Duisburg. Die große Zahl von Maulwurf-Hügeln ärgern eine Besucherin des Waldfriedhofs. Die Tiere dürfen vergrämt, aber nicht bejagt werden, sagen die Wirtschaftsbetriebe (WBD).
Der Besuch am Urnengrab ihre Mannes auf dem Waldfriedhof ist für Ursel Falls seit anderthalb Jahren mit Ärger verbunden. Der Grund sind die sehr lebendigen Bewohner unterhalb der Grasnarbe der Ruhestätte. „Die Maulwürfe durchwühlen nicht nur die Grünfläche rundherum, sondern auch das Urnenfeld“, schimpft die Duisburgerin, „da hätte ich meinen Mann auch gleich auf einem Acker bestatten lassen können.“ Schließlich mache der kleine Grabekünstler auch vor dem Bepflanzungen der Gräber keinen Halt.
Mehrfach schon, berichtet Ursel Falls, habe sie den Friedhofsverwalter auf die nach ihrem Geschmack unansehnlichen Maulwurfshügel angesprochen. „Er hat nur mit den Schultern gezuckt.“ Das sei kein böser Wille, betont Volker Lange, Sprecher der für die Friedhofspflege zuständigen Wirtschaftsbetriebe: „Die Tiere sind geschützt, wir können da nichts machen.“ Möglichkeiten, den Tieren den Aufenthalt in Grabnähe zu verleiden, könnte die Friedhofsbenutzer allerdings nutzen.
Die übel stinkende Buttersäure gelte als probates Mittel, sagt Stadtförster Stefan Jeschke, die Wirkung von Ultraschall-Sendern und anderen akustischen Vergrämungsmethoden in den Gängen sei allerdings zweifelhaft. „Man muss ausprobieren, ob es wirkt.“
Der Maulwurf genießt besonderen Schutz
In Deutschland sind bis auf wenige Ausnahmen alle heimischen Arten der Säugetiere nach Anlage 1 der Bundesartenschutz-Verordnung besonders geschützt – und somit auch der Maulwurf.
Daher verbietet es das Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG), diesen Tieren nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten.
Einzig die Vergrämung mit ökologischen Mitteln, wie etwa bestimmten Geruchsstoffen, ist erlaubt. In hinreichend begründeten Fällen werden von den Naturschutzbehörden Ausnahmegenehmigungen zur Tötung oder Umsiedlung erteilt.
"Der Maulwurf ist ein Nützling"
Die Stadtförster gehen nicht gegen Maulwürfe vor – von einer Plage könne auch keine Rede sein, sagt Jeschke. Möglich aber, dass die pelzigen Gesellen angesichts des milden Winters schon frühzeitig ziemlich aktiv sind. Sichtbare Zeichen des Eifers – ein Maulwurf wühlt bis zu sieben Metern pro Stunde – ist der Auswurf in Form der Erdhügel, die Folge ein gesegneter Appetit: bis zur Hälfte ihrers Körpergewichts von 60-120 Gramm verleiben sich die bis 17 Zentimeter langen Tiere pro Tag ein, pro Jahr bringen sie es auf bis zu 30 Kilo Insekten, Würmer und Larven.
„Der Maulwurf ist deshalb ein Nützling. Er verbessert die Böden als Wegbereiter weiterer Kleinlebewesen und er fördert durch seine Aktivität den Nährstoffumsatz“, sagt deshalb Randolf Kricke, Artenschutzbeauftragter der Stadtverwaltung. Eine Störung der Totenruhe durch die Tiere („So tief graben sie nicht“) sei nicht zu befürchten. Dass die Hügel als störend empfunden werden, sei „unserem europäischen Sauberkeitsverständnis“ geschuldet, meint Randolf Kricke. „Es ist normal, dass er auch Friedhöfe umpflügt. Auch der Tod hat mit Leben zu tun.“
Bei Ursel Falls bleibt dennoch „ein seltsames Gefühl“. Immerhin freut sie sich, dass die Friedhofsgärtner nun wenigstens die Hügel eingeebnet haben: „Das sieht so schon viel besser aus.“