„Unsere Heimat sind unsere Körper. Aber auch mehr und mehr Duisburg.“ Avi Kaiser stammt aus Israel, sein Partner Sergio Antonino aus Italien. 2002 zogen die beiden Tänzer und Choreographen nach Duisburg – und wurden immer wieder verwundert gefragt, warum denn ausgerechnet in diese Stadt. „Eine Metropole ist keine Garantie für Kreativität“, sagt Sergio Antonino. Duisburg biete ihnen ein geeignetes Spannungsfeld für ihre Stücke. Den Garten den Erinnerung haben sie schon bespielt, den Ponton am Innenhafen genutzt. Bei den Akzenten zeigen sie ihre neue Produktion „Land Akupunktur Bodies“ in den Geschäftsräumen von „Sissy Lala“. Ihre Arbeit zum Thema „Heimat“ ist allerdings zweigeteilt und besteht auch aus einem Fotoprojekt, zu dem sie israelische Fotografen eingeladen haben.
„Akupunktur setzt Energien frei. Beim Menschen, aber auch, wenn man Löcher in die Erde gräbt“, erklärt Avi Kaiser. Ob es positive oder negative Energieflüsse seien, wolle er nicht bewerten. Die Fotografen, die Anfang März aus Tel Aviv nach Duisburg kommen, könnten beispielsweise durch die Altstadt über die Beekstraße streifen. Die war früher geprägt von jüdischem Leben. An der Universitätsstraße befand sich eine Synagoge. Heute ist dort ein Parkplatz. „Wenn man dort Akupunktur machen würde...“, sinniert Kaiser.
Bereits in der Vergangenheit hat Kaisers Company „The Roof“ mit Fotos aus der Umgebung Duisburgs und Tel Aviv gearbeitet. „Ein Zuschauer hat eine Brücke aus Tel Aviv gesehen und dachte, sie stehe in Oberhausen. Urbane Landmarken wie Brücken oder Autobahnen sind global.“
Die Premierenfassung für den Tanz ist bereits choreographiert. Neben Avi Kaiser und Sergio Antonino werden Valentina Moar und Lihito Kamiya mit auf der Bühne stehen. Die Tänzer kennen sich schon lange. Dazu gibt es eine Soundcollage aus Klarinette, Gesang und elektronischer Musik. Die Aufführung findet vor reduziertem Bühnenbild statt. „Es kann aber sein, dass wir das Stück nach der Ausstellung noch weiterentwickeln. Wir wissen nicht, was kommt.“ Die Fotos werden im Uni-Polster-Kaufhaus zu sehen sein.
Immer, wenn die Choreographen mit ihren Produktionen durch die Welt reisen, etwa in Chicago oder Israel auftreten, tragen sie ein Stück Duisburg in die Welt. „Die Leute sehen die Bilder vom Garten der Erinnerung und sagen: Wow“, erzählt Kaiser. Doch die Duisburger wüssten ihre Landschaft manchmal kaum zu schätzen. „Heimat ist da, wo der Künstler fähig ist, kreativ zu sein“, findet Antonino. Die beiden freuen sich, auch bei diesen „Akzenten“ wieder dabei zu sein. Mit dem Thema „Heimat“ beschäftigen sie sich schon seit vielen Jahren. Die Sprache der Körper ist universell.