Duisburg. . Das Factory Outlet in Duisburg ist umstritten. Drei Duisburger unterstützen den Einzelhandelsverband in seinem Nein, Stadt, SPD und CDU sind dafür.
Bei Duisburgs Stadtplanern und bei den großen Parteien SPD und CDU findet Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, keine Verbündeten in seiner steten Kritik an der geplanten Textilmeile bekannter Markenhersteller am Hamborner Stadtbad. Noch geltende Linie der Stadt ist, am Factory Outlet und dem Projektentwickler Douvil festzuhalten, man hat die Projektfirma nur härter an die Kandare genommen.
Dass jüngst der renommierte Architekt Walter Brune, selbst einstiger Einkaufscenter-Besitzer und nun mahnender Buchschreiber gegen das Ausbluten des Innenstadt-Handels, gegen das FOC zu Felde zog, gab Bommann zumindest die Gelegenheit, mit einer bekannten Stimme vor dem Vorhaben im Duisburger Norden zu warnen, das den Handel dort und die City-Kaufleute in seinen Augen bedroht. Jetzt setzt Bommann auch auf „Volkes Stimme“, denn nach dem WAZ-Bericht über Brune meldeten sich bei ihm gleich mehrere Duisburger, die ihren Ärger über das FOC Luft machen wollten. Ihn mussten sie nicht überzeugen, aber flugs bat Bommann das Trio zum WAZ-Gespräch. Dort sollten sie ihren Unmut kundtun, auf dass er in der Zeitung steht .
FOC bringt Wilfried Sauter "auf die Palme"
„Mich bringt das Factory Outlet furchtbar auf die Palme“, schimpft der 82-jährige Wilfried Sauter. Der ehemalige technische Zeichner interessiert sich seit Jahren für die Stadtplanung. „Die Innenstadt hat sich gut entwickelt, aber jetzt geht es langsam wieder bergab“, warnt er. „Es stehen wieder viele Geschäfte leer. Das muss man doch sehen“, kann er nicht verstehen, dass die Stadt weiter das FOC will und damit den bestehenden Handel schwächt und bedroht.
Nach der Lektüre des WAZ-Berichtes mit der Kritik von Architekt Walter Brune am FOC war er extra noch mal in den Stadtnorden gefahren, sah und zählte die Geschäfte im Marxloh-Center, am August-Bebel-Platz, an der Weseler Straße: „Was würde davon noch bleiben, wenn das FOC kommt?“, befürchtet er. Auch beim Unternehmen Grillo hat er angerufen und wundert sich, dass die Planungen den Abstand zu dem seit Jahrzehnten am Standort angesiedelten Werk nicht recht bedacht haben. Statt FOC hat er einen Gegenvorschlag: „Das Gelände wäre doch ideal für einen Gewerbepark mit Handwerksbetrieben. Duisburg braucht doch Gewerbeflächen.“
Lieber ein attraktives Einzelhandelszentrum
Der Meidericher Bernhard Kipphard (63) ist jemand, der gerne beim Einkauf auf Qualität setzt, der es sich auch leisten kann und will, mit seiner guten Rente Markenprodukte zu kaufen, für die Wohnungen, auch bei der Kleidung mag er Exquisites. All zu viel Auswahl und Angebote dazu, gibt es allerdings in Duisburg nicht, beklagt Kipphard. „Den Pyjama für 20 Euro bekomme ich hier, aber für Hochwertiges muss ich woanders hinfahren.“
Und er befürchtet, dass es durch die Massenware eines Firmen-Abverkaufs im Hamborner Outlet-Center nur noch schlimmer wird: „Die Duisburger sollen mal nicht erwarten, was das für ein tolles Ding ist, dabei kommt da doch nur Ausschussware hin“, so der Meidericher. Stattdessen wünscht er sich ein attraktives Einzelhandelszentrum mit Fachgeschäften, am besten inhabergeführt. „Aber mit Mieten, die die Händler dann auch zahlen können“, betont er. Zugleich lobt er die Arkaden in der Duisburger Innenstadt. Aber er schreibt auch dem Handel etwas ins Stammbuch: „Die Geschäfte sollten zusammen mit dem Stadtmarketing auch mehr Werbung für sich und Duisburg machen.“
Blick auf das Treiben in der Stadt
Akar Cenc und seine Frau Funde betreiben seit 2007 einen Mobilfunk- und Internet-Laden in der Innenstadt am Kuhtor und haben daher den Blick auf das Treiben in der City. „Die Innenstadt fängt gerade an sich zu beruhigen. Wenn das Factory Outlet kommt, treibt das wieder den Verfall voran“, fürchtet Akar Cenc. Schon jetzt müsste der Handel etwa auf dem Sonnenwall und auf der Münzstraße schwer kämpfen.
Er erinnert an die Folgen des Centros auf die Oberhausener Innenstadt und ihren Niedergang. Auch in den Stadtteilen, etwa an der Meidericher Von-der-Mark-Straße, wären die Folgen schlimm. „Von dem FOC hätte nur einer was, der Investor“, warnt der Unternehmer, der freilich auch ein Grundübel ausgemacht hat, die solchen Outlets den Boden bereitet: „Das ist die Geiz-ist-geil-Mentalität.“ Sein Gegen-Vorschlag: „Wenn denn schon ein Factory Outlet unbedingt kommen soll, dann in die Innenstadt.“
Bürgerinitiative fordert Aufklärung von der Stadt
Die Bürgerinitiative Zinkhütten-Platz fordert Aufklärung von der Stadt zu möglichen vertraglichen Belastungen, die gegenüber dem Projektentwickler Douvil und dem Immobilien-Unternehmen Immeo als Eigentümerin der Wohnsiedlung eingegangen worden sein sollen. Die Fragen hat sie zur Kenntnis auch an die Düsseldorfer Finanzaufsicht „zur Kenntnis“ weitergeleitet.
