Duisburg. Archäologe Thomas Platz: Aufbau des Mercator-Quartiers stützt sich auf historische Befunde. Wohnungsbau soll alte Elemente integrieren.

„Mercator hatte einen enormen Platzbedarf. Er brauchte Arbeitsräume und Werkstätten. Wahrscheinlich hat er unten gearbeitet und oben gewohnt“, erklärt Archäologe Thomas Platz und blickt auf ein Modell, mit dem die Häuser Mercators originalgetreu nachempfunden wurden.

Beim Tag der Städtebauförderung stellen Platz und Rolf Fehr, Projektleiter des Mercator-Quartiers, interessierten Bürgern den Stand der Planung vor. Sie stehen an Ort und Stelle, im ehemaligen Berufskolleg. Das wird, falls die Fördermittel genehmigt werden, in den nächsten Monaten bis auf die Grundmauern abgerissen. Die Archäologen werden parallel weiter untersuchen, was sich noch an historischen Zeugnissen im Boden befindet. „Der Wiederaufbau des Mercator-Hauses wird sich auf archäologischen Befunden stützen, das wird kein Disney-Land“, betont Platz.

Andenken an Mercators Frau

Rund 3,5 Millionen Euro werden die archäologischen Untersuchungen und die Abriss-Arbeiten kosten. Bei ersten Grabungen haben die Fachleute bereits einen komplett erhaltenen Gewölbe-Keller entdeckt. Neben dem Mercator-Haus soll auf dem 26 000 Quadratmeter großen Gelände Wohnbebauung entstehen. Die Funde sollen in die Neubauten integriert werden. „Der Keller könnte mitgenutzt werden“, so Platz.

Die Grundrisse sollen kleinteilig sein und könnten historische Elemente aufgreifen. Andere Städte, etwa Dresden oder Frankfurt, hätten Quartiere komplett nach altem Stil wieder aufgebaut.

„Das wollen wir nicht. Aber an diesem Punkt der Diskussion sind wir noch gar nicht“, betont Fehr. Auch das Mercator-Haus soll keineswegs nur ein Museum sein. „Es könnte von einer Bildungseinrichtung genutzt werden“, schlägt Fehr vor. Auch ein Café oder ein Hotel seien denkbar.

Das Land will die Abbrucharbeiten fördern

Christine Lebiadzenka hört aufmerksam zu. Sie ist selbst Stadtplanerin, wohnt selbst in der City und interessiert sich für die Stadtentwicklung.

„Ich würde das Mercator-Haus nicht eins zu eins wieder aufbauen. Das macht man als Architekt nicht. So hat man früher gebaut, heute gibt es andere Stile“, findet sie. Eine andere Dame, die sich für das Frauen-Netzwerk Duisburg engagiert, bringt ein Gedenk-Haus für Mercators Frau Barbara ins Spiel. Es könnte beispielsweise von Frauenverbänden genutzt werden.

Das Land NRW hat schon signalisiert, dass es die Abbrucharbeiten fördern will. Bei „optimistischer Zeitrechnung“ könnte dann Mitte 2017 über die Gestaltung des Mercator-Quartiers beraten werden.

Bahnhofsplatte: Baubeginn im südlichen Bereich 
Am Rande der Platte liegen derzeit zahlreiche Mustersteine.
Am Rande der Platte liegen derzeit zahlreiche Mustersteine. © Funke Foto Services

Am Rande der Bahnhofsplatte hat Marc Evertz vom Amt für Umwelt und Grün, neue Pflastersteine verlegen lassen. Die 60 mal 30 Zentimeter großen Steine sind satt-grau, hell-grau, mausgrau. „Wir wollen den Farbverlauf testen.“ Offiziell heißt die Bahnhofsplatte natürlich Portsmouthplatz, so steht es auch auf allen offiziellen Plänen – aber selbst „Immersatt“ hat als kleines Andenken „Bahnhofs-Plätzchen“ gebacken. Auf dem Mürbeteig-Platten befindet sich ein Plan, wie das Entree zur Stadt später einmal aussehen soll.

„Ich finde es gut, dass die Bürger mitgestalten konnten. Und es ist sinnvoll, den Bahnhofsplatz mit Gebäuden einzufassen“, erklärt Gunter Zimmermann. Der Inhaber eines Architekturbüros interessiert sich schon qua Job für die Innenstadt-Entwicklung. Genau diese Beteiligung hat der Stadt viel Lob eingebracht.

An diesem Samstag hagelt es aber auch Kritik. „Sie haben die Bürger gefragt, was sie wollten. Wir wollten, dass die Bäume stehen bleiben“, sagt eine ältere Dame. Genau über diesen Punkt habe sich die Stadt hinweggesetzt. Die Mitarbeiter vom Amt für Stadtplanung geben sich indes Mühe, zu argumentieren, dass es ja politische Beschlüsse für die Umsetzung gegeben habe. Richtig zufrieden wirkt die kritische Bürgerin aber nicht.

An anderer Stelle werden die Wünsche aus dem Charette-Verfahren allerdings umgesetzt: So liegen neben den Gehweg-Mustern noch weitere Steine, vorwiegend in gelblichen Abstufungen. Dieser Bodenbelag soll die farblich abgesetzte Bühne bilden. Der Platz soll für Veranstaltungen genutzt werden können. Auch die Wahl der Stühle steht schon fest: Studenten der Folkwang-Hochschule haben in einem Wettbewerb mehrere Vorschläge gemacht. Ein schwarzes Modell mit Holz-Latten als Sitzfläche machte das Rennen.

Zunächst wird mit dem Ausbau der Platte im südlichen Bahnhofs-Bereich begonnen. Erst danach starten die Arbeiten gegenüber des Eingangs zur Königstraße. Die Ecke, auf der einmal das Quergebäude stehen soll, bleibt zunächst frei. Denn noch immer ist schließlich kein neuer Investor für das Gebäude gefunden.