Duisburg. . Der jüngste Gammelfleisch-Skandal hat die Gemüter erhitzt. In Duisburg untersuchten im vergangenen Jahr Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung fast 2000 Unternehmen. In jedem dritten Fall gab es Beanstandungen, 22 Mal wurde ein Verfahren eingeleitet.

In Düsseldorf verschwinden 2700 Kilo Fleisch, verseucht mit Fäkalbakterien, die eigentlich in Duisburg vernichtet werden sollten. Ein Teil der Lieferung taucht plötzlich in Behördenkantinen wieder auf. Es sind diese seltenen Fälle von kriminellem Umgang mit Lebensmitteln, die Verbraucher verstören. Dabei gibt es ein dichtes Kontrollnetz. Doch auch das ist machtlos gegen kriminelle Energie, wie Christina Blachnik, Leiterin der Lebensmittelüberwachung in Duisburg, sagt: „Es gibt viele Sachen, die verboten sind. Sie passieren trotzdem.”

4400 Betriebe in Duisburg unterliegen der Lebensmittelüberwachung: Von Produzenten über Händler bis zu den Gaststätten. Es geht bei den Kontrollen keineswegs nur um die Qualität von Nahrungsmitteln. „Das Spektrum ist riesengroß”, erklärt Christina Blachnik. Überprüft werden auch Gegenstände, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen (von Tasse bis Topf), die Sauberkeit in Betrieben, der Zustand der Betriebsräume und die Einhaltung von Vorschriften, (Kennzeichnungspflichten). Auf dem Prüfzettel der Kontrolleure stehen außerdem Tabak, Kosmetik und Kleidung, Schuhe, Spielwaren oder Scherzartikel. Proben untersucht das zentrale Labor für den Regierungsbezirk Düsseldorf mit Sitz in Krefeld.

Im letzten Jahr wurden 1984 Betriebe überprüft, rund 45 Prozent des Bestandes. Bei jedem dritten hatten die Überwacher etwas auszusetzen, zumeist stellten sie Verstöße gegen das Hygiene-Management fest (427 Fälle), gegen die Hygiene selbst in Gebäude und Produktion (524 Fälle) oder gegen Kennzeichnungsvorschriften (232 Verstöße).

Nur einmal Salmonellen gefunden

Im vergangenen Jahr nahmen die Außendienstler 2384 Proben und mussten jede fünfte beanstanden. 20 Prozent – dieser Wert sei „relativ hoch”, erklärt Christina Blachnik. Allerdings nicht, weil Duisburgs Lebensmittelbetriebe schludriger wären, sondern „weil wir den Verbraucherschutz sehr ernst nehmen und gezielt Proben nehmen”.

Fleisch hat oft eine lange Kette von Stationen hinter sich

Duisburgs oberste Lebensmittel-Kontrolleurin Christina Blachnik weiß auch, dass die Lebensmittelskandale oft die Falschen treffen. Wie nun gerade in Düsseldorf geschehen: Das Fleisch dort („die E-Coli-Bakterien sieht man dem ja nicht an”) hatte bereits eine lange Kette von Stationen hinter sich, in der es nur einen Bösewicht gibt. Dazu Christina Blachnik: „Die Kantinenbesitzer sind unschuldig. Die wurden ja selbst getäuscht.”

Wie oft ein Betrieb Besuch von einem der zehn Duisburger Außendienstler bekommt, stufen die Prüfer nach Risikokriterien ein: Wie sind der Zustand des Gebäudes und die Verlässlichkeit des Chefs, welche Produkte werden verarbeitet? Eine Gaststätte, die nur frische Ware verwendet, steht stärker im Blick als eine Gaststätte, die mit Fertigprodukten arbeitet. Je nach Risikobewertung schauen die Kontrolleure alle drei Monate oder alle drei Jahre vorbei.

Die Konsequenzen: Vor allem Belehrungen und Nachkontrollen. Die sind – anders als die kostenlosen Routinekontrollen – gebührenpflichtig. Härtere Sanktionen sind selten. 22 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten leitete die Aufsicht im letzten Jahr ein, in diesem Jahr bisher 26. Echte Strafverfahren gab es 2013 acht, in diesem Jahr bislang sieben. Dazu kommt es, wenn einem Unternehmer bei Verstößen bewusste Täuschung vorgeworfen werden kann oder Menschen zu Schaden kommen. Etwa durch Salmonellen in Lebensmitteln. Die wurden in diesem Jahr einmal in einer Probe gefunden.

Dass Betriebe von Amts wegen geschlossen werden, kommt noch seltener vor, erklärt Blachnik. Im Jahr sind das weniger als eine Handvoll Fälle. „Wir gehen nicht gleich mit der Keule vor. Wir wollen Betriebe ja nicht schließen, sondern gewährleisten, dass Verbraucher ihr Essen hygienisch einwandfrei bekommen.”