Duisburg. So könnte es immer sein - mit dem Taxi zur Arbeit. Und das kostenlos. Für Nadine Meusel erfüllte sich am Freitag dieser Wunsch. Unsere Zeitung spendierte der Duisburgerin eine Fahrt zum Mülheimer Hauptbahnhof. Als kleine Aufmunterung für das Warten während des Bahnstreiks. Wir begleiteten sie.

Bahnstreik. Dieses Wort jagt Reisenden Schauer über den Rücken. Nadine Meusel gehört zu denen, für die der Weg zur Arbeit am Donnerstag eine quälend lange Reise war. Überfüllte Fahrzeuge und Verspätungen inklusive. Am Freitag war das anders. Unsere Zeitung spendierte ihr eine Taxifahrt zur Arbeitsstelle am Mülheimer Hauptbahnhof.

Ihr Bruder Marcel (30) hatte sich auf unseren Aufruf gemeldet und sein Schwesterlein für die Aktion empfohlen. Bei der komfortablen und unkomplizierten Fahrt war die zweistündige Odyssee vom Vortag schnell vergessen. Wir haben Nadine Meusel bei ihrer Tour vorbei am Bahnchaos begleitet.

Es ist Freitagmorgen, 6.30 Uhr. Nadine Meusel tritt aus dem Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses in Großenbaum in den dunklen und kalten Morgen. Ein gelbes Taxi-Licht weist ihr den Weg. Fahrer Thomas Knautz (54), Geschäftsführer der Funktaxi-Zentrale, steht schon bereit.

Taxifahrt-Gewinnerin macht es sich bequem

Mit einem wohligen Seufzer sinkt Meusel in die bequemen Ledersitze und verschränkt die Hände vor ihrem Bäuchlein – sie ist im vierten Monat schwanger. Der Wagen ist angenehm warm, sie macht es sich bequem. „Daran könnte ich mich bestimmt gewöhnen“, sagt sie lachend, als der Wagen losfährt.

Wenn nicht gerade gestreikt wird, ist Meusel in Windeseile im Büro: „Ich fahre mit der S-Bahn 18 Minuten bis zum Mülheimer Hauptbahnhof – ganz ohne umzusteigen“, erklärt sie. Da sie keinen Führerschein hat und ihr Freund im Wechseldienst arbeitet, ist sie auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen.

Verständnis für streikende Lokführer 

„Am Donnerstag musste ich mit dem Bus fahren und am Duisburger Hauptbahnhof umsteigen. Sowohl Bus als auch Bahn hatten Verspätung und waren überfüllt.“ Trotzdem kann sie auch die andere Seite verstehen: „Alles wird teurer, da habe ich auch Verständnis, wenn für mehr Lohn und bessere Konditionen gestreikt wird.“

Über Saarn und Broich nehmen wir Kurs auf Mülheims Innenstadt . Es wird allmählich hell. Meusel blickt auf die Uhr: „Heute bin ich auf jeden Fall pünktlich.“ Sie lächelt zufrieden, als sie nach 25 Minuten Fahrtzeit aussteigt. So genervt wie am Vortag ist sie nach solch einer unkomplizierten Anreise nicht. Vor dem Rückweg graut es ihr allerdings schon. Sie nimmt’s leicht: „Zumindest war die Hinfahrt schön.“

Taxifahrer sind gut gebucht

Für viele ist die Taxifahrt bei Streiks eine Option. Thomas Knautz berichtet, dass das Geschäft dann generell gut läuft. Nach dem Sturm im Sommer sei es allerdings noch lukrativer gewesen. „Der Streik war angekündigt. Taxi fahren viele immer dann, wenn unerwartet nichts mehr geht“, weiß er. Fahrten in umliegende Städte seien am Donnerstag aber häufiger als sonst vorgekommen. „Vor allem nach Düsseldorf“, sagt er. Einige wollen noch viel weiter: „Ein Kollege fährt gleich eine Gruppe nach München.“