Asbest-Alarm - Wer zahlt die Folgeschäden in Duisburg?
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Duisburg. . Einsatzcontainer auf Parkplatz des Rheinhauser Einkaufszentrums ist gut besucht. Stadt Duisburg bemüht sich, Menschen nach Asbest-Alarm zu beruhigen.
Der knallrote Container ist gut beheizt, wer sich in dicker Winterkleidung darin aufhält, beginnt unweigerlich zu schwitzen. Seit Sonntag haben sich darin viele Rheinhauser Bürger aufgehalten um hier Fragen rund um den Asbest-Alarm vom vergangenen Wochenende loszuwerden. „Seit 8 Uhr sind wir heute hier, bis jetzt waren elf Bürger hier“, sagt am Montag gegen 10 Uhr ein Mitarbeiter der Stadt, der die Fragen der Container-Gäste sammelt und aufschreibt.
Spediteure stehen ebenso auf der Matte wie Kita-Leiter, Vorstände von Kleingartenvereinen und auch der Geschäftsführer des Edeka-Marktes im EKZ. Sie alle möchten wissen: „Können wir gefahrlos unsere Gelände betreten? Und: „Wann kommt eine Reinigungstruppe?“ Die Antworten der Stadt in Kürze: Die Kita Haraldstraße ist gesäubert, es bestehe keine Gefahr, gleiches gilt für den Supermarkt-Parkplatz.
Wer verkohlte Eternitplatten findet, soll sich an die Stadt wenden
Die genannte Kleingartenanlage liege am äußersten Rand des möglicherweise kontaminierten Gebietes. „Geben Sie mir mal ihre Nummer, zur Inspektion des Grundstücks meldet sich jemand bei Ihnen“, diesen Satz wird der Verwaltungsmann an diesem Tag noch mehrfach sagen.
Wer Teile der durch das Feuer verteilte asbesthaltige Eternitplatten finde, möge sich bei Call Duisburg unter 0203/94000 oder direkt am Info-Container melden. Es gilt nach wie vor der Hinweis, die verschmutzten Flächen keinesfalls selbständig zu reinigen. Sicherheitshalber sollten im betroffenen Bereich die Schuhe nach dem Aufenthalt im Freien vor Betreten der Wohnung sorgfältig gereinigt werden.
Geschäfte können finanziellen Schaden noch nicht beziffern
Zwei Tage nach dem für sein Geschäft verheerenden Asbest-Alarm zeigt sich Marcel Terlinden zumindest ein bisschen erleichtert: „Zum Glück können wir alle Räume und Lager betreten“, so der Edeka-Marktleiter. Die Nachwirkungen der Sperrung würde er und auch die anderen Geschäftsinhaber des Einkaufszentrums sicher noch eine Weile spüren. „Der Samstag war eine echte Katastrophe, ab 10 Uhr war die Straße gesperrt, alle Wagen mussten vom Parkplatz runter und abgespritzt werden.“ Als dann niemand mehr durchkam, habe man in Absprache mit allen umliegenden Händlern und Systemgastronomen beschlossen, die Läden zu schließen.
Wie hoch ist der finanzielle Schaden? „Den können wir noch gar nicht beziffern. Das Einkaufszentrum und die umliegenden Betriebe waren nahezu einen gesamten Samstag ohne Kunden, immerhin konnte ich einigen Mitarbeitern Bescheid sagen, dass sie nicht zur Arbeit kommen brauchten“, erklärt Terlinden, der von einem Versicherungsfall spricht. Auf die Frage, welcher Versicherung man etwaige Umsatzeinbußen meldet und wie der weitere Ablauf mit der Versicherung des Brandverursachers aussehe, hatte der Marktleiter aktuell keine Antwort.
Stadt ist in Kontakt mit Versicherer
Bisher ist auch nicht klar, wie lange Mitarbeiter der Stadt den Container der Feuerwehr noch als mobile Kommunikationszentrale nutzen werden. Bis 19 Uhr am Montag soll der Info-Punkt noch geöffnet sein, am Dienstag dann wieder ab 8 Uhr. Wie lange noch, darüber mochte die Verwaltung ebenso wenig eine Auskunft geben wie über die Höhe der Kosten, die der gut beheizte Container Tag für Tag verursacht.
Spezialfirma reinigt Duisburg
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Wie die Stadt am Montagmittag mitteilte, muss auch noch die Kostenübernahme bei Reinigung auf Privatgrundstücken geklärt werden. "Hinsichtlich der Privatgrundstücke ist nun die Versicherung des Brandverursachers am Zuge. Die Stadt steht hierzu in Kontakt mit der Versicherung und dringt auf eine schnelle Klärung", so Sprecher Peter Hilbrands. "Die Reinigungsfirma kann erst auf den einzelnen Grundstücke nach Absprache mit der Versicherung sowie den Eigentümern tätig werden." Wer nicht die Möglichkeit hat, persönlich den Info-Container aufzusuchen, kann sich auch beim städtischen Callcenter unter der Rufnummer 0203/94000 melden und die Kontaktdaten hinterlassen.
