Duisburg. Großkundgebung in Bruckhausen: Stahlkocher haben vor der Hauptverwaltung von Thyssen-Krupp demonstriert. Wegen Gerüchten über eine Kündigungswelle wollten sie wissen, ob der Konzern noch zur Stahlsparte steht.
Null Grad Außentemperatur vor der Thyssen-Krupp Steel-Hauptverwaltung in Bruckhausen, aber reichlich erhitzte Gemüter: Sorgen um einzelne Anlagen im Werk, aber auch Sorgen um die Zukunft der Stahlsparte des Konzerns insgesamt waren Thema einer Protestveranstaltung, zu der die IG Metall aufgerufen hatten.
„Steht die Thyssen-Krupp AG weiterhin zu ihren Wurzeln, dem Stahlgeschäft“, war für die Gewerkschaft eine der drängenden Fragen. Auslöser waren Äußerungen von Konzernchef Heinrich Hiesinger, die in der Belegschaft zu tiefer Verunsicherung geführt hatten.
Ein Stück weit für Beruhigung sorgen konnte Andreas J. Goss, Vorstandsvorsitzender von Thyssen-Krupp Steel Europe. Die Stahlsparte habe beigetragen zur Rückkehr des Konzerns in die Gewinnzone. Investiert werde wie in den besten Zeiten in das Stahlgeschäft, nämlich 500 Millionen Euro pro Jahr. Die gleiche Summe fließe in Erhaltung und Wartung der Anlagen.
Protestaktion
3500 Teilnehmer hatte die IG Metall bei der Protestaktion auf der Rasenfläche vor der Hauptverwaltung von Thyssen-Krupp Steel in Bruckhausen erwartet. Ganz so viele waren es am Mittwoch wohl nicht. Nach der einstündigen Kundgebung ging es zu Fuß oder per Bus zurück an die Arbeitsplätze.
Willi Segerath, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats, forderte die Sicherung des Konzern „in Gänze“: „Was wir brauchen, sind Innovation und Investition, keine Stagnation.“ Gehe die Konzernspitze in eine andere Richtung, sei die Belegschaft durchaus bereit, sich wieder zu Wort zu melden.
Das Problem: Europäischem Stahlmarkt fehlt das Wachstum
Gleichwohl fehle es dem europäischen Stahlmarkt an Wachstum. Das werde Folgen für die Stahlunternehmen haben, die Thyssen-Krupp Steel „aus einer Position der Stärke heraus“ und „aktiv“ mitgestalten wolle. Goss: „Wir müssen beim Stahl unsere Hausaufgaben machen. Wir müssen unsere Kapitalkosten verdienen und weiterhin wettbewerbsfähig bleiben. Nur dann haben wir als Unternehmen eine langfristige Perspektive mit sicheren Arbeitsplätzen.“ Für seinen Appell „Der Stahl muss stark bleiben“, gab’s sogar Applaus.
Was den betrieblichen Ärger an einzelnen Anlagen angeht, gestand Goss Fehler in der Kommunikation ein und kündigte den „Anfang eines Dialogs“ mit dem Betriebsrat an – auch wenn es Zeit und Geld koste.
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Massive Kritik an Äußerungen von Konzernchef Heinrich Hiesinger
Zuvor hatte es von Gewerkschaftern und Betriebsräten massive Kritik am Vorgehen der Unternehmensführung in Duisburg und an den Äußerungen Hiesingers gegeben. Eine Sanierung des Konzerns funktioniere „nur mit Stahl, nicht ohne Stahl“, sagte der Duisburger 1. Bevollmächtigte der IG Metall, Dieter Lieske. „Ihr produziert Zukunft, und das muss auch in Zukunft so bleiben“, rief OB Sören Link den Stahlbeschäftigten zu und versprach: „Wir stehen das zusammen durch.“
IG Metall-Bundesvorsitzender Detlef Wetzel warnte vorm Bruch geltender Verträge: „Mit der IG Metall ist nicht gut Kirschen essen, wenn man sie nicht ernst nimmt.“ In die selbe Richtung ging Gesamtbetriebsratsvorsitzender Günter Back: „Stahlarbeiter lassen sich nicht respektlos behandeln – von niemandem.“ Er forderte erneut Investitionen in Anlagen, die der Markt fordert.