Duisburg. Die Bochumer Firma Häusser-Bau hat nach hunderten Gebag-Wohnungen ein weiteres Immobilienpaket in Duisburg gekauft. Das Unternehmen ist ein Wohnungsprivatisierer, ein Spezialist für den Ankauf ganzer Mietswohnhäuser. Dieses Geschäftsmodell sorgt bei Mietern nachhaltig für Ärger.

Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche vermeldet das Bochumer Unternehmen Häusser-Bau den Kauf eines Wohnungspaketes in Duisburg. Erst hatte die Firma zu Wochenbeginn die Übernahme von 134 Gebag-Wohnungen verkündet, jetzt folgen 1400 Wohnungen, die von Immeo verwaltet werden und zuletzt im Besitz einer Fondsgesellschaft waren.

Zu den Wohneinheiten mit insgesamt 80.000 Quadratmetern Wohnfläche, die sich in verschiedenen Duisburger Stadtteilen und teilweise auch in Krefeld befinden, gehören noch 350 Garagen und drei Gewerbeeinheiten. Häusser-Bau breitet sich damit verstärkt auf dem Duisburger Markt aus.

Häusser-Bau ist Spezialist für den Ankauf ganzer Mietshäuser

Schon 2012 hatten die Bochumer der Gebag ein Immobilienpaket mit 317 Wohnungen abgekauft, mit Wohnfläche von insgesamt 17.300 Quadratmetern in Häusern in Neudorf, Homberg, Meiderich, Hochfeld, Wanheimerort, Großenbaum und Röttgersbach.

Doch wer ist das Unternehmen überhaupt, dass stets betont an „gültigen Mietverträgen nicht rütteln“ zu wollen? Und welche Absichten verfolgt Häusser-Bau mit dem Kauf der Wohnungspakete? Aus seiner Firmenphilosophie macht Gründer und Geschäftsführer Werner Heckendorf jedenfalls keinen Hehl: „Aus Mietern machen wir zufriedene Eigentümer und aus Kapitalanlegern erfolgreiche Vermieter“, lautet der Spruch auf der Firmen-Website. Im Klartext: Häusser-Bau ist ein Wohnungsprivatisierer, ein Spezialist für den Ankauf ganzer Mietswohnhäuser, die dann zerstückelt und einzeln als Eigentumswohnung weiter verkauft werden - mit einer satten Gewinnspanne für das Unternehmen natürlich.

Das Geschäftsmodell sorgt allerdings bei Mietern häufig für Ärger. Bei Mieter-Verbänden genießt das Bochumer Familienunternehmen mit 50-jähriger Firmengeschichte deshalb einen eher zweifelhaften Ruf. „Dreh dich nicht um, Häusser-Bau geht um“, unkt eine Mieter-Initiative im Internet. Mitarbeiter würden bei Mietern an der Tür klingeln, sie mit blumigen Worten vom Kauf überzeugen wollen.

Mieter-Forum: Mieter müssen die Wohnungen nicht kaufen

„Das Problem für die Mieter liegt alleine schon im Geschäftsmodell begründet“, sagt Martin Krämer vom Mieter-Forum Ruhr. Dass die neuen Eigentümer Eigenbedarf anmelden und Mieter aus ihren Wohnungen gedrängt werden, sind Härtefälle. „Aber generell lässt sich eine leere Eigentumswohnung nun einmal leichter verkaufen“, sagt Krämer. „Meist sind es aber die auch die kleinen Geschichten, die Unzufriedenheit stiften. Zum Beispiel beim Service, wenn etwas kaputt ist. Das ist eben nicht das Thema einer Firma, die privatisieren will.“

Häusser-Bau betont, dass kein Mieter Angst haben müsse seine Wohnung zu verlieren, wenn er sie nicht kauft. Und bewohnte Einheiten würden in der Regel ohnehin nur an Kapitalanleger verkauft, die kein Interesse an einer eigenen Nutzung der Wohnungen hätten.

Häusser-Bau ist beim Duisburger Mieterschutzbund bekannt

Allerdings ist die Bochumer Firma auch beim Duisburger Mieterschutzbund „einschlägig bekannt“, wie Vorstand Peter Heß im NRZ-Gespräch erklärt. „Es geht der Firma darum, Betongold zu versilbern und Kasse zu machen. Sie macht die Arbeit, die die großen Wohnungsunternehmen nicht machen wollen und dafür ihre Immobilienpakete mit einem eingepreisten Abschlag verkaufen“, sagt Heß.

Die Wahrscheinlichkeit ein Zehn-Parteien-Mietshaus als Ganzes an den Mann zu bringen, sei eben deutlich geringer als zehn einzelne Eigentumswohnungen zu verkaufen. „Die Firma macht nichts Verbotenes, es ist eher unmoralisch. Sie sind sozusagen die Luxemburger in der Immobilienbranche“, sagt Heß. Was sich ändert, wenn ein großes Wohnungsunternehmen wie die Gebag ein Paket an Häusser-Bau verkauft, sei vor allem: „Der Mieter konnte sich vorher sicher sein, das niemand Eigenbedarf anmeldet. Diese Sicherheit hat er verloren.“

Der Experte vom Mieterschutzbund rät allen Betroffenen, keinesfalls einen neuen Mietvertrag zu unterschreiben: „Diese Notwendigkeit wird gerne nach einem Eigentümerwechsel suggeriert. Aber das ist völlig unnötig.“ Denn ein Kauf breche keinen Mietvertrag. „Und ich habe es in 30 Jahren noch nie erlebt, dass ein neuer Mietvertrag besser ist als der alte“, sagt Heß.