Duisburg. . Der frühere MSV-Stürmer Michael Tönnies und Buchautor Jan Mohnhaupt begeistern bei einer Lesung die 150 Zuhörer im prall gefüllten „Djäzz“.

Michael Tönnies hat noch heute beachtliche Vollstrecker-Qualitäten: Wann immer sich dem früheren Torjäger des MSV die Chance bot, eine Pointe zu setzen, nutzte er sie – zur Freude der 150 Zuhörer, die bei einer Lesung das „Djäzz“ in der Innenstadt bis auf den letzten Platz füllten. Dort stellten Tönnies und Autor Jan Mohnhaupt am Samstagabend das neue Buch „Auf der Kippe – Die zwei Leben des Michael Tönnies“ vor. Und diese über zweistündige Reise in die Vergangenheit des früheren Publikumslieblings zeigte ein Profifußballer-Leben im Zeitraffer – mit einigen sehr bewegenden, aber vor allem ganz vielen lustigen Momenten.

In den Reihen vor der kleinen Bühne hatten nicht nur zahlreiche MSV-Fans, sondern auch Verwandte von Tönnies und reichlich Fußball-Prominente Platz genommen. Frühere Teamkollegen wie Lothar Woelk, Ferry Schmidt oder Pino Steiniger sowie Trainer-Legende Uli Maslo lauschten gebannt wie alle Zuhörer den Schilderungen des Zebra-Stürmers, der einst wegen einer schweren Lungenerkrankung mit dem Tode rang.

Viele MSV-Fans und ehemalige Spieler im Publikum

Zwar gingen Autor und Fußballer unter der Moderation von MSV-Stadionsprecher Stefan Leiwen bei ihrem Rückblick auf die Karriere von „Tornado Tönni“ streng chronologisch vor, doch es blieb genügend Spielraum zur freien Entfaltung. Autor Jan Mohnhaupt hielt sich dezent zurück und trug ausgewählte Passagen vor. Tönnies fühlte sich am wohlsten, wenn er einfach drauflosplaudern konnte – mit höchstem Unterhaltungswert.

Und so erzählte Tönnies von seinem Tor gegen die Bayern als Amateur beim 1. FC Bocholt und von seiner schlimmsten Zeit als Fußballer bei Rot-Weiß Essen. Vor allem mit Trainer Horst Hrubesch eckte er dort an. Auch wegen dessen Ernährungsvorgaben an die Spieler. „Wir bekamen immer alles ohne Soße serviert“, erinnerte sich Tönnies. „Das war mir zu trocken. Und Hrubesch hat sich immer dick die Sauce Hollandaise auf alles draufgekippt. Da habe ich gesagt: Trainer, die will ich auch. Da hat er gesagt: Soße kriegst du nur, wenn du auch mal Europameister warst.“

Sein persönliches Lieblingstor schoss Tönnies gegen RWE

Tönnies erzählte, wie unvorteilhaft die Querstreifen der MSV-Trikots stets für seine Figur waren. In Duisburg, wo er sportlich seine große Zeit erlebte, nannten sie ihn nicht von ungefähr „den Dicken“. Der schoss aber traumhafte Tore. Sein persönlich schönstes beim 4:2-Sieg 1990 im Zweitligaderby gegen RWE. Das bekam das Publikum ebenso als kurzes Einspielfilmchen gezeigt wie zahlreiche andere alte Tönnies-Momente.

Doch auch sein unsolider Lebenswandel, seine Erkrankung, der Kampf der Fans um ihren Liebling und die gelungene Lungentransplantation kamen zur Sprache. Und vieles davon bewegt Tönnies noch heute. Rentner sei er nun. Und zudem Co-Sprecher und Vorleser der Mannschaftsaufstellung bei MSV-Heimspielen. „Seitdem ich das mache, sind wir zuhause ungeschlagen“, sagte Tönnies. Und diese Serie hielt auch gestern beim 2:1 gegen Münster.