Duisburg. 72 Stunden lang können Kunden im Duisburger Hauptbahnhof die Schließfächer nutzen. Danach werden sie aufgeschlossen. Manchmal rückt die Polizei an.

Wer kennt das nicht? Regenschirm, Handschuhe oder Mütze im Zug vergessen. Für viele Bahnfahrer ein immer mal wieder kehrendes Erlebnis. Wer allerdings seine Habseligkeiten in einem Schließfach der Deutschen Bahn verstaut, denkt im Normalfall auch an das Abholen. Besonders, weil die maximale Belegungszeit 72 Stunden beträgt. Nicht so in einem aktuellen Fall im Duisburger Hauptbahnhof: Knallrot leuchtet die Zahl 99,50 Euro auf einer Kurzzeitschließfach-Anzeige. Ein Kunde scheint sein Gepäck seit mehr als 99 Stunden in dem Fach aufzubewahren. Denn: Die Aufbewahrung eines „normalen Gepäckstücks“ kostet pro Stunde einen Euro und eines „großen Gepäckstücks“ stündlich 1,50 Euro.

Leerung erfolgt nach 72 Stunden

Warum wird der Inhalt aus Fach 067 nicht abgeholt? „Bei den meisten Dingen, die abhanden kommen, sind kurzzeitige Planänderungen oder unvorhergesehene Terminschwierigkeiten der Grund“, sagt Udo Feld, Leiter des zentralen Fundbüros der Deutschen Bahn in Wuppertal.

Eins ist sicher: Der Besitzer würde, sofern er sein Gepäckstück zurück haben möchte, tief in die Tasche greifen müssen. Denn die Uhr läuft. Gegen ihn. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Die maximalen Kosten sind auf 75 Euro gedeckelt. Hinzu kommt eine Bearbeitungsgebühr von 20 Euro, denn nach Überschreiten der maximalen Mietdauer kommt der Arbeitsaufwand für die Deutsche Bahn hinzu. Nach 72 Stunden leeren Mitarbeiter die Schließfächer und untersuchen den Inhalt. Handelt es sich um illegale Objekte, rufen sie die Polizei.

Auch Drogen in Schließfächern

„Es kommt schon mal vor, dass wir Drogen oder Waffen in Schließfächern in anderen Städten finden“, so Armin Roggon, Sprecher der Bundespolizei. Im Vorhinein werden die Gegenstände nicht überprüft. „Das ist nicht kontrollierbar, sonst müssten wir ja jeden Koffer im Zug durchleuchten“, so Feld.

Alle legalen Fundstücke werden vier Wochen in Duisburg aufbewahrt. Durch den Nachweis des Schlüssels oder einer Beschreibung der Gegenstände, bekommt der Besitzer die Sachen zurück. Wenn dieser hingegen nicht auftaucht, schicken die Mitarbeiter den Inhalt nach Wuppertal zum zentralen Fundbüro. „Dort forschen wir noch einmal aktiv nach dem Eigentümer und das, was trotzdem übrig bleibt, wird versteigert,“ erklärt Feld. Die Rückführungsquote von Verlorenem läge bei guten 60 Prozent.

Rätselhafter Betrag

Aber wie kommt dann, wie im aktuellen Duisburger Fall, der stolze Betrag von 99,50 Euro zustande? Auf Nachfrage bei der Deutschen Bahn gibt eine einfache Erklärung Aufschluss über den rätselhaften Betrag: Das Schloss des Fachs sei defekt und eine neue Zeitschaltuhr würde in Kürze eingebaut, um die Aufbewahrungsmöglichkeit wieder einsatzbereit zu machen. Auf dass der nächste Koffer eine kurzfristige Heimat findet.