Duisburg. „Duisburg entscheidet sich“ heißt das Projekt, das die Stadt, die Krankenkassen, der MSV und der BDO am Samstag beim Top-Spiel in der Arena vorstellen.
„Das Schlimmste“, sagt Michael Tönnies, „das Schlimmste ist das Warten.“ Jedes Klingeln des Telefons ließ die MSV-Legende vor zwei Jahren zusammenzucken – damals, als er lebensgefährlich erkrankt war und in jedem einzelnen Moment nur auf die eine, entscheidende Nachricht hoffte, dass für ihn eine geeignete Spenderlunge gefunden worden sei. Sechs unendlich lang erscheinende Monate dauerte diese Geduldsprobe bis zum erlösenden Moment, der sein Leben retten sollte. „Dieses halbe Jahr war die Hölle“, so Tönnies.
Der einstige Fußballstar aus glorreichen „Zebra“-Zeiten engagiert sich nun für ein Projekt, das die Stadt Duisburg, der Bundesverband der Organtransplantierten (BDO), die Krankenkassen und der MSV ins Leben gerufen haben. Unter dem Motto „Duisburg entscheidet sich!“ werben alle Beteiligten in der Bevölkerung für den Erwerb eines Organspendeausweises. Vorgestellt wird das Projekt am Samstag beim Aufstiegs-Endspiel des MSV gegen Holstein Kiel. Eine publikumsträchtigere Auftaktveranstaltung hätten sich die Macher kaum wünschen können: Das Stadion ist mit über 30 000 Zuschauern ausverkauft.
Skandale sorgten für abnehmende Spendebereitschaft
Die Bereitschaft zur Organspende war in den vergangenen Jahren rapide gesunken. Verantwortlich dafür waren jene Skandale, als sich Ärzte bestechen ließen und diese zahlungswilligen Patienten schneller zu einem Spenderorgan verhalfen. Diese Negativ-Schlagzeilen brannten sich im Gedächtnis vieler Bürger fest. Das Organspenden hatte ein akutes Imageproblem.
Das schlug sich auch auf die Zahlen nieder: Im Jahr 2009 gab es bundesweit 330 Organtransplantationen, 2014 waren es nur noch 204. „Im ersten Quartal 2015 gab es zumindest einen leichten Anstieg zu verzeichnen. Es muss aber noch deutlich besser werden“, sagte Bernd Haack vom BDO. Es sei grundsätzlich sehr schwer, mit den Menschen über dieses so schwierige Thema ins Gespräch zu kommen: „Schließlich redet man da über ihren eigenen Tod.“
Das soll sich mit der Aktion nun ändern. „Wir wollen Ängste und die Scheu vor dem Organspendeausweis nehmen“, sagte Manfred Gregorius, Sprecher des „Runden Tisches der Krankenkassen“. Jeder müsse für sich herausfinden, ob Organspende für ihn eine Option sei, so Gregorius. Es sei aber besser, diese Entscheidung selbstbestimmt und bei Gesundheit zu treffen, als sie nach einem möglichen Unfall den emotional aufgewühlten Angehörigen zu überlassen.
Broschüren und Ausweise
Die Krankenkassen legen beim Fußball-Knüller am Samstag an mehreren Infoständen in der Arena Broschüren, aber auch Organspendeausweise aus. Dem Publikum soll das Projekt zudem über das Stadion-TV vorgestellt werden. Vor der Kamera stehen dann OB Sören Link, aber natürlich auch Publikumsliebling und Co-Stadionsprecher Michael Tönnies.