Duisburg. Mit vielen Schmerztherapie-Angeboten steht Duisburg im Vergleich mit anderen Städten gut da. Die Schmerzkonferenz feiert das 25-jährige Bestehen.
Die Einsicht, dass die eigenen Kenntnisse oft nicht reichen, die Schmerzen ihrer Patienten bestmöglich zu behandeln, führte Dr. Günter Bittel und Dr. Gerd Kremer zusammen. Der Anästhesist und der Neurochirurg gehörten 1990 zu den Gründern der Schmerzkonferenz. Im Regionalen Schmerzzentrum am Johanniter-Krankenhaus in Rheinhausen beraten Mediziner und Therapeuten unterschiedlicher Disziplinen aus Duisburg und angrenzenden Städten über die bestmögliche Behandlung schwieriger Fälle. Beim allmonatlichen Treffen stießen die Teilnehmer am Mittwoch auf den 25. Gründungstag des Gremiums an.
„Der Schmerz ist ein Symptom, wir versuchen ihn mit einer multimodalen, ganzheitlichen Therapie zu durchbrechen“, beschreiben die Gründer einer der ersten interdisziplinären Schmerzkonferenzen ihren Ansatz. Der hat eine breite Entwicklung angestoßen. Über die Jahre entstanden in Duisburg ein stationäres Angebot für chronisch kranke Patienten, Palliativstation und Hospiz am St. Anna-Krankenhaus in Huckingen sowie ein ambulantes Netzwerk für die Versorgung mit Medikamenten, das bei Bedarf rund im die Uhr funktioniert. „Menschen haben Angst, unter Schmerzen zu sterben. Das muss heute niemand mehr“, so Dr. Gerd Kremer.
Bombenangriffe in der Kindheit
Vielfältig können die Ursachen für den Schmerz sein. „Oft reicht es nicht, Medikamente zu geben. Behandlung braucht Kontinuität“, sagt Dr. Norbert Schürmann, Leiter der Abteilung für Schmerzmedizin am Moerser St. Josef-Krankenhaus. Weil Stress und Verspannungen, erzeugt durch körperliche Erkrankungen, den Schmerz oft verstärken, nennt Dr. Günther Bittel die gemeinsame Beratung Fachleuten aus Kliniken und medizinischer Praxis „extrem wichtig“. Dabei gelte es nicht selten auch, „die Patienten vor Behandlungen zu schützen, die ihnen ansonsten zuteil wird“.
Die Patienten mit chronischen Rückenschmerzen sind der Klassiker unter jenen, die Hilfe suchen bei den Schmerzmedizinern. Neue Betroffene kommen hinzu. Menschen etwa, mit sogenannten „posttraumatischen Belastungsstörungen“. Sie leiden unter Schmerzen, die lang zurückliegende Kriegserlebnisse im fortgeschrittenen Alter auslösen. Nicht nur Jahrestage von Weltkriegsbeginn und -ende können zu den Beschwerden führen, auch TV-Bilder von aktuellen Konflikten. „Die Bombenangriffe in der Kindheit, erlebte sexuelle Gewalt in der Jugend bei Frauen, das ist vor allem in Duisburg ein Thema“, erklärt Bittel, warum neben dem Arzt auch oft ein Psychologe gefragt ist.