Duisburg. . Aufsichtsräte beschließen einstimmig Sanierungsprogramm. Bundesbank hatte die Stadtwerke abgewertet. Rat muss 200-Millionen-Kredit absegnen.

Harte Sparschnitte, beträchtlicher Personalabbau und einschneidende Veränderungen kommen auf den Stadtkonzern DVV mit Stadtwerken und DVG zu: Die Aufsichtsräte haben am Donnerstag das so genannte „Re-Power II“-Paket beschlossen, das bis 2019 mit 80 Maßnahmen 45 Millionen Euro jährlich bringen und dem Konzern dann wieder schwarze Zahlen ermöglichen soll.

Wie dramatisch die Lage bei der DVV ist, belegt die Ratsvorlage für den Montag, an dem das Stadtparlament zugleich den Weg für eine 200-Millionen-Euro Finanzspritze der Stadt an ihre Tochter beschließen soll. Nur mit dieser Kapitalerhöhung kann der Konzern die mit über 203 Millionen Euro bezifferten Investitionen bis 2018 überhaupt stemmen und die Zeit bis zum von DVV-Konzernchef Marcus Wittig anvisierten „Turnaround“ überbrücken.

Auch interessant

Denn das Verschuldungsniveau ist bei geringer Kapitalquote derart angestiegen, dass die Deutsche Bundesbank 2104 die DVV und damit auch die Stadtwerke in ihrer Bonität abgestuft hatte. Das erschwerte weitere Kredite und machte sie deutlich teurer. Eine weitere F remdfinanzierung wäre „nicht mehr darstellbar“, stellt die Stadt klar. Ohne Investitionen drohten Mindererträge von knapp 100 Millionen Euro; zu der Kapitalerhöhung gebe es „keine wirtschaftliche Alternative“. Für die 200 Mio € muss der Rat am Montag einen Nachtragshaushalt einleiten, die Zinslast für den Kredit wird bei vier Mio Euro im Jahr kalkuliert. Die Düsseldorfer Bezirksregierung muss die Finanzhilfe absegnen.

Harte Zeiten für DVV-Mitarbeiter

In einer gemeinsamen Sondersitzung gleich aller Aufsichtsräte von Stadtwerken, DVG und der Holding DVV wurde gestern das Sanierungsprogramm mit einstimmigen Beschlüssen auf den Weg gebracht. „Eine Fortführung des Konsolidierungskurses ist zwingend erforderlich“, betonte Oberbürgermeister Sören Link als Aufsichtsratsvorsitzender der DVV und der Stadtwerke.

Zum Paket gehört u.a. die Abschaltung des Hochfelder Kraftwerkes bis 2017, Stellenbesetzungssperren, das Auslaufen befristeter Stellen, der Verkauf des Freizeitheims in Rheinhausen, aber auch Investitionen in die Fernwärme.

Über 600 Mitarbeiter werden von erheblichen Umstrukturierungen betroffen sein, müssen gegebenenfalls auf andere Stellen oder zu neuen Arbeitgebern wechseln, weil die DVV u.a. die Auslagerung des Fuhrparks, des Abrechungswesens und der Inkasso-Abteilung prüft und das Kraftwerk stilllegen wird. Selbst betriebsbedingte Kündigungen schließt DVV-Arbeitsdirektor David Karpathy nicht aus.

Die Betriebsräte tragen das Sanierungspaket mit 

„Uns ist bewusst, dass ein derart radikaler Umbau zu einem Stellenabbau führt. Wir setzen allerdings alles daran, Beschäftigungsverhältnisse zu sichern“, betont Axel Prasch, Betriebsratsvorsitzender der Stadtwerke.

Mitarbeiter müssten bereit sein, neue Aufgaben im Konzern oder außerhalb anzunehmen. Die wirtschaftlichen Probleme seien nicht „hausgemacht“ sind. der Konzern müsse auf ein „solides Fundament“ gestellt werden.