angestellt werden, wolle man zunächst einen Blick auf die Streiklisten werfen. Andere Städte wie Gelsenkirchen oder Dortmund, die finanziell ebenso klamm sind, wollen indes prüfen, ob sie die Gebühren erstatten können. Deshalb plädiert Duisburgs CDU-Chef Thomas Mahlberg: „Da an die streikenden Kita-Mitarbeiter kein Lohn gezahlt wird, können die Personalkosten für Rückerstattung an die Eltern eingesetzt werden.“