Duisburg. . Die A-40-Rheinbrücke ist ab Freitag für den Schwerlastverkehr gesperrt. Bei ersten Tests im Januar missachteten 2500 Lkw am Tag das Fahrverbot.

Die Schrägstreben mit den Nummern 32, 34 und 36 sehen vom Boden aus betrachtet ganz normal aus. In etwa acht Metern Höhe werden in der Nahansicht aus dem Transportkorb eines Hubwagens aber sofort schwere Risse an den Verbindungen zwischen Streben und Brückenkörper sichtbar.

Und weil diese drei Schadensstellen direkt nebeneinander liegen, hatte der Landesbetrieb Straßen NRW keine andere Wahl, als die A-40-Rheinbrücke sofort zu entlasten. Seitdem ist sie in Fahrtrichtung Essen nur einspurig befahrbar, seitdem gibt’s jeden Tag – vor allem im Berufsverkehr – lange Staus. Ab Freitag, 6. März, ist sie für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen sogar komplett gesperrt.

Die 1970 eröffnete Schrägseilbrücke ist 777 Meter lang, davon liegen 350 über Wasser. Der Abstand zwischen den mächtigen Brückenpfeilern ist größer als beim Schwester-Bauwerk – der ebenfalls ramponierten A-1-Brücke bei Leverkusen. Aus diesem Grund mussten die Konstrukteure damals beim Bau der Neuenkamper Brücke darauf achten, dass möglichst viel Gewicht eingespart wird.

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Deshalb wurde etwa nur an jeder zweiten möglichen Stelle eine der besagten Schrägstreben angebracht. Über die einst für 30.000 Fahrzeuge pro Tag angelegte Brücke donnern im Alltag inzwischen über 90.000. Aus einst zwei Fahrspuren pro Fahrtrichtung sind drei geworden. Unter dieser massiven Mehrbelastung machte das Bauwerk schlapp, eher als erwartet.

Expertengremium muss 1860 Punkte in der A-40-Brücke sichten

Ein Expertengremium, dem Fachleute aus den Bereichen Stahlbau, Statik und Schweißen angehören, nimmt seit Wochen das Bauwerk unter die Lupe. Es gibt 1860 Untersuchungspunkte, viele davon mussten mehrmals begutachtet werden. „Wir haben 80 Prozent gesichtet“, sagte Imke Halbauer, die Leiterin der zuständigen Straßen-NRW-Niederlassung in Krefeld. Der Rest soll zeitnah folgen. Noch in dieser Woche soll klar sein, ob auch in Fahrtrichtung Venlo ähnliche Maßnahmen vonnöten sind. Hier seien die bislang entdeckten Schäden nicht so schwerwiegend, so Halbauer.

Brückenschäden in Duisburg

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    Nicole de Witt, Brückenexpertin bei Straßen NRW, erklärte, dass seit 1996 bis heute ständig Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten vonnöten waren – an der Fahrbahnplatte, am Korrosionsschutz, an den Querschotten und den Schrägstreben. Bereits seit Sommer 2013 ist die Brücke für alle Fahrzeuge über 44 Tonnen gesperrt. Im Oktober 2014 wurde jeweils die äußerste rechte Spur in beiden Fahrtrichtungen gesperrt. Darauf fuhren mit den Lkw die schwersten Fahrzeuge, und hier war der Druck auf die Schrägstreben am größten.

    Groschek kündigt „Rheinanliegerkonferenz“ an

    Ab Freitag ist die Brücke für fünf Wochen für alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt. Es ist wichtig, dass diese Regelung eingehalten wird, da sonst die Schweißarbeiten nicht klappen können, wenn die Brücke durch fahrende Lkw in Schwingung versetzt wird. Dieses Verbot galt bereits an zwei Wochenenden im Januar. Trotz Verbots wurden an einem Samstag 2500 (!) Lkw gezählt.

    NRW-Verkehrsminister Michael Groschek kündigte an, dass Bund und Land zeitnah zu einer „Rheinanliegerkonferenz“ einladen werden, bei der mit den betroffenen Kommunen auch ein Sanierungsprogramm für alle innerstädtischen Brücken abgestimmt werden soll.

    Groschek mahnte zude, dass nicht nur Geld in Straßen, sondern auch in die Infrastruktur für den Wasser- und den Schienenverkehr fließen müsse.