Duisburg. Der Asylstrom reißt nicht ab, Duisburg braucht weitere Unterkünfte. Jetzt soll eine alte Schule umgebaut werden. Das sorgt für Protest in Neuenkamp.
„Wenn morgen drei Busse vor der Tür stehen, haben wir ein Problem“, sagt Sozialdezernent Reinhold Spaniel. In ganz Duisburg gebe es nur noch 70 freie Plätze, um Flüchtlinge unterzubringen. Kommen mehr, müssten kurzfristig Wohnungen oder Hotelzimmer organisiert werden. Aktuell leben 2000 Asylbewerber in städtischen Unterkünften.
Mehrheitlich kommen die Menschen aus Syrien oder dem Irak. Die Zahl der Kosovaren ist leicht zurückgegangen. Rund die Hälfte ist in 300 beschlagnahmten Wohnungen untergebracht. 40 Mitarbeiter der Stadt sowie des Deutschen Roten Kreuzes und der Diakonie kümmern sich um die Betreuung. Dezentrale Unterbringung in Wohnungen sei zwar sozialpolitisch gewünscht, weiß Spaniel, allerdings viel aufwendiger als die Betreuung in zentralen Unterkünften.
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Angesichts der politischen Lage in der Welt hat die Stadt Szenarien entwickelt, um den Bedarf zu planen. Demnach könnten 1650 Flüchtlinge dieses Jahr Asyl suchen. Die Stadt hat den Etat von zehn auf 15 Millionen Euro aufgestockt. Spaniel spricht von der „sozialpolitisch größten Herausforderung“ – und betont, wie wichtig es sei, dass neue Standorte für Unterkünfte geschaffen werden. Ein Gebäude am Kaiserberg, dass dem Land NRW gehört, sei derzeit nicht in der engeren Wahl, erklärt Andrea Bestgen-Schneeberg, Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen.
100 Neuenkamper demonstrieren
Am Montag hatte der Rat erst beschlossen, dass die ehemalige Hauptschule an der Paul-Rücker-Straße in Neuenkamp in ein Asylbewerberheim umfunktioniert werden soll. Auch die Errichtung eines Asyls an der Deichstraße in Rheinhausen ist beschlossen. Donnerstagnachmittag führte Spaniel Gespräche mit Vertretern der Kirchen und Verbände in Neuenkamp. Ganz geräuschlos geht die Planung dort aber nicht vonstatten. Spontan versammelten sich mittags rund 100 Neuenkamper zu einer Demo vor der Schule. „Ich werbe für eine Willkommenskultur wie ich es auch in den anderen Stadtteilen getan habe“, sagt Spaniel mit Blick auf die Bürgerproteste.
Der Umbau an der Paul-Rücker-Straße wird 1,5 Millionen Euro kosten – und sei damit immer noch günstiger als ein kompletter Neubau. Das Gebäude soll in den nächsten zehn Monaten renoviert und Schimmel beseitigt werden. Frühestens 2016 können dann Flüchtlinge dort einziehen.
Derzeit dauert es etwa sieben Monate, bis ein Asylverfahren entschieden ist. Zwar will der Bund neue Mitarbeiter einstellen, um das Verfahren zu beschleunigen. aber noch ist keine Besserung in Sicht.