Duisburg. Ein Gutachter bescheinigt dem Duisburger Stadtwerke-Turm beste Standsicherheit. Aber nur so lange er „wohlig warm“gehalten wurde.
Denkmalfrage für den Stadtwerketurm hin oder her: Die drei Rauchgas-Röhren an dem ausgedienten Hochfelder Kraftwerks-Kamin müssen auf jeden Fall abgetragen werden. Zu diesem Ergebnis kommt der Sachverständige Prof. Constantin Verwiebe in seinem 130 Seiten starken Gutachten zur Standsicherheit der 200 Meter hohen Duisburger Landmarke.
Die Stadtwerke haben das Gutachten und ein weiteres zum 70 Meter hohen Betonsockel sowie der Schadstoffbelastung nun an die Denkmalbehörde weitergeleitet und damit ihre Stellungnahme zur beantragten Unterschutzstellung des 50 Jahre alten Stahl-Giganten begründet. Die Stadtwerke-Sicht ist klar: Weil die Röhren auf jeden Fall aus bautechnischer Sicht abgetragen werden müssen, ist die Denkmalwürdigkeit des Turmes nicht gegeben.
Antrag auf Abriss gestellt
Außerdem wollen die Stadtwerke noch in diesem Jahr einen Rückbau-Antrag für Röhren und Stahlgerüst gestellt. Zugleich unterstreichen die Stadtwerke aber ihre Gesprächsbereitsschaft mit den Behörden – wohl wissend, dass die Denkmalschützer der stählernen Nadel als bauliches Relikt mit Identifikationspotenzial hohen Rang einräumen.
Inspektion des Stadtwerketurms
Auf den ersten Blick könnte Verwiebes Gutachten sogar den Denkmalschützern Argumentationshilfe zum Erhalt des Turms geben: „Ich bin wirklich schwer beeindruckt, wie gut die Stahlkonstruktion nach all den Jahrzehnten noch ist“, sagt Verwiebe nach seinen wochenlangen Untersuchungen in luftiger Höhe. Standfest ist sie trotz Wind und Wetter, trotz Frost und Regen, buchstäblich hat sie keine Schraube locker und sonderlich verrostet ist sie auch nicht.
In Hochfeld darf nichts einfach herunterfallen
Doch der zweite Blick ist wohl der entscheidende und geradezu existenzielle: Denn so bleibt es nicht. Ohne den ständigen Rauchdurchfluss wird der Schlot verrotten, denn er ist nicht mehr am Netz des Hochfelder Kraftwerks. „Das Geheimnis war die dauernde Wärme. Da wurde die Jahrzehnte über im Dauerbetrieb das eindringende Wasser einfach weggedampft. Im jetzigen Kaltzustand wird das ganze System aber auf den Kopf gestellt“, erklärt Verwiebe und legt so gar noch eins drauf: „Da tickt dann eine Zeitbombe. Man stellt keinen unbehandelten Stahl einfach ins Wetter.“
Vor allem nicht mitten im Wohngebiet. Wenn sich am Landschaftspark Nord am Hochofen irgendwo eine Schraube oder ein Blech lösen würde, lande es im Gebüsch. Doch in Hochfeld darf nichts einfach herunterfallen und auf Wohnhäuser und Straßen krachen. „Wir haben da null Toleranz“, warnt der Gutachter, der zudem erste Sicherungsarbeiten für „demnächst“ empfiehlt. Was „demnächst“ heißt und was das kostet, wollen die Stadtwerke nun noch vom Gutachter wissen.