Leni ist jetzt 95. Aber nach wie vor fit genug, um dreimal in der Woche im Neudorfer Memelbad schwimmen zu gehen. Dort trifft die Wanheimerorterin regelmäßig auf Irene. Sie ist aus Wanheim, drei Jahre jünger. Und sie zieht sogar noch viermal wöchentlich im Becken ihre Bahnen. Was zieht zwei Frauen in fortgeschrittenen Alter denn so sehr hierhin ins Hallenbad? „Ich blühe richtig auf, wenn ich schwimmen war. Weil ich mich bewegt habe – und die vielen netten Leute hier getroffen habe“, sagt Leni. Und Irene fügt hinzu: „Schwimmen ist wunderbar. Denn im Wasser habe ich keine Schmerzen .“
Die beiden Seniorinnen kennen sich seit Jahrzehnten. Früher tauchten sie noch gemeinsam im alten Schwimmstadion am Kalkweg in die Fluten ein. Nachdem dort aber ein Orkan die im Jahr 1976 errichtete Überdachung weggerissen hatte, mussten sich beide ein neues Domizil suchen. „Es durften danach ja nur noch Schulklassen und Vereine dort schwimmen“, erinnert sich Irene. Beide entschieden sich für das Memelbad als neue Schwimmheimat. Jetzt lassen sich beide frühmorgens dorthin kutschieren. Leni von ihrer jüngsten Tochter, Irene von einem Taxifahrer.
Irene ist immer schon um halb sieben morgens da. Sie ist das Frühaufstehen gewohnt, betrieb sie doch früher im Berufsalltag ein Milch- und Lebensmittelgeschäft. „Zu der Zeit ist es noch nicht so voll und ich bin denen nicht im Wege, die später kommen und ihre Bahnen ziehen wollen.“
Leni trifft immer eine gute halbe Stunde später ein. „Dann gleite ich schön durchs Wasser, mache später am Startblock meine Klimmzüge. Meistens bleibe ich 45 Minuten im Becken.“ Unterstützung erhalten die beiden Damen vom gesamten Hallenbad-Personal – angefangen von der Kassenkraft bis hin zu den Schwimmmeistern. Nach so vielen Jahren kennen Leni und Irene natürlich die komplette Truppe persönlich. Und ein kurzes Schwätzchen gehört immer dazu. Manchmal auch ein langes. „Das Personal hier ist ganz wunderbar. Die passen schon mit auf uns auf“, lautet Irenes Lobeshymne. Und Leni nickt zustimmend den Kopf.
Nur eines vermissen beide trotz fortgeschrittenen Alters ein wenig: das 50-Meter-Becken aus den früheren Schwimmstadion-Zeiten. „Darin schwimmt es sich einfach schöner als im 25-M-Becken hier“, findet das Duo. Beide wollen weiterschwimmen, so lange es die Gesundheit und das körperliche Befinden zulässt. „Denn von einem Badbesuch zehre ich den ganzen Tag“, sagt Leni .