Duisburg. . 1949 erstrahlte die Stadt erstmals nach dem Krieg wieder im festlichen Glanz mit Weihnachtsbeleuchtung. Doch die Kirchen kritisierten den Kommerz.
Als erstmals nach dem Krieg die Stadt 1949 im festlichen Glanz mit Weihnachtsbeleuchtung und -schmuck erstrahlte, gab es auch gleich Kritik an der „Weihnachtspropaganda“, wie es damals hieß. Besonders entzündete sich der Zank an einer Krippe mit lebenden Tieren am König-Heinrich-Platz,
Allerdings geschah dies nicht aus Tierschutzgründen, wie man aus heutiger Sicht vermuten würde. Sondern weil die Krippe – wie die gesamte Weihnachtswerbung – von dem Einzelhandelsverband und der Kreishandwerkerschaft finanziert worden war. „Besonders im Kreis der Kirchen wurde der ,unmittelbare Zusammenhang der Darstellung der Geburt Christi mit der Werbung als Profanierung’ angesehen“, erläutert der Leiter des Stadtarchivs, Andreas Pilger.
Neben der Krippe schmückten auch Märchenmotive die City. Denn das Motto der Weihnachtswerbung war „Duisburg als Märchenstadt“. Dafür wurden an 24 Stellen fünf mal drei Meter große, auf Holz aufgezogene Bilder aus Erzählungen wie „Rotkäppchen“ oder „Schneewittchen“ aufgestellt.
Programm kostete 14.000 DM
Insgesamt kostete das Programm 14.000 DM. Die Stadt gab damals zwar kein Geld dazu, doch sie „beteiligte sich durch das Aufstellen von Tannenbäumen“, erläutert Stadtarchivar Pilger. Insgesamt waren es 65 Weihnachtsbäume aus dem Stadtsäckel. Das alles stieß durchaus auf Anklang – außer eben bei den Kirchen. So hieß es am 5. Dezember 1949 im Duisburger Tageblatt: „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Weihnachtswerbung des Einzelhandels schon am ersten Tag erfolgreich war.“ Man habe „fast nur zufriedene Gesichter“ in Duisburg, der „Einkaufsstadt des Niederrheins“ gesehen.
Historische Weihnachtsbeleuchtung
Und das Werben um Kunden aus dem Umland war auch ein zentraler Grund für den Ausbau des Weihnachtsprogramms in den kommenden Jahren, wie Andreas Pilger ausführt. „Treibende Kraft war dabei die Konkurrenz der Städte in der Rhein-Ruhr-Region“, sagt er. So habe sich Duisburg um die Kundschaft am Niederrhein bemüht – hatte es aber schwer, da die im Krieg zerstörte Brücke Ruhrort-Homberg erst 1954 wieder fertig gestellt wurde. Pilger: „Um so wichtiger waren die Städte des westlichen Ruhrgebiets wie Oberhausen und Mülheim.“ Kunden aus diesen Städten habe man Anfang der 50er Jahre unter anderem mit drei (!) verkaufsoffenen Sonntagen im Dezember zu ködern versucht, damit sie bloß nicht nach Essen gingen. Dafür griff man auch tief in die Tasche: 1954 kostete die Weihnachtswerbung bereits 170.000 DM.
Große Konkurrenz mit Essen als Einkaufsstadt
Doch nicht nur die Duisburger Einzelhändlerschaft sah sich in großer Konkurrenz zu Essen als Einkaufsstadt – sondern auch umgekehrt. So veranstaltete Essen seit 1951 die sogennanten Lichterwochen und intensivierte dies 1952 anlässlich der 1100-Jahrfeier der Stadt, um zu Weihnachten viele Kunden anzulocken.
Darauf reagierte Duisburg schnell: Die Weihnachtswerbung von 1952 zielte auf eine attraktive Gestaltung. Das Motto hieß „Duisburg ruft mit tausend Glocken“. Im Zentrum des Konzepts standen Masten mit beleuchteten Glocken, die in der Stadt in Reihen aufgestellt waren, berichtet Stadtarchivar Andreas Pilger.