Duisburg. . Der Duisburger Uwe Schnell (59) ist im „Leukoplast-Bomber“ schon zur Taufe gefahren worden. Er selbst hat sich 2009 ein stählernes Modell zugelegt.

Zweieinhalb Jahre alt ist Uwe Schnell, als ihn sein Patenonkel im familieneigenen „Leukoplast-Bomber“ zur Taufe fährt. Mit dem Lloyd, so der richtige Name, ist der Duisburger (59) groß geworden. Das Auto ist ihm auch später nie aus dem Kopf gegangen, es dauert aber trotzdem lange, bis er sich selbst den kompakten Oldtimer zulegt. Bei seiner Internet-Recherche wird er 2009 bei einem Privatmann in Hildesheim fündig. Kindheitserinnerungen schießen Uwe Schnell beim Anblick des Lloyd 400 durch den Kopf. Das Auto ist wie er Baujahr 1955 und im Gegensatz zu den anfänglichen Modellen mit Sperrholz-Kunstleder-Karosserie bereits aus Stahl. Und weil auch seine Frau Sabine, obwohl in einem autofreien Haushalt aufgewachsen, sofort begeistert ist, legt er gut 2000 Euro auf den Tisch und ist glücklich – obwohl noch jede Menge Arbeit vor ihm liegt.

„Die Bremsanlage war Schrott, das Sonnendach hing in Fetzen, dazu überall Durchrostungen“, erzählt Uwe Schnell. In Eigenregie nimmt er den Wagen bis auf die letzte Schraube auseinander. Er wird Mitglied in der Lloyd-Freunde-Interessengemeinschaft, bekommt die entsprechenden Kontakte, um sich die notwendigen Ersatzteile zu besorgen. Und nach neun Monaten ist der taubenblaue Lloyd mit den nach hinten aufklappbaren Türen wie neu geboren.

Mit Zwischengas

Im Frühjahr 2010 freut sich der Duisserner wie ein kleiner Junge, der endlich sein Spielzeug bekommen hat, als ihn die erste Tour „auf den ersten Reifen“ bis nach Dinslaken führt. Alles funktioniert ohne Probleme, auch mit der unsynchronisierten Drei-Gang-Schaltung. „Ohne Schalthilfe, mit Zwischengas.“ Eine weitere Besonderheit ist neben dem Zwei-Takt-Motor, der ein Benzin-Öl-Gemisch braucht, die fehlende Tankuhr. „Wenn der Motor anfängt zu stottern, weiß ich, dass noch drei Liter im Tank sind und ich über einen Hebel im Fußraum auf Reserve umschalten muss“, erzählt Uwe Schnell mit einem Schmunzeln. „55 Kilometer hat man dann noch...“

Weitere alte Schätzchen gesucht

In unserer Serie stellen wir in loser Folge Menschen und ihre alten Schätzchen mit zwei, drei, vier oder mehr Rädern vor, die noch auf Duisburgs Straßen unterwegs sind. Alle bisherigen Folgen gibt es unter waz.de/alte-schaetzchen.

Wir suchen weitere solcher „Oldies“: Schicken Sie uns bitte ein paar Zeilen (gerne auch mit Fotos) – entweder per E-Mail an redaktion.duisburg@waz.de oder per Post an die WAZ Duisburg, Harry-Epstein-Platz 2, 47051 Duisburg. Bitte Name und Telefonnummer nicht vergessen. Wir melden uns dann bei Ihnen.

Komfortabel, vor allem für größeren Fahrten, die der Lloyd-Fan mit seiner Frau 2013 etwa über den Brenner an den Gardasee unternimmt: Der Oldtimer hat sogar eine Klimaanlage. Die entspricht vielleicht nicht modernsten Ansprüchen, hat dafür aber Charme. Schließlich bekommt nicht jeder über einen zu öffnenden Deckel auf der Kühlerhaube Frischluft in den Innenraum...

Uwe Schnell, der als Service-Techniker im Außendienst unzählige Kilometer von Kunde zu Kunde gefahren ist, genießt es deshalb besonders, mit seinem 13 PS starken Oldtimer und maximal 90 km/h durch die Landschaft zu rollen. „Dazu die durchweg positiven Reaktionen, vor allem der silbernen Generation – wunderbar!“, erzählt der Duisserner, der mit dem Lloyd im nächsten Jahr ans Mittelmeer will. Nach Monte Carlo. „Einmal durch die Stadt und dann vor dem berühmten Casino ein Foto machen...“