Duisburg. Die Stadtwerke legen ihre Stellungnahme und ein Gutachten zum Duisburger Stadtwerketurm vor. Wenig überraschend: Mindestens die Röhren müssen weg.
Mit einem Gutachten machen die Stadtwerke Druck auf die Denkmalbehörde, von der endgültigen Unterschutzstellung des Hochfelder Turms abzusehen. Rund 130 Seiten umfasst die Expertise des eingesetzten Sachverständigen Professor Konstantin Verwiebe zum Zustand des Stadtwerketurms.
Der renommierte Experte zur Statik von Höhenbauwerken, der als „Turm-Papst“ gilt, soll im Kern zu dem Schluss kommen, dass zumindest die drei Rauchgasröhren langfristig abgebaut werden müssen, da sie für den Kaltbetrieb nicht ausgelegt seien. Das Gutachten haben die Stadtwerke am Montag mit ihrer Stellungnahme bei der Unteren Denkmalbehörde eingereicht, die Frist dafür hatte ihnen die Behörde im April für ein halbes Jahr verlängert.
Stadtwerketurm ist nur vorläufig unter Schutz gestellt
Damit geht die Debatte um Erhalt oder Rückbau des inoffiziellen Duisburger Wahrzeichens in die nächste Phase. Bisher ist der Turm nur vorläufig unter Schutz gestellt, die Stellungnahme des Eigentümers fließt in den Abwägungsprozess ein, bevor der 200 Meter hohe Kraftwerks-Schornstein endgültig in die Denkmalliste eingetragen werden kann.
Wann mit Ergebnissen zu rechnen ist, darauf will sich die Behörde nicht festlegen. „Wir werden das Gutachten zunächst prüfen“, sagte eine Sprecherin. Allerdings bewerten die städtischen Denkmalschützer den Fall auch nicht im Alleingang: Sämtliche Entscheidungen erfolgen in Abstimmung mit dem übergeordneten LVR-Amt für Denkmalpflege mit Sitz in Pulheim.
Stadtwerke Duisburg wollen Turm weiter abreißen
Zu Inhalten des Gutachtens wollten sich die Stadtwerke am Montag nicht äußern. Eine Überraschung sind die Kernelemente der Expertise ohnehin nicht: Bereits im September hatte ein Sprecher zum Stand der Untersuchung erklärt, dass die drei Röhren „in jedem Fall zurückgebaut werden müssten.“ Das Unternehmen hatte dazu eine Fotomontage veröffentlicht, wie der Turm ohne die drei Rauchgasröhren aussehen würde.
Und gleichzeitig erklärt, dass der Erhalt wirtschaftlich nicht tragbar wäre und man mit dem Abriss im kommenden Jahr beginnen wolle. Selbst das Rückbaukonzept liegt bereits in die Schublade. Die Stadtwerke versuchen damit weiterhin der Debatte um einen weitergehenden Denkmalschutz schon im Vorfeld die Luft zu nehmen. Sie verfolgen weiterhin die Strategie, die Rechtfertigung für eine endgültige Eintragung in die Denkmalliste in Zweifel zu ziehen: Wenn das Bauwerk schon nicht als gesamtes im Originalzustand erhalten werden kann, macht auch die nackte Trägerkonstruktion auf dem Betonsockel keinen Sinn.
Für Denkmalschutz steht der ideelle Wert im Vordergrund
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Ob sich die Denkmalschützer darauf einlassen, ist allerdings fraglich. Für sie steht aus fachlicher Sicht zunächst der ideelle Wert im Fokus, nicht die wirtschaftlichen Zwänge, denen die Stadtwerke als Unternehmen unterliegen. Gewöhnlich stellt sich in dem Verfahren die Frage der wirtschaftlichen Zumutbarkeit erst am Schluss.
Selbst wenn eine Sanierung der drei Röhren zu kostspielig wird: Kann ein „halber“ Turm ohne die Röhren überhaupt als Landmarke dienen? Ist die auf einem schnöden Betonklotz thronende Trägerkonstruktion so schützenswert, dass sie stehen bleiben muss?
Zumindest einen prominenten Fürsprecher hat diese Variante: Ausgerechnet der Gutachter selbst, ein kühler Rechner und Statiker, der das Wahrzeichen mit seiner Expertise nachhaltig ins Wanken bringt, liebäugelte im Gespräch mit der Redaktion vor einigen Monaten mit einer solchen Lösung. „Ich persönlich könnte mir die tragende Fachwerkkonstruktion auch gut als Duisburger Eiffelturm vorstellen“, sagte Turm-Papst Verwiebe.
Inspektion des Duisburger Stadtwerketurms