Duisburg. . Duisburger Unternehmer klagen über die Sperrung der maroden A40-Rheinbrücke für Lkw. Sie fordern eine beschleunigte Planung für Neubau der Rheinquerung.
Die Teilsperrung der A-40-Rheinbrücke zwischen Essenberg und Neuenkamp schlägt hohe Wellen. Seit Freitagmorgen um 9 Uhr ist für die nächsten sechs Wochen in Fahrtrichtung Essen nur noch eine von drei Spuren nutzbar. Die Folge waren gleich am ersten Tag lange Staus, die bis nach Moers reichten. „Das ist ein herber Schlag für den Wirtschafts- und Logistikstandort Duisburg“, sagte Ocke Hamann, Verkehrsexperte der Niederrheinschen IHK in Duisburg.
Der Logistiksektor arbeite eng getaktet und in genau bemessenen Zeitfenstern, so Hamann. Wenn dann auf „einer der zentralen Ost-West-Achsen ins Ruhrgebiet“ massive Verkehrsbehinderungen drohen, hätte das auch Auswirkungen auf die Betriebe der Logistikbranche.
Neue Rheinbrücke kostet mindestens 200 Millionen Euro
Die jetzige Situation sei mit der A-59-Sperrung im Vorjahr nicht vergleichbar. Während damals alles geplant war und die Betriebe sich im Vorfeld darauf vorbereiten konnten, kam die jetzige A40-Maßnahme quasi über Nacht. Und in der kommenden Woche könnte sie sich verschärfen: Denn erstens gilt ab Freitag, 6. März, in Richtung Essen ein Fahrverbot für alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Und zweitens könnte die Brücke auch in Richtung Venlo auf eine Spur reduziert werden, falls dort Schäden entdeckt werden.
In der Vorwoche war Michael von der Mühlen, der Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium, zu Gast bei der IHK Duisburg. Rund 40 Unternehmer hatten darauf gedrängt, dass das Planungsverfahren für einen Brückenneubau beschleunigt werden müsse. Selbst wenn das so kommt, scheint eine Fertigstellung vor 2025 kaum schaffbar zu sein. Investitionssumme: mindestens 200 Millionen Euro.
Neubau ließe sich in zehn Jahren realisieren, sagt der Verkehrsminister
Diesen Zeitrahmen nannte auch der Duisburger Bundestagsabgeordnete Thomas Mahlberg (CDU), der bei Bundesverkehrsminister Dobrindt einen zügigen Brücken-Neubau eingefordert hatte. „Bis 2025 soll ein Neubau realisiert werden“, zitiert Mahlberg aus dem Antwortschreiben Dobrindts. Am Montag kommt NRW-Verkehrsminister Groschek nach Duisburg. Auch er wird sich mit dieser Frage konfrontiert sehen.
Beate Wiemann, die Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbandes NRW, sagte: „Die Sperrung der A40-Brücke ist ein verheerendes Signal. Als Bauindustrie fordern wir von Bund und Land das Ausschöpfen aller Möglichkeiten, um unsere Verkehrsinfrastruktur schleunigst zu sanieren.“ Viele Brücken in NRW seien am Ende ihrer Lebensdauer angekommen. „Zukunftsfähigkeit lässt sich dauerhaft aber nicht durch Flicken und Ausbessern sicherstellen“, so Wiemann. Sie fordert, dass Bauunternehmen im Rahmen von „funktionalen Ausschreibungen“ sowohl die Planung als auch den Bau übernehmen.
Wie sich die Brückensperrung auf Wirtschaft und Nahverkehr auswirkt
Erich Staake, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG: „Die Teilsperrung der A40-Rheinbrücke hat Auswirkungen auf die direkte Erreichbarkeit unserer Standorte. Dank des umliegenden Autobahnnetzes können wir aber eine alternative Verkehrszufuhr ermöglichen, die wir in Abstimmung mit der Landesregierung und nachgelagert den Landesbetrieben umsetzen müssen.“ Die Arbeiten seien dringend notwendig, so Staake, um auch künftig den sicheren Verkehrsfluss der Region zu gewährleisten.
Einige hundert Lkw fahren allein das Briefzentrum in Asterlagen an, dass im Dunstkreis der Rheinbrücke liegt und von deren Einspurigkeit massiv betroffen ist. „Wir werden unsere Fahrpläne neu gestalten, weil wir sicherstellen müssen, dass die Briefe rechtzeitig in den Verteilstellen ankommen“, so Dieter Pietruck, Pressesprecher der Post.
Auch DVG-Busse müssen schlimmstenfalls Umwege fahren
Auch der ÖPNV ist von der Spurenreduzierung auf der A-40-Brücke betroffen: Zwei Buslinien der DVG (926 und 928) und zwei der Niag (SB 10 und SB 30) nutzen auf ihrer jeweiligen Route diese Rheinquerung. „Wir führen Anfang nächster Woche Gespräche mit Straßen NRW, ob das ab nächsten Freitag geltende Fahrverbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen auch für uns gilt“, so DVG-Sprecherin Anamaria Preuss.
Sollten die Verspätungen auf diesen Linien Überhand nehmen, müsste ad hoc über eine Änderungen der Linienrouten entschieden werden. „Wir erwarten auch drastische Auswirkungen auf den innerstädtischen Verkehr“, sagte Preuss.
Acht Kolonnen der Wirtschaftsbetriebe (sechs für Hausmüll, zwei für Sperrmüll), die im Duisburger Westen unterwegs sind, müssen sich eine Umleitung auf ihrem Weg zur Müllverbrennung in Oberhausen suchen. „Es kann bei der Leerung zu leichten zeitlichen Verzögerungen kommen“, erklärte Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe.