Duisburg. Seit fünf Jahren bauen die Stadtwerke Duisburg die Infrastruktur für Elektromobilität auf. Doch nur wenige Bürger nutzen das Angebot auch tatsächlich.
Wer am Innenhafen, Rathaus oder Stadttheater einen Parkplatz sucht, findet meistens einen der frei ist: den Stellplatz an der Ladesäule. Seit 2010 bauen die Stadtwerke die Infrastruktur für das auf, was Experten zufolge in wenigen Jahren das Bild auf den Straßen bestimmen wird: Elektroautos. An sechs Standorten im Stadtgebiet hat der Versorger die Ladesäulen installiert, die jetzt für alle Nutzer freigegeben werden.
Bislang war das Kunden vorbehalten, die sich zuvor entweder bei den Stadtwerken oder dem Kooperationsverbund Ladenetz.de registriert haben. Die können ihre Elektrofahrzeuge sogar kostenlos aufladen. Das wird sich allerdings zum Ende diesen Jahres ändern.
Hohe Anschaffungskosten
Mit der Freigabe der Ladesäulen an alle Nutzer hoffen die Stadtwerke jetzt, den Kundenstamm zu erweitern. Denn bislang ist die Zahl der Stromtank-Kunden so überschaubar, dass der Stadtwerke-Chef sie alle persönlich per Handschlag begrüßen könnte: 133 verschiedene Nutzer und insgesamt 2900 Ladevorgänge seit dem Aufbau der ersten Säulen im Jahr 2010. Eingerechnet sind dabei bereits die eigenen sechs Elektroroller, vier Elektroautos und zehn Elektrofahrräder des Versorgers, und auch die Testfahrzeuge, die die Stadtverwaltung nutzt.
An der Ladesäule fließt Strom aus Wasserkraft
Die sechs Ladesäulen der Stadtwerke stehen am Innenhafen, Rathaus, Stadthaus, MSV-Stadion, Landhaus Milser und an der SW-Zentrale Bungertstraße.
Die Ladesäulen in Duisburg werden mit Ökostrom versorgt. Dieser besteht nach Angaben der Stadtwerke zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien, nämlich aus Wasserkraft.
Infos zum Thema Elektromobilität: www.stadtwerke-duisburg.de/mobilitaet.
Dass sich die Elektromobilität in der Stadt so schleppend entwickelt, liegt an den hohen Anschaffungskosten für die Fahrzeuge. Selbst die Stadt schreckt davor zurück: Als das Umweltdezernat die Umrüstung des Fuhrparks vor einigen Monaten geprüft hatte, bemängelten die Stadt-Mitarbeiter ausgerechnet die „fehlende Ladeinfrastruktur“. Ausschlaggebend waren aber die Kosten: Um die Hälfte teurer sei das e-Auto im Vergleich zum gleichen Modell mit herkömmlichen Antrieb. Dieser Preis für die Abgas-freie Mobilität war selbst der öffentlichen Hand, die sonst oft Motor und Impulsgeber derartiger Entwicklungen ist, zu hoch.
Auch Privatleute dürften die Preise abschrecken: Das bis Mitte 2014 am häufigsten zugelassene e-Auto in Deutschland war der BMWi3 mit einem Grundpreis von 35.000 Euro. Den günstigsten, aber deutlich größeren Benziner von BMW gibt’s ab 22.000 Euro. Und deshalb dürfte auch in Duisburg die Zahl der zugelassenen e-Autos so überschaubar sein: Sie lag nach Daten des Kraftfahrbundesamtes Anfang 2014 bei acht Fahrzeugen, nach Angaben des Straßenverkehrsamtes sollen es zur Jahresmitte 38 gewesen sein.
Stadtwerke setzen auf Bedienfreundlichkeit
Dennoch: Auch für Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer ist die Zahl der Ladesäulen ein Faktor, wie erfolgreich sich die Elektromobilität in einer Stadt ausbreiten kann. Andere Städte zeigen den Trend: Berlin rüstet 100 Straßenlaternen zu Ladesäulen um. Lediglich 300 Euro soll der Umbau kosten — entgegen einer konventionellen Ladesäule, die mit rund 10.000 Euro zu Buche schlägt.
Die Investitionskosten der Betreiber dürften die e-Autofahrer aber weniger interessieren als die Kosten an der Ladesäule. Immerhin: Die Stadtwerke setzen jetzt auf Bedienfreundlichkeit. „Der Zugang zu Elektromobilität soll so einfach und flexibel wie möglich sein“, sagt Anna Siebert, verantwortlich bei den Stadtwerken für das Thema Elektromobilität. Tatsächlich wird das „Stromtanken“ zum Kinderspiel, sofern man ein Handy bedienen kann: Man muss nur eine Zahl auf der Ladesäule per SMS mit der gewünschten Ladezeit an die Nummer 500111 senden, schon lässt sich das Fahrzeug mit dem Steckerkabel aufladen.
Die Stunde Stromtanken kostet 3,95 Euro pro Stunde, eine vollständige Ladung kann je nach Fahrzeug von 30 Minuten bis zu sechs Stunden dauern. Dafür zahlt man aber auch keine Parkgebühr.