Von der Stadt will die Initiative wissen, ob die Douvil GmbH die städtischen Grundstücke bereits belasten darf, bevor sie in ihr Eigentum übergehen und verweist auf eine ihr vorliegenden Drucksache aus dem Rathaus. Danach werde dem Käufer „die Möglichkeit eingeräumt, den verkauften Grundbesitz bereits vor Eigentumsumschreibung mit Grundpfandrechten bis zur Höhe des vereinbarten Kaufpreises nebst marktüblichen Zinsen und Nebenleistungen zu belasten“.
Ferner fragt die Initiative, ob es „wie auch immer geartete schuldrechtliche Vereinbarung“ zwischen der Stadt oder eine ihrer Gesellschaften mit der Immeo gibt, dass die Stadt bei einem Scheitern des FOC dem Immobilienunternehmen mögliche Schäden ersetzt. Sie verweist dabei auf einen Artikel in dem Branchen-Blatt„Immobilien Zeitung“, nach dem die Stadt für die Entmietung der Zinkhüttenplatz-Siedlung gebürgt haben soll. In einer Stellungnahme verneint die Stadt beide Anfragen. Es gebe für Douvil keine Sonderregelungen bei den Grundstücksverkäufen und auch keine Bürgschaften oder eine in Rede stehenden Verpflichtungen gegenüber Immeo.
Und das sagen die Parteien:
Die CDU-Fraktion sieht in dem FOC den „dringend“ notwendigen Impuls, um die Stadtteile Marxloh und Alt-Hamborn zu beleben. Mit durchschnittlich 14 Prozent weise der Duisburger Norden im innerstädtischen Vergleich die höchste Arbeitslosenquote auf. Der Investor schaffe 800 Arbeitsplätze für den Duisburger Norden und ein vitales Einkaufszentrum . „Die Kritiker des FOC haben noch keine Alternative aufgezeigt, wie ein ähnlicher Schub für den Duisburger Norden gelingen soll. Wenn Marxloh und Alt-Hamborn nicht weiter von der städtischen Entwicklung abgekoppelt werden sollen, muss das Projekt verwirklicht werden“, so die CDU-Fraktion in einer Stellungnahme.
Sie verweist auf die in Auftrag gegebenen Gutachten, die in den kommenden Wochen vorliegen dürften. „Ob das FOC wie behauptet zu einer Verödung der Innenstadt führen wird, ist nicht bewiesen. Eine Antwort auf diese Frage werden die Gutachten geben“, so die CDU. Auch hinsichtlich der Verkehrsanbindung werde das FOC-Konzept detailliert geprüft. Ein Projekt wie das FOC „nur auf Basis nicht bewiesener Behauptungen zu beenden“, hält die CDU-Fraktion jedenfalls für falsch. Sollten die Gutachten tatsächlich die geäußerte Kritik stützen, werde die CDU-Fraktion „selbstverständlich auch die eigene Position neu überdenken“.
Auch die SPD-Fraktion verweist auf die Chancen bei einer Realisierung des Factory Outlet Centers: Schaffung von Arbeitsplätzen, zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen und die Stärkung des Einzelhandelszentrums im Duisburger Norden. „Dennoch sehen wir die Zusammenarbeit mit dem Projektentwickler hinsichtlich der erfolgreichen Umsetzung des Projektes kritisch. Wir wollen eine best- und schnellstmögliche Projektrealisierung. Deshalb haben wir klare Vorgaben gemacht“, verweist die SPD auf jüngste Ratsbeschlüsse, die dem Investor strenge Vorgaben und Berichtspflichten auferlegt hat. Wenn die Meilensteine vom Projektentwickler nicht eingehalten werden, gebe es die Möglichkeit eines Rücktrittsrechtes seitens der Stadt, betont die SPD: „Dann muss auch über Alternativen nachgedacht werden.“
Baudezernent von Vorteilen des FOC überzeugt
Duisburgs oberster Stadtentwickler, Baudezernent Carsten Tum, ist von den Vorteilen den FOC weiterhin überzeugt und hält den Kritikern entgegen: „Ich glaube nach wie vor, dass das Factory Outlet Center ein riesige Chance für Duisburg sein kann.“ Es bringe neue Arbeitsplätze. Er erwartet bei geplanten 140 Ladeneinheiten 800 neue Stellen. Zudem rechnet er mit bis zu 2,5 Millionen Besuchern pro Jahr, etwa 80 Prozent davon von außerhalb.
Tum: „Duisburg kann damit seine Funktion als Oberzentrum zurück gewinnen. All das führt in der Gesamtbetrachtung zu einem nachhaltig positiven wirtschaftlichen Effekt für die Stadt Duisburg.“ Ein weiterer Pluspunkt sei, dass das denkmalgeschützte Stadtbad ein neue Nutzung findet. Auch für die Flächen der marode Rhein-Ruhr-Halle würde das FOC eine „standortgerechte und wirtschaftliche Lösung bieten“.
Zugleich hat Tum die Zukunft des Duisburger Nordens im Blick: „ Die städtebauliche Aufwertung der Einfahrt zu Marxloh wäre der wichtigste städtebauliche Impuls für die Entwicklung des Duisburger Nordens - mit weiteren Synergieeffekten für eine wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Zentrums Hamborn und Marxloh, von dem auch der dortige Handel profitieren kann.“