Duisburg. Ein Vater berichtet, wie er von Einrichtung zu Einrichtung tingeln muss. Dabei hat seine Tochter bis zum Kita-Besuch noch mehr als ein Jahr Zeit.

Als Thomas S. (Name der Redaktion bekannt) sich unlängst auf die Suche nach einem Kita-Platz für seine vor drei Monaten geborene Tochter machte, musste er erfahren, dass dies alles andere als ein Kinderspiel ist. Er schaute sich dafür mehrere Kindergärten im Duisburger Süden an – und hat dabei einiges erlebt. S. möchte in diesem Bericht unerkannt bleiben, damit seine Kritik an manchen Kitas keine Konsequenzen für die U-3-Anmeldung seiner Tochter, nennen wir sie Laura, hat.

Die Kleine soll auch erst mit zwei Jahren in eine Kita kommen. „Ich dachte mir aber, dass man nicht früh genug anfangen kann, einen Platz für sie zu suchen, auch wenn es eine Aufnahmegarantie von Unter-Dreijährigen gibt“, meint S. Eigentlich dachte er, er sei früh genug dran – sah sich dabei aber negativ überrascht.

Rat: In mindestens zehn Kitas anmelden

„In einem Kindergarten riet man mir, meine Tochter in mindestens zehn weiteren Kitas anzumelden. Man könne mir keine Gewähr geben“, sagt er weiter. Das ist für ihn auch kein Einzelfall: „In einer anderen Kita traf ich eine Mutter aus Duissern, die gerade in der 20. Einrichtung eine Anmeldung für ihr Kind eingereicht hatte.“ Das alles wundert S. sehr, denn bei seiner ersten Tochter, die nun in der Grundschule ist, gab es diese Probleme in diesem Maße nicht.

Besonders erstaunt war der Vater auch von den Aussagen anderer Eltern und Erzieherinnen, dass es auch Fälle von Kindergärten gibt, wo U-3-Kinder die Plätze von Ü-3-Kindern belegen. „Wer also nicht schon mit U-3 im Kindergarten ist, hat bei Ü-3 keine Chance mehr“, konstatiert er. Und: „Gerüchteweise soll es sogar eine Kita geben, die mit Jahresverträgen für U-3-Plätze arbeitet, die mehr Geld bringen. Das Kind kann also bis es drei ist bleiben, muss dann aber gehen.“ Über so eine Praxis kann er nur den Kopf schütteln.

Bausubstanz teilweise sehr schlecht

Doch nicht nur das irritierte S. – auch die Bausubstanz mancher Kita war teils schlimm. „In einer Einrichtung war das Büro der Leiterin zugleich Küche, Abstellkammer und Mitarbeiter-Raum. Alles war sehr eng und dunkel. Allerdings waren die Erzieherinnen dort sehr nett“, schildert er. Auf seine Anfrage, wie diese bauliche Situation in der Kita sein könne, habe die Stadt nur abgewunken. „Man sagte mir, alles sei in Ordnung. Im Norden der Stadt seien viele Einrichtungen viel schlimmer.“

Allerdings hagelt es nicht nur Kritik von S. an den Kindergärten im Süden. „Es gab auch Kitas, von denen ich ganz begeistert war. „In einem dieser Kindergärten fragte man mich sogar, ob ich meine Tochter nicht schon mit vier Monaten anmelden wolle“. Das kommt für die Familie allerdings nicht in Frage.

Stadt: „Wir erfüllen Rechtsanspruch“ 

Wir erfüllen den Rechtsanspruch, bisher mussten Eltern noch nie klagen“, betont Jugendamtsleiter Holger Pethke auf Nachfrage unserer Zeitung. Allerdings könne es passieren, dass Eltern bis zu fünf Kilometer weit fahren müssen, damit der Nachwuchs einen Betreuungsplatz hat.

Derzeit besuchen 12.252 Jungen und Mädchen über drei Jahren die Duisburger Kindertagesstätten, 2317 junge Besucher unter drei Jahren gibt es. Zusätzlich haben 1364 Kinder einen Platz bei Tagespflegeeltern. „Im U 3-Bereich erreichen wir eine Quote von 46 Prozent, bei den Über-Dreijährigen sind es sogar 96 Prozent“, rechnet Holger Pethke vor.

Zentrales Vergabesystem geplant

Trotzdem weiß der Fachmann, dass die Verfahrensweise, wie Eltern einen Kita-Platz für die Kleinen finden, nicht optimal ist. Deshalb will die Stadt im nächstes Jahr ein zentrales Vergabesystem aufbauen, bei dem sich Eltern online über die Kindertagesstätten informieren und anmelden können. Auch die Zu- und Absagen sollen online verschickt werden.

In der Vergangenheit gab es das Problem, dass Eltern zwar bei 20 Kitas auf der Warteliste standen, dort aber nicht absagten, wenn sie einen Platz in einer anderen Einrichtung bekommen haben. „Zentrale Vergabesysteme werden auch in anderen Städten bereits erprobt“, so Pethke.

Gedränge um die Kita-Plätze gebe es vor allem in der Innenstadt und, „wegen der Zuwanderungsbewegung“ in Marxloh. Nichtsdestotrotz könne man allen Kindern einen Platz bieten.