Heute wird der Betriebsrat von Thyssen-Krupp Steel im Werk Hamborn/Beeckerwerth zurücktreten, um die Neuwahl der Arbeitnehmervertretung möglich zu machen. Weniger kämpferisch sind die weiteramtierenden Betriebsräte indes nicht. Eine Kernforderung für die nächste Zeit: Übernahme aller 300 Auszubildenden.
Einem Vergleichsvorschlag vom Landesarbeitsgericht folgt der amtierende Betriebsrat mit seinem freiwilligen Rücktritt. Vorausgegangen war, wie berichtet, eine Wahlanfechtung, die vorm Arbeitsgericht in Duisburg erfolgreich war. Für den neuen Urnengang fordert die IG Metall, die im Betriebsrat die mit weitem Abstand stärkste Kraft ist, eine Persönlichkeitswahl, damit die 13 000-köpfige Belegschaft größtmöglichen Einfluss auf die personelle Zusammensetzung es Gremiums hat.
300 junge Menschen treten jährlich bei Thyssen-Krupp in Duisburg ihre Ausbildung an, 100 werden garantiert übernommen. Das sieht eine Vereinbarung mit dem Unternehmen vor. Die Forderung, alle ausgebildeten Lehrlinge unbefristet zu übernehmen, begründete der Stahl-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Günter Back mit erheblichem Personalmangel in den Betrieben. Folge seien Überstunden in erheblichem Umfang und zusätzliche Leistungsverdichtungen. Die fertigen Azubis seien aufgrund ihrer Qualifikation die Verstärkung, die dringend gebraucht werde. „Wer 200 gut ausgebildete Menschen gehen lässt, braucht bei uns keinen Mehrarbeitsantrag mehr zu stellen“, kündigte Back konsequentes Handeln an.
Massive Kritik übte die bisherige Betriebsratsspitze am Chef eines anderen Stahlkonzerns. Wolfgang Eder von Voestalpine, zugleich Präsident des Weltstahlverbandes, hatte unlängst in einem WAZ-Interview von Überkapazitäten auf dem europäischen Stahlmarkt gesprochen und von der Notwendigkeit, Hochöfen stillzulegen.
Dieter Lieske, 1. Bevollmächtigter der Duisburger IG Metall erinnerte am Rande der gestrigen TKS-Betriebsversammlung an die Schließung des TSTG-Schienenwerkes vor etwas über einem Jahr durch Voestalpine. Jetzt investiere die Deutsche Bahn wieder massiv. „Die 500 Arbeitsplätze wurden ohne Not abgebaut.“
Eder verliere „seit Jahren“ kein Wort zu den sozialen Bedingungen und Umweltbelastungen in den Ländern, die Billigstahl produzieren: „Einen schlechteren Interessenvertreter kann die Stahlindustrie gar nicht haben.“ Thyssen-Krupp habe sich seit Jahrzehnten auf die Produktion von höherwertigem Stahl konzentriert, diesen Vorsprung gelte es auszubauen.