Duisburg. . Zur architektonisch sehr nüchternen Erlöserkirche in Rheinhausen passt die schlichte, bäuerliche Szene unterm Weihnachtsbaum.

Es ist eine wirklich bescheidene Krippe, die in der Erlöserkirche steht. Aber Pfarrerin Christa Beutelmann musste lange um sie kämpfen, als sie 1983 nach Rheinhausen kam. Denn die Gemeinde gehört zur reformierten Richtung in der evangelischen Kirche, die zum Beispiel jede Art von Dekoration im Kirchengebäude ablehnt. „Als ich hierher kam, gab es nicht mal ein Kreuz, weil nichts ablenken soll vom Wort Gottes“, sagt Christa Beutelmann, die aus der etwas sinnenfroheren lutherischen Tradition kommt.

Das ganze, große Kirchengebäude, von einem niederländischen Architekten entworfen und 1962 eröffnet, atmet den reformiert-nüchternen Geist. So wurde für den Boden Kopfsteinpflaster verwendet, das für eine Verbindung zur Straße steht. Daneben spiegelt sich die Tradition des Stadtteils als Stahlschmiede wider: Krupp stiftete die Stahlbrüstung für den oberen Rang.

Aber Pfarrerin Beutelmann ist eine Kämpfernatur. Das bewies sie nicht nur bei den Aktionen gegen die Schließung des Stahlwerks, sonder auch, als es darum ging, der Kirche ein wenig von ihrer Nüchternheit zu nehmen. „Die Leute vermissen das“, lautete ein Argument, zu Weihnachten auch eine Krippe aufzubauen.

Etwas Glanz aus dem Morgenland

„Wir hatten damals einen Bedburg-Hau-Kreis“, erinnert sich Christa Beutelmann. „Bei einem Besuch der Klinik haben wir Krippenfiguren gesehen, so einfach und schlicht, so wenig Schmuck und Tand wie möglich – die haben mich total überzeugt.“ Schließlich machte sich die damalige Gemeindepädagogin Fiete Hüneke daran, Figuren nach diesem Vorbild zu basteln . „Es war unendlich viel Arbeit.“

Im ersten Jahr entstanden Maria und Josef, dann kamen die Hirten, schließlich die Könige aus dem Morgenland hinzu. Die Köpfe haben zwar keine Gesichter, und alle tragen Bekleidung aus Jute, dennoch wird an liebevollen Schneiderarbeiten sehr deutlich, wer wer ist. Maria sitzt an der Krippe, ihr Haar ist dicht und lang, das Kleid ist mit blauen und roten Borten verziert. Rechts von ihr Josef und ältere und jüngere Hirten mit einfachen Hüten und schlichten Holzknöpfen an ihren Jacken; das Stroh als Untergrund unterstreicht die bäuerliche Schlichtheit.

Ein wenig mehr Glanz hat Fiete Hüneke den Reisenden aus dem Morgenland verliehen, die ja reich sind und wertvolle Geschenke bringen: Ihr Kopfschmuck, die Knöpfe und bunten Borten ihrer Gewänder glitzern. Ganz schlicht wiederum das Kind in der Krippe und das kleine rote (elektrische) Feuer, das Wärme verströmt. Und natürlich gibt es auch in der Erlöserkirche einen Weihnachtsbaum. „Der wird seit zehn Jahren selbst geschlagen.“