Duisburg. Norma Drimmer ist eine von neun Fotografen, die derzeit eine Ausstellung für die Duisburger Akzente vorbereiten. Jüdisches Leben ist ein Thema.
Norma Drimmer hat diesen speziellen Fotografen-Blick. Mit offenen Augen läuft sie durch die Altstadt, auf der Suche nach Motiven, in denen sich die Vergangenheit spiegelt und die Gegenwart sichtbar wird. Die Berlinerin ist eine von neun israelischen Fotografen, die in Kooperation mit den Jüdischen Kulturtagen sowie dem Tanzensemble von Avi Kaiser und Sergio Antonino zusammenarbeitet. Sie wurden eingeladen, Duisburg von einer anderen Seite zu zeigen. Der Titel des zweigeteilten Tanz- und Fotoprojekts lautet „Land Akupunktur“. „Akupunktur setzt Energien frei. Beim Menschen, aber auch, wenn man Löcher in die Erde gräbt“, erklärt Avi Kaiser.
Norma Drimmer, die früher einmal als Kulturdezernentin für die Jüdische Gemeinde Berlin gearbeitet hat, stoppt am Alten Markt hinter dem Rathaus. „Ich interessiere mich für Schichten, aber nicht im archäologischen Sinne.“ Alle Menschen hinterließen Spuren. Die Fotografin begibt sich auf die Suche, wo sie Anzeichen von Jüdischem Leben in der Altstadt entdeckt. Etwa an der Beekstraße, wo sich jüdische Kaufleute ansiedelten. Damals gab es wohl Spannungen zwischen reichen und ärmeren Juden. „Das ist normal, die reicheren wollten möglichst nicht auffallen.“ Auch rund um die Salvatorkirche haben Juden gewohnt. „Die Rolle des Klerus ist zwar manchmal schwierig, aber die Kirchen haben Juden auch Schutz geboten.“
„Die Minoritäten stehen in Kontakt."
Dann entdeckt sie die Zerstörung an den Info-Tafeln am Alten Markt. „Das ist ein zeitgenössischer Umgang mit Überresten“, sagt sie – und hat das Foto im Kasten. Für ein früheres Projekt hat Norma Drimmer schon einmal in Duisburg gearbeitet. Damals konzentrierte sie sich auf Industriekultur. Duisburg findet die Künstlerin interessant, „weil sich die Stadt auf die Suche nach einer neuen Identität begibt.“ In der Stadt lebten viele Personen, die aus anderen Städten und Ländern stammen. „Die Minoritäten stehen in Kontakt. Daraus entsteht etwas.“
Vorgaben, was die Fotografen aufnehmen sollen, gab es nicht. Kurator Doron Polak und der Medienkünstler Wolfram Lakaszus – beide gehören zum interdisziplinären Team des Kaiser Antonino Dance Ensembles – haben sie nur beauftragt, ihre Positionen zu Heimat in die Fotoarbeiten einfließen zu lassen. Jeder hat zwei Tage Zeit, Motive zu suchen. Anschließend wählt eine Jury die besten Bilder aus. Alles muss schnell gehen, die Ausstellungseröffnung findet schon am Samstag, 7. März, statt.
Garten der Erinnerung
Der Tanz „Land Akupunktur“ ist übrigens choreographiert. Es kann aber sein, dass bei einer Weiterentwicklung das Ensemble einen stärkeren Bezug zu den Fotos herstellt. Norma Drimmer und acht andere israelische Fotografen bereiten eine Ausstellung für die „Akzente“ vor. Sie ist Teil des Projekts „Land Akupunktur“
Die Ausstellung wird am 7. März um 15 Uhr an der Beekstraße 38 eröffnet. Danach kann man sich die Schau bis zum 22. März jeweils von 15 Uhr bis 19.30 Uhr ansehen. Anschließend wird die Ausstellung in Tel Aviv präsentiert. Duisburg und Tel Aviv einen bereits starke soziale und kulturelle Bezüge, etwa durch die Architekten Dani Karavan. Nach dessen Plänen wurde der Garten der Erinnerung im Innenhafen angelegt.
„Land Akupunktur Bodies“ feiert am Samstag, 7. März, um 19.30 Uhr im Ladenlokal „Sissy Lala“ (Beekstraße 30-32) Premiere. Eine weitere Aufführung gibt es am Sonntag, 8. März, um 19.30 Uhr. Karten kosten im Vorverkauf und an der Abendkasse fünf Euro.