Duisburg. In der Kirche St. Dionysius in Alt-Walsum stehen die 100 Jahre alten Krippenfiguren in einer Landschaft ganz aus natürlichen Materialien.

Zwischen dem Rheindeich in Höhe der Fähre nach Orsoy und dem riesigen Kraftwerk, das die Kulisse von Alt-Walsum beherrscht, liegt die Kirche St. Dionysius. In ihrem linken Seitenschiff ist eine beeindruckende Krippenlandschaft aufgebaut. Sie verdient ihren Namen „Landschaft“ nicht nur wegen ihrer Größe von etwa 25 Quadratmetern, sondern auch wegen der ausgesuchten Naturmaterialien, in denen die Figuren aufgestellt sind. Auf hellen und dunklen Jutetüchern wurden Wege aus Kiesel und Holzspänen gelegt, ungewöhnlich geformte Zweige, angeschwemmte Äste vom Fluss und Mooskissen bilden eine natürliche Umgebung für die rund 20 künstlerisch gestalteten Figuren.

„Das sammelt meine Freundin in der Natur“, sagt Anne Hellwig, seit zwölf Jahren Küsterin von St. Dionysius. Sie gehört zum vierköpfigen Team, das „sieben bis acht Stunden“ damit beschäftigt ist, die Krippe aufzubauen. Ganz bewusst gebe es hier „keine Tanne, keine Christsterne“. Den Unterbau aus Kirchenbänken und Platten sowie den hölzernen Stall haben die Männer gebaut – stabil genug, dass man darauf kriechend die Landschaft gestalten und die Figuren aufbauen kann.

Fromm im Stroh knieend bestaunen sie das wunderbare Kind

Menschen- und Tierfiguren stammen von Jakob Holtmann aus Kevelaer, der sie vor 100 Jahren in Keramik goss. Sie sind zwischen 30 und 50 Zentimetern groß, detailreich ausgestaltet, wirken lebendig und wurden kürzlich restauriert. Im Mittelpunkt das Christuskind, das schon in der Krippe die Arme die Arme segnend ausbreitet. Es ist umgeben von Maria mit gefalteten Händen und dem blauen Mantel einer Königin, und dem bärtigen Josef, der mit seiner Hand auf das Kind hinweist. Fromm im Stroh knieend bestaunen sie das wunderbare Kind.

Etwas dahinter Ochs und Esel, davor nähern sich Hirten dem Stall. Am nächsten ein Vater mit Sohn und einem frisch geborenen Lamm zu seinen Füßen. Symbolträchtig auch ein anderer Hirte, der ein Schaf auf seinen Schultern trägt. Zwei andere Hirten mit Musikinstrumenten und Hunden in ländlicher Tracht scheinen das Geschehen noch nicht zu erfassen. Und von rechts nähert sich bereits ein Reisender aus dem Morgenland mit Turban und einem prächtigen Kamel. Auch er scheint gefesselt vom Anblick. „Die heiligen drei Könige sind noch unter Verschluss“, sagt Anne Hellwig. Krippen sind sozusagen lebendig: Das Jesuskind wird erst Heiligabend in seine Krippe gelegt, und die heiligen drei Könige kommen erst am 6. Januar mit Gold, Weihrauch und Myrrhe an.

Jakob Holtmanns Figuren sind idealisiert, sie strahlen ernste Ruhe und Versunkenheit aus, vermitteln einen großen Moment des Innehaltens. Im Hintergrund der Krippe hängen Bilder mit den Kreuzweg-Stationen.

Heiligabend aber bedeutet Freude: Um 15 Uhr beginnt die Kinderkrippenfeier, um 19.30 Uhr die Heilige Messe.

Wurzeln liegen im Johanniter-Orden 

Die Gemeinde St. Dionysius hat ihre Wurzeln im Johanniter-Orden. Die Pfarre Walsum wurde bereits im 9. Jahrhundert gegründet, im 13. Jahrhundert wurde die erste Kirche errichtet. Bis zur Säkularisation 1806 war sie im Besitz des Johanniter-Malteser-Ordens. 1880 wurde die über 500 Jahre alte Kirche abgerissen. Der in Kassel geboren Architekt und Baumeister Heinrich Wiethase – übrigens Protestant – errichtete die jetzige Kirche in den Jahren 1880 bis 1883 im neugotischen Baustil.

Er lernte sein Handwerk in der Werkstatt des Kölner Diözesanbaumeister Statz. Die Kirche steht heute unter Denkmalschutz. Neben der Walsumer Kirche entwarf Wiethase stilistisch verwandte Kirchen am Niederrhein wie St. Josef am Dellplatz, St. Johann in Holten, St. Johann in Homberg oder St. Ulrich in Alpen. Mittlerweile fusionierte St. Dionysius zu einer Großgemeinde mit den Bezirken St. Elisabeth, Herz Jesu, St. Josef, St. Juliana und St. Ludgerus.