Duisburg. Ein Gutachter bescheinigt dem Duisburger Stadtwerke-Turm beste Standsicherheit. Aber nur so lange er „wohlig warm“gehalten wurde.

Denkmalfrage für den Stadtwerketurm hin oder her: Die drei Rauchgas-Röhren an dem ausgedienten Hochfelder Kraftwerks-Kamin müssen auf jeden Fall abgetragen werden. Zu diesem Ergebnis kommt der Sachverständige Prof. Constantin Verwiebe in seinem 130 Seiten starken Gutachten zur Standsicherheit der 200 Meter hohen Duisburger Landmarke.

Die Stadtwerke haben das Gutachten und ein weiteres zum 70 Meter hohen Betonsockel sowie der Schadstoffbelastung nun an die Denkmalbehörde weitergeleitet und damit ihre Stellungnahme zur beantragten Unterschutzstellung des 50 Jahre alten Stahl-Giganten begründet. Die Stadtwerke-Sicht ist klar: Weil die Röhren auf jeden Fall aus bautechnischer Sicht abgetragen werden müssen, ist die Denkmalwürdigkeit des Turmes nicht gegeben.

Antrag auf Abriss gestellt

Außerdem wollen die Stadtwerke noch in diesem Jahr einen Rückbau-Antrag für Röhren und Stahlgerüst gestellt. Zugleich unterstreichen die Stadtwerke aber ihre Gesprächsbereitsschaft mit den Behörden – wohl wissend, dass die Denkmalschützer der stählernen Nadel als bauliches Relikt mit Identifikationspotenzial hohen Rang einräumen.

