Duisburg. Viel kriminelle Energie bei Subunternehmen der Industrie hat die Gewerkschaft IG Metall ausgemacht. Die Arbeiter verdienen teilweise nur 2,30 Euro.

„Wenn wir ehrlich sind: Als das damals begann, dass eigene Abteilungen aufgelöst und die Ar­beiten an Fremdfirmen vergeben wurden, hat uns doch nur interessiert, für unsere eigenen Leute, die gehen mussten, über Sozialplan möglichst viel herauszuholen.“ So beschrieb ein Gewerkschafter die damalige Situation, als jetzt der Migrationsausschuss der Duisburger IG Metall beim Kanuclub in Wanheim über die Lage der mit Werkverträgen in der Eisen- und Stahlindustrie Beschäftigten diskutierte.

Die IG Metall hat längst die Kehrtwende vollzogen, hat mit Benjamin Pankow einen Sekretär nur für dieses Thema. Und Ar­beitsdirektor Thomas Schlenz von Thyssen-Krupp Steel Europa (TKSE) machte klar, dass die Problematik auch in der Chefetage erkannt ist.

80 Prozent der Mitarbeiter sind Migranten

80 Prozent der Mitarbeiter von Fremdfirmen sind Migranten. In vielen Fällen stehe es um ihre Arbeitsbedingungen miserabel, seien weder Arbeitszeit, Arbeitsschutz noch Bezahlung akzeptabel. Offenbar würden die Unkenntnis dieser Leute über ihre Rechte oder ihre unsicheren Aufenthaltsbedingungen gezielt ausgenutzt. „Bei einzelnen Gewerken gibt es bis zu 14 Unterstufen von Subunternehmen, bis hinab zu 2,30 Euro die Stunde“, so Pankow. Da sei viel kriminelle Energie im Spiel. Und Thomas Schlenz räumte ein, dass es für die Werkleitung kaum noch überschaubar sei, wer sich alles auf der Hütte aufhalte. Auf Großbaustellen könnten es bis zu 2000 Fremdbeschäftigte zugleich sein.

„Wir haben mal die Unfallzahlen von Fremdfirmen erhoben“, so Schlenz: „Im Schnitt 30 Unfälle je eine Million Ar­beitsstunden.“ Beim Stammpersonal der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann habe die Quote bei 0,3 gelegen. Dazu passe dann auch, wenn Pförtner Mitarbeiter entdeckten, die 22 Stunden arbeiten waren.

Viele Betroffene haben Angst, ihren Job zu verlieren

Benjamin Pankow hat die Erfahrung gemacht, dass die Betroffenen direkt schwer ansprechbar sind. Sie fürchten, ihre Jobs zu verlieren, wenn sie mit seiner Hilfe einen Betriebsrat gründen und neue Tarifverträge aushandeln.

Thomas Schlenz unterstützt das, hat inzwischen eine Stabsstelle „Nachunternehmermanagement“ eingerichtet. Es sei nicht leicht gewesen, Vergabe und Kontrolle von Werkverträgen dem Bereich Einkauf abzunehmen, wo nur der billigste Preis gezählt habe. „Wir müssen eben auch unsere Führungskräfte schulen“, erklärte er. Im Ernstfall würden auch sie bei ei­nem Skandal zur Verantwortung gezogen. Für TKSE jedenfalls gelte, dass auch Fremdfirmen sich heute den eigenen Standards verpflichten müssten, selbst wenn es ein langer Weg sei, das in die Praxis umzusetzen. Dazu soll auch eine Konzentration auf eine kleinere Zahl größerer Fremdfirmen beitragen, die dann leichter zu kon­trollieren sind.