Duisburg. . In der evangelischen Kirche in Beeck trifft Altes auf Neues: Die Krippe steht mitten im Stadtteil. Maria und Joseph tragen hitzebeständige Mäntel, das Jesuskind liegt in einer Kokille.

Die Kirche und der Oberhof bilden den historischen Kern, die Autobahnbrücke und die Friedrich-Ebert-Straße schlagen Schneisen zwischen den schönen alten Gebäuden und den Nachkriegsbauten, die das Bild von Beeck ebenso prägen wie die Industrie. Die „Ruhrgebietskrippe“, an der die evangelische Gemeinde Heiligabend feiern wird, holt das Neue in das Alte. Sie ist alles andere als romantisch und in ihrer stählernen Nüchternheit die wohl ungewöhnlichste der Duisburger Krippen, die die WAZ in ihrer Krippen-Serie rund um die Feiertage vorstellt.

Als der Initiativkreis der Gemeinde 1995 eine Krippenausstellung vorbereitete, um aus dem Erlös eine neue Beschallungsanlage für die Kirche zu finanzieren, und die Thyssen Stahl AG um Unterstützung bat, entstand der Kontakt zur technischen Berufsbildung des Unternehmens in Hamborn. Nicht für den Basar wollte man spenden, sondern eine Weihnachtskrippe bauen. Die Gemeinde freute sich. „Wir wollten aber keine Berglandschaft“, erinnert sich Pfarrer Heinz-Georg Aßmann. „Wir wollten Heiligabend bei uns zeigen: Gott wird hier Mensch, er kommt in unsere Lebenswelt.“

So entstand die dreiteilige Krippe, die unterhalb der Kanzel aufgestellt ist. Sie zeigt eine Beecker Häuserzeile, dahinter das Stahlwerk mit Hochöfen, Kühltürmen und Schornsteinen, ausgeschnitten aus Stahlplatten. Ein dunkles, kühles Material, abgemildert durch Kerzenlicht, das auch die Schatten der Gebäude an die Wand zeichnet. Und mittendrin Maria, Joseph und das neugeborene Kind, gestaltet von einem Mitglied der Gemeinde.

"Wir hoffen auf eine Rückkehr

Margret Frangenkamp hat die heilige Familie aus Modelliermasse geformt, sie setzt die Idee der „Ruhrgebietskrippe“ fort. Joseph ist wie ein Hüttenarbeiter gekleidet mit hitzebeständigem Mantel und einem Hut aus der Zeit, als es noch keine Schutzhelme gab. Aus Marias Mantel, unter dem sie ein rotes Kleid trägt, ist ein Stück herausgetrennt, mit dem das sonst in vielen Krippen nackte Jesuskind zugedeckt ist. „Keine Mutter würde ihr Kind frieren lassen“, erläutert Margret Frangenkamp.

Es liegt in einer Kokille, wie sie zum Gießen von Eisen verwendet wird. Unterhalb der Krippe hängt an Ketten das ebenfalls aus Stahl gefertigte Gemeindewappen, ein Baum, darunter der Schriftzug „Pius“. „Das bedeutet übersetzt: Der Fromme, der zu Gott gehört. Wie der Baum, der am Wasser gepflanzt worden ist und daher auch in Trockenzeiten überlebt. Das ist Anspruch und Trost für uns hier in Beeck“, sagt Aßmann, der am 1. Advent vor 30 Jahren in sein Amt eingeführt wurde.

Der 64-Jährige freut sich darauf, Heiligabend in diesem Jahr „noch mal so richtig zu feiern“ in der Kirche, die seit einem halben Jahr geschlossen ist. Vorläufig. Das Gemeindeleben spielt sich in der Markuskirche ab. „Aber wir hoffen auf eine Rückkehr“, sagt Aßmann mit Blick aufs historische Gemäuer.

Über 1000-jährige Geschichte 

Die Gemeinde Beeck zählt zu den ältesten christliche Gemeinden am Niederrhein, die Beecker Kirche hat eine lange Geschichte. Noch älter ist der Oberhof, aus dem sie hervorgegangen ist. Gehörte er doch um 800 zur Abtei Werden. In der ältesten Urkunde über den Hof Beeck vom 15. Januar 947 bekundet König Otto I., dass sein Herzog Otto der Erlauchte von Sachsen den Hof Beeck dem Stift Essen geschenkt habe. Dafür hatte die Abtei Werden einen Besitz bei Herzfeld an der Lippe dem Sachsenherzog überlassen.

1282 wird erstmals in einer Urkunde Beeck (mittelalterlich „Beki“ für Bach) als „Pfarre“ und nicht mehr als Kirchspiel bezeichnet. Der Name des ersten Pfarrers ist zehn Jahre später verzeichnet: Wynandus. Um 1500 ist er heilige Laurentius als Kirchenpatron nachweisbar.

Der erste reformierte Prediger war ab 1611 Albert Faustermann. 1672 verwüsteten französische Truppen, die auf dem Weg in die Niederlande waren, die Kirche.

Das jetzige spätgotische Gebäude stammt in seiner Grundgestalt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Ursprünglich als einschiffige Anlage mit Turm und Chor errichtet, wurde sie um zwei schmale Seitenschiffe erweitert. Die Kanzel ist aus Eiche und stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, der Altartisch ist ebenfalls aus Eiche und aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.