Duisburg. Die 38. Duisburger Filmwoche beleuchtet in 27 ausgewählten Werken Themen wie Heimat und Zuflucht – und blickt zum Auftakt nach Dortmund-Hörde zu einem besonderen Projekt des Struktur- und Stadtwandels.
„27 außergewöhnliche Filme“ hat die sechsköpfige Auswahlkommission für die 38. Duisburger Filmwoche ausgewählt, schreibt Festivalleiter Werner Ruzicka im Vorwort des Programms, das vom 3. bis 9. November unter dem Motto „gut gedeutet“ im Filmforum am Dellplatz gezeigt wird. Die Themen sind thematisch wie stilistisch breit gefächert: „Wie sich Menschen behausen, wie sie Heimat und Zuflucht suchen; wie sich die Welt und ihre Orte verändern bis zur Unwirtlichkeit. Bögen werden geschlagen durch Kontinente und Kulturen – es ist mehr denn je eine Welt.“ Die stilistische Breite reicht von Studien, die an Experimentalfilme erinnern, bis hin zur „klassischen“ Form der Langzeitbeobachtung und des Menschenporträts.
Den drei großen Filmemachern Peter Liechti, Michael Glawogger und Harun Farocki, die in diesem Jahr gestorben sind, kann man zwar keine Rückblicke widmen, doch drei Veranstaltungen erinnern an sie. Zu Peter Liechti gibt es eine Lesung aus seinem Buch „Klartext. Fragen an meine Eltern“ (9. November, 13 Uhr), zu Michael Glawogger eine Foto-Ausstellung (im Grammtikoff) und zu Harun Farocki zwei Filme im Anschluss an die Preisverleihung.
Film über ehemaliges Phoenix-Gelände in Dortmund
Zum Auftakt am 3. November blickt nach der offiziellen Eröffnung um 20 Uhr das Festival nach Hörde. Im Dortmunder Stadtteil, der seit 150 Jahren von Hoesch und noch bis vor wenigen Jahren von der Stahlproduktion geprägt war, gibt es jetzt statt Hochöfen einen künstlich angelegten See. Ulrike Franke und Michael Loesken haben den Wandel begleitet und zeigen in ihrem Film „Göttliche Lage – eine Stadt erfindet sich neu“, wie die Brache des ehemaligen Phoenix-Geländes zu neuem Leben erweckt wird. Dabei ist nicht mehr von harter Arbeit die Rede, von Stahlwerk, Schmutz und Lärm. Die Stichworte lauten jetzt Freizeit und Erholung, Dienstleistungsgesellschaft und mediterranes Flair.
Weitere Filmthemen
Weitere Filmthemen führen nach Köln-Ehrenfeld, wo eine Shopping Mall entstehen soll, in eine Hamburger Eckkneipe, nach Tokio in ein „Tower House“ mit 20 Quadratmetern Grundfläche und drei Geschossen, nach Mexiko-Stadt, in ein Roma-Dorf nach Rumänien oder nach München. „Der NSU-Prozess – das Protokoll des ersten Jahres“ heißt der Film von Soleen Yusef, der am 7. November um 10 Uhr uraufgeführt wird.
Die Preisverleihung ist dann am Samstag, 8. November, um 20 Uhr. Vergeben werden der Arte-Dokumentarfilmpries und der 3sat-Dokumentarfilmpreis (je 6000 Euro), der Förderpreis der Stadt Duisburg (5000 Euro) und „Carte Blanche“, der Nachwuchspreis des Landes NRW (5000 Euro).