Duisburg. . Duisburgs Sozialdezernent geht von 1650 Flüchtlingen aus, die 2014 zusätzlich untergebracht werden müssen. Etat auf 15 Millionen Euro aufgestockt.
Krieg in Syrien, Spannungen im Irak, Boko-Haram-Terror in Nigeria: Tausende Menschen sind auf der Flucht, suchen Sicherheit und hoffen auf eine bessere Zukunft in Deutschland. Das Weltgeschehen wirkt sich direkt auf Duisburg aus. Derzeit leben rund 2000 Asylbewerber in Duisburg. Die Stadt geht davon aus, dass in diesem Jahr rund 1650 neue Flüchtlinge eine Bleibe in der Stadt an Rhein und Ruhr suchen.
Neue Unterkünfte müssen her. Das Problem: Als in den 1990er Jahren die Flüchtlingsströme abebbten und die Städte sparen mussten, wurden auch die Übergangswohnheime geschlossen. Nun müssen schnell neue Bleiben her. Um die Asylbewerber zu verteilen, soll in jedem Bezirk ein neues Wohnheim gebaut werden.
Um kurzfristig Personen aufnehmen zu können, werden zudem Turnhallen umfunktioniert, aus der alten Jugendherberge am Kalkweg wurde eine Notunterkunft – und zwischenzeitlich dachte die Stadt sogar über ein Zeltlager in Walsum nach. Dafür hagelte es von allen Seiten Kritik. „Dadurch kam Bewegung in die Diskussion, wir bekamen plötzlich von allen Seiten alternative Standorte angeboten“, betrachtet Sozialdezernent Spaniel rückblickend die Debatte.
Widerstand gegen neue Asylunterkünfte in Duisburg
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Andererseits regte sich an sämtlichen Orten Widerstand, wo ein neues Asyl gebaut werden soll. Als das St. Barbara Hospital in Neumühl umgenutzt werden sollte, kam es zu tumultartigen Szenen. Zuletzt gab es eine heftige Debatte in Neuenkamp. Dort wurde sogar das Haus von Bürgermeister Osenger mit Eiern beworfen.
Der Bürgerverein Neuenkamp hat mehr als 900 Unterschriften gesammelt, damit sich die Politiker noch einmal neue Gedanken machen. Die Listen sollen in den nächsten Tagen dem Oberbürgermeister übergeben werden. Kritikpunkt ist stets, dass sich die Bürger nicht rechtzeitig informiert fühlen. Nachdem die Diskussionen aus dem Ruder gelaufen sind, informiert die Stadtverwaltung nur noch die so genannte Stadtgesellschaft – gemeint sind Treffen mit Vereinen, Verbänden, Kirchen, die mit ihren Ehrenamtlichen bei der Betreuung helfen. In Neuenkamp sollen nun der Runde Tisch und die Sozialraum-Konferenz bei den Planungen beteiligt werden. Demnächst soll die alte Hauptschule an der Paul-Rücker-Straße noch einmal besichtigt werden.
Es gibt auch Unterstützung für Flüchtlinge in Duisburg
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In Neumühl ist es seit der Einrichtung des Asyls ruhig geblieben. Mehr noch: Die Nachbarn haben dutzende Säcke voller Kleidung und Spielzeug organisiert. Im Duisburger Süden wurden den Flüchtlingen Fahrräder gespendet. Es gibt Freiwillige, die die Familien zu Ärzten begleiten oder ihnen als Dolmetscher helfen. Doch die Stadt braucht eben mehr Plätze. Sozialdezernent Spaniel betont: „Wenn morgen drei Busse vor der Tür stehen, haben wir ein Problem.“
Immerhin die Hälfte der Flüchtlinge wohnt in Duisburg in 300 beschlagnahmten Wohnungen. Weitere Wohnungen sollen folgen, allerdings müssen Andere Städte haben mit dieser Unterbringungsart gute Erfahrungen gemacht: So bringt Mülheim die Asylbewerber ausschließlich in Wohnungen unter.
Auch in anderen NRW-Städten gibt es keine Sammelunterkünften in ehemaligen Schulen, Turnhallen oder eilig errichteten Container-Quartieren. „Natürlich scheint es adäquater, Flüchtlinge in Wohnungen einzuquartieren“, räumt Spaniel ein. Doch das sei nicht zuletzt eine Frage der Logistik – und die falle bei den Sammelunterkünften leichter. „Aus den Kriegsgebieten kommen derzeit schwer traumatisierte Menschen. Für sie gilt es, wieder in ein geregeltes Leben zurück zu finden“, erklärt der Sozialdezernent. „Das gelingt uns dank der Unterstützung der Wohlfahrtsverbände gut.“
Kaum Chancen auf Asyl für Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien
Bei jenen, die zum wiederholten Mal etwa aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien kommen, gilt die Ablehnung ihrer Asyl-Folgeanträge als sicher. „Das ist im Moment der größte Anteil“, so Spaniel. Die Unterbringung in Sammelunterkünften sei deshalb geboten, „weil die Menschen schon nach wenigen Monaten freiwillig zurückkehren oder abgeschoben werden.“
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Nicht zuletzt stelle sich die Frage der Verfügbarkeit von Wohnungen. „Wir bekommen zwar viele Angebote von Gesellschaften und auch Privaten“, so der Stadtdirektor, „aber längst nicht alle sind auch zu gebrauchen.“
Die Kostenfrage stelle sich nicht: Beide Formen der Unterbringung seien in etwa gleich teuer. „Das größere Problem ist, dass wir als Stadt auf 80 Prozent der Kosten hängenbleiben“, beklagt Spaniel. Die Stadt hat jüngst ihren Etat für die Unterbringung von Asylbewerbern auf 15 Millionen Euro aufgestockt.
Bei einem Treffen mit Kollegen auf dem Städtetag sei das einmal mehr ein großes Thema gewesen, das nicht kontrovers diskutiert wurde, berichtet der Duisburger Beigeordnete: „Die Zuwanderung ist kommunal nicht zu bewältigen. Das ist eine nationale Aufgabe.“