Fragen und Antworten rund um die Asbest-Beseitigung in Rheinhausen
Wann werden die privaten Flächen gereinigt?
Aktuell ist das Umweltamt gemeinsam mit dem Landesumweltamt vor Ort. Die Experten sollen Empfehlungen zur Abgrenzung des Bereiches geben und hinsichtlich des Sanierung-/Reinigungsstandards. Daraufhin wird mit der Reinigungsfirma ein Konzept zur weiteren Vorgehensweise abgesprochen. Am Mittwoch, 4. Februar, soll mit der erneuten Reinigung begonnen werden.
Wer trägt die Kosten und wie läuft die Regelung mit der Versicherung?
Unter den Gebäudeversicherungen besteht eine Vereinbarung, dass von einem Brand ausgehende Schäden jeweils vom Gebäudeversicherer des betroffenen Gebäudes reguliert werden, der dann seinerseits Regress nimmt bei dem Versicherer des schädigenden Gebäudes. Die Stadt Duisburg hat versucht, mit dem Gebäudeversicherer des Grundstückseigentümers, dessen Halle gebrannt hat, eine Vereinbarung dahingehend zu treffen, dass diese federführend die Reinigung der Privatgrundstück veranlasst. Eine derartige Vereinbarung konnte nicht erreicht werden.
Wer trägt die Kosten und wie läuft die Regelung mit der Versicherung?
Aus diesem Grund wird jetzt ein Sonderfond aufgelegt: Die Stadt wird – obwohl sie rechtlich hierzu nicht verpflichtet ist – in Vorleistung treten, um den betroffenen Bürgern schnell und unbürokratisch zu helfen. Die Stadt übernimmt die Kosten für die Beseitigung der Asbestrückstände.
Hierzu ist es erforderlich, dass die betroffenen Grundstückseigentümer sich am Container der Feuerwehr melden, ihre bestehende eigene Gebäudeversicherung mit Versicherungsnummer mitteilen und eine Abtretungserklärung, die die Stadt dazu in die Lage versetzt, die Gelder vom Verursacher/Versicherung zurückzuerhalten.
Wer trägt die Kosten und wie läuft die Regelung mit der Versicherung?
Im Info-Container vor Ort (Asterlager-/Homberger Straße) nehmen Mitarbeiter des Umweltamtes und der Fachfirma ab 4. Februar um 8 Uhr eine Abtretungserklärung (Formulare liegen vor) der Eigentümer ihrer Ansprüche an die Stadt entgegen. Die Stadt Duisburg wird sich die Kosten vom Grundstückseigentümer/dessen Versicherung erstatten lassen.
Wie wird konkret gereinigt?
Vorrangig geht es darum, die sichtbaren Partikel einzusammeln; dies kann händisch erfolgen oder mit Saugern; Wandfassaden können abgespritzt werden Sandbereiche von Spielplätzen: hier sollte rein vorsorglich der Sand ausgetauscht werden.
Wie soll ich die Schuhe reinigen/das Auto?
Schuhe, inbesondere die Sohlen mit Wasser vom Dreck reinigen. Pkw wurden bereits großteils an den Deko-Stellen der Feuerwehr abgespritzt. Sollten sich sichtbare Placken auf dem Pkw finden, sollten diese von der beauftragten Firma entsorgt werden, ansonsten kann Staub mit Wasser abgewaschen werden.
Wie groß ist der betroffene Bereich, klein/groß? In Quadratmetern
Dies wird zurzeit gemeinsam mit dem Landesumweltamt aktualisiert.
Wie viele private Eigentümer sind betroffen?
Im Moment geht man von 150 Flurstücken aus.
Warum wurde kein Sirenenalarm ausgelöst?
Der Sirenenalarm ist für die Warnung der Bevölkerung bei einer akuten Gefährdung vorgesehen. Die Bürger sollen aufmerksam gemacht werden, sofort geschlossene Räume aufzusuchen und das Radio einzuschalten. Türen und Fenster sind geschlossen zu halten.
Es hat sich – nach Rücksprache mit dem Landesumweltamt – aufgrund der Witterung und der Art und Form der asbesthaltigen Materialien keine akute Gefahr dargestellt. Auch der betroffene Personenkreis war begrenzt, durch den Sirenenalarm wären sehr viele nicht betroffene Bürger unnötigerweise gewarnt worden. Der Krisenstab setzte deshalb auf eine persönliche, detaillierte und gezielte Warnung.
Zu welchen Zeitpunkten gab es welche Schadstoffmessungen?
Die ersten Messungen gab es um 5.45 Uhr vom Messzug der Freiwilligen Feuerwehr, um die Ausbrietung des Brandrauchs zu dokumentieren. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Hinweise auf Asbest. Um 6.50 Uhr sammelte das Landesumweltamt dann eigene Werte, auch diese wegen des Brandrauches.
Den ersten Hinweis auf eine mögliche Asbestverunreinigung gab es vom Landesumweltamt gegen 9.15 Uhr.
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