Inspektion des Stadtwerketurms

Was für eine Aussicht: Ein Blick vom Stadtwerketurm aus über das Stadtgebiet von Duisburg. Hier Industriekulisse Stahlwerk, im Vordergrund das Logport- Gelände.
Was für eine Aussicht: Ein Blick vom Stadtwerketurm aus über das Stadtgebiet von Duisburg. Hier Industriekulisse Stahlwerk, im Vordergrund das Logport- Gelände. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Der Rhein mit der Brücke der Solidarität und dem Logport-Gelände.
Der Rhein mit der Brücke der Solidarität und dem Logport-Gelände. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Die ehemalige Kupferhütte und der Rhein.
Die ehemalige Kupferhütte und der Rhein. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Der Zubringer zur A40.
Der Zubringer zur A40. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Stau auf der A40 vor der Rheinbrücke in Neuenkamp-
Stau auf der A40 vor der Rheinbrücke in Neuenkamp- © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Der Innenhafen mit dem Schwanentor.
Der Innenhafen mit dem Schwanentor. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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Blick auf den Innenhafen mit dem Zubringer zur A40.
Blick auf den Innenhafen mit dem Zubringer zur A40. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Das Theater am Marientor, rechts die Zentrale der Stadtwerke Duisburg.
Das Theater am Marientor, rechts die Zentrale der Stadtwerke Duisburg. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Die meisten Duisburger kennen ihn nur von unten oder als weithin sichtbares Wahrzeichen aus der Ferne...
Die meisten Duisburger kennen ihn nur von unten oder als weithin sichtbares Wahrzeichen aus der Ferne... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
...den Stadtwerketurm.
...den Stadtwerketurm. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Viele möchten ihn  nicht missen. Doch seine Zukunft schwankt zwischen Abriss und Erhalt als Denkmal.
Viele möchten ihn nicht missen. Doch seine Zukunft schwankt zwischen Abriss und Erhalt als Denkmal. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Derzeit lassen die Stadtwerke den mittlerweile ausrangierten Kraftwerks-Schornstein in Hochfeld von einem Gutachter von oben bis unten auf Standfestigkeit, Sanierungsmöglichkeiten  und Schäden untersuchen.
Derzeit lassen die Stadtwerke den mittlerweile ausrangierten Kraftwerks-Schornstein in Hochfeld von einem Gutachter von oben bis unten auf Standfestigkeit, Sanierungsmöglichkeiten und Schäden untersuchen. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Schon seit Wochen ist der Bauingenieur Prof. Dr. Constantin Verwiebe auf dem Stadtwerketurm...
Schon seit Wochen ist der Bauingenieur Prof. Dr. Constantin Verwiebe auf dem Stadtwerketurm... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
... und untersucht ihn für ein Gutachten auf seinen baulichen Zustand.
... und untersucht ihn für ein Gutachten auf seinen baulichen Zustand. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Ein echter Höhenjob für den 51-jährigen Professor Dr. Constantin Verwiebe. Wir besuchten ihn auf 180 Metern Höhe.
Ein echter Höhenjob für den 51-jährigen Professor Dr. Constantin Verwiebe. Wir besuchten ihn auf 180 Metern Höhe. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Der Blick auf die Pläne reichen dem Sachverständigen nicht.
Der Blick auf die Pläne reichen dem Sachverständigen nicht. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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Noch immer ist offen, ob er weiterhin erhalten werden kann.
Noch immer ist offen, ob er weiterhin erhalten werden kann. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
So sieht es Innern aus: eines der Rauchgasrohre.
So sieht es Innern aus: eines der Rauchgasrohre. © Stadtwerke Duisburg
Mit dem Fahrkorb untersuchte der Gutachter im Schneckentempo das Innere der Abgasrohre auf Rostschäden.
Mit dem Fahrkorb untersuchte der Gutachter im Schneckentempo das Innere der Abgasrohre auf Rostschäden. © Stadtwerke Duisburg
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Für die Kontrollen...
Für die Kontrollen... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
... mussten in die Hüllen der Abgasrohre extra Löcher geschnitten werden.
... mussten in die Hüllen der Abgasrohre extra Löcher geschnitten werden. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Am Fuß der Abgasrohre sind die großen Kaminklappen geöffnet.
Am Fuß der Abgasrohre sind die großen Kaminklappen geöffnet. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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Auf den ersten Blick könnte Verwiebes Gutachten sogar den Denkmalschützern Argumentationshilfe zum Erhalt des Turms geben: „Ich bin wirklich schwer beeindruckt, wie gut die Stahlkonstruktion nach all den Jahrzehnten noch ist“, sagt Verwiebe nach seinen wochenlangen Untersuchungen in luftiger Höhe. Standfest ist sie trotz Wind und Wetter, trotz Frost und Regen, buchstäblich hat sie keine Schraube locker und sonderlich verrostet ist sie auch nicht.

In Hochfeld darf nichts einfach herunterfallen

Doch der zweite Blick ist wohl der entscheidende und geradezu existenzielle: Denn so bleibt es nicht. Ohne den ständigen Rauchdurchfluss wird der Schlot verrotten, denn er ist nicht mehr am Netz des Hochfelder Kraftwerks. „Das Geheimnis war die dauernde Wärme. Da wurde die Jahrzehnte über im Dauerbetrieb das eindringende Wasser einfach weggedampft. Im jetzigen Kaltzustand wird das ganze System aber auf den Kopf gestellt“, erklärt Verwiebe und legt so gar noch eins drauf: „Da tickt dann eine Zeitbombe. Man stellt keinen unbehandelten Stahl einfach ins Wetter.“

Die Zukunft des Duisburger Stadtwerke-Turms kostet Millionen

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    Vor allem nicht mitten im Wohngebiet. Wenn sich am Landschaftspark Nord am Hochofen irgendwo eine Schraube oder ein Blech lösen würde, lande es im Gebüsch. Doch in Hochfeld darf nichts einfach herunterfallen und auf Wohnhäuser und Straßen krachen. „Wir haben da null Toleranz“, warnt der Gutachter, der zudem erste Sicherungsarbeiten für „demnächst“ empfiehlt. Was „demnächst“ heißt und was das kostet, wollen die Stadtwerke nun noch vom Gutachter wissen.