Ein Nachbau ist machbar, aber ganz anders und deutlich teurer als die gedachten 1,8 Millionen Euro: 18 Monate Jahre nach dem archäologischen Sensationsfund der gut erhaltenen Kellergewölbe und den Fundamenten des Wohnhauses von Gerhard Mercator hat gestern eine Projektgruppe der Duisburger Bürgerschaft unter Federführung der Bürgerstiftung die Ergebnisse einer mit Interesse erwarteten „Machbarkeitsstudie“ vorgelegt. Dem Oberbürgermeister dieser Stadt vorgelegt.

Die Botschaft an Politik und Verwaltung: Der Wiederaufbau eines einzelnes historischen Mercatorhauses mache keinen Sinn, weil eine Gebäude-Architektur des Mittelalters, vollgestopft mit notwendiger Technik der Neuzeit, am Ende zu klein und zu unwirtschaftlich für jede Art von Nutzung wäre.


Konsequenz: Statt eines Solitärs schlägt Klaus Becker, Leiter der Projektgruppe der Bürgerstiftung dem Oberbürgermeister eine so genannte „Vier Quadranten-Lösung vor“. Nicht ein Mercator-Haus soll auf den alten Fundamenten gebaut werden, sondern ein ganzes Ensemble aus vier Häusern: Das historische Mercatorhaus, direkt daran ein Hofgebäude, daneben einen kompletten Neubau, am Neubau und neben dem Mercatorhaus dann das Ott-Vogel-Haus, das mit seinen Giebeln ähnlich anmutet wie Mercators Wohnhaus. Geschätzte Gesamtkosten für 2500 qm Mietfläche: Stattliche 11 Millionen Euro.

Wie könnten diese Häuser genutzt werden? Wer könnte 11 Mio. Euro finanzieren. Und wer sollte bauen? Denn für die Duisburger Bürgerschaft, dies machte gestern Projektleiter Klaus Becker deutlich, sei es schlichtweg unmöglich ein 11-Mio-Euro-Projekt über Spenden und Sponsoren zu stemmen.

Ein Planspiel der Bürgerschaft, die diese Studie ja erarbeitet haben, gibt versuchsweise vor: Das historische Wohnhaus sollte als „Mercator Werkstatt“ genutzt werden - das restliche Gebäudeensemble könnte als „Europäisches Zentrum für Bildung“ errichtet werden, in dem dann Ausstellungen, Veranstaltungen und die Universität Duisburg-Essen mit einer Stiftungs-Professur anzutreffen wären. Ideal wäre, so Becker, wenn sich die Stadt als Partner mit einbringen würde.

Oder, Planskizze Nummer 2, man könnte das Ganze in das Wohnkonzept des drumherum entstehende neuen Wohnquartiers einbinden. Oder Vorschlag Nummer 3: Ein Investor realisiert seine eigene Idee, zum Beispiel mit einem Romantik-Hotel.

Wie das Projekt zu finanzieren wäre, ob es tatsächlich Fördermittel vom Land gibt, Kredite von Banken, Spenden und Sponsorengelder blieb gestern dann doch sehr im Ungefähren.

OB Sören Link indes, der sich bereits im vergangenen Jahr für das Projekt stark gemacht hatte („Lasst uns den Duisburgern ihre alte Stadtmitte wieder geben!“) zeigte sich gestern sehr angetan, von den technisch profunden Vorarbeiten der Bürgerschaft. Link: „Die Bürger haben mit dieser Studie eine großartige Vorarbeit geleistet.“ Jetzt sei aber die Stadt am Zuge, die Dinge auf die Gleise zu setzen. Link: „Ich kann mir aber die Entwicklung des Wohnquartiers nicht ohne den Nachbau des historischen Mercatorhauses vorstellen.“ Beides gehöre unzweideutig zusammen. Hier bestehe die einmalige Chance, die Duisburger Geschichte fühlbar, sichtbar und erlebbar zu machen.

Zum Jahresende rechnet die Stadt mit der Zuweisung von Fördermitteln, die es ihr erlauben, im kommenden Jahr dann endlich die leergezogene Berufsschule abzureißen. Link: „Damit wir in 2016 mit dem Nachbau beginnen können.“ Möglicherweise wird das Mercator-Ensemble genauso wie das geplante Mercator-Wohnquartier dann Schritt für Schritt in einzelnen Bauabschnitten und nicht in einem einzigen Akt errichtet.

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