Dortmund. Nach dem Krieg lag Dortmunds beste Adresse unter der Erde. In der zerbombten Stadt waren Hotelplätze rar, also wurde ein Bunker vor der Westfalenhalle zum Hotel umfunktioniert. Im “Hotel Fleiter“ gastierten Stars aus Show und Sport, doch der Glanz verblasste. Was bleibt, sind unterirdische Ruinen.

Vergessenes Dortmunder Hotel unter der Erde

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    Nach dem Krieg mussten Promis, die in Dortmund gastierten, unter die Erde. In der vom Bombenkrieg völlig zerstörten Stadt waren intakte Häuser, geschweige denn Hotels, rar. Darum mieteten Julius und Maria Fleiter schon zum 1. Dezember 1946 den ehemaligen Westfalenbunker auf dem Gelände zwischen der zerstörten Westfalenhalle und dem Rheinlanddamm. Adresse: Ardeystraße 1. Am 1. Mai 1948 eröffneten sie das "Hotel Fleiter". Der vermutlich 1938 gebaute Luftschutzbunker, der im Krieg bis zu 650 Menschen Platz bieten sollte (die Zahlen waren allerdings in der Regel zu hoch gegriffen), hatte nun 45 Gästebetten auf 490 Quadratmetern Nutzfläche.

    Als die neue Westfalenhalle 1952 eingeweiht wurde, war das Bunker-Hotel Fleiter die erste Adresse für Künstler und Sportler, die in der Halle gastierten. Erst mit dem Bau weiterer — oberirdischer — Hotels in den 60er Jahren verlor das Hotel an Bedeutung. Ab und an fanden noch Pressekonferenzen statt, doch der Glamour aus den Anfangsjahren war verblasst. Mit den Jahren geriet das Hotel Fleiter zur Absteige für Vertreter auf der Durchreise, schließlich sogar für Obdachlose, bis es am Ende den Spitznamen "Pennerhotel" erhielt. 1978 wurde das Hotel noch einmal renoviert, 1984 dann aber endgültig geschlossen. Für die Gäste der Westfalenhalle spielte es da längst keine Rolle mehr.

    Unmittelbar nach der Schließung wurde das Hauptportal des Hotels abgerissen, der Eingang zugemauert. Nur noch eine alte Flügeltür zeugt davon, dass dort einst vielleicht sogar ein Portier stand und den prominenten Gästen die Koffer abnahm. Die gesamte Anlage wurde mit Betonplatten zugedeckt. Wer sich den Parkplatz zwischen Westfalenhalle und B1 genau anschaut, kann erkennen, wo der Bunker jetzt seinen Tiefschlaf hält. Der Schornstein des ebenfalls unterirdisch betriebenen Koks-Aggregats und ein kleiner Noteingang sind oberirdische Überbleibsel des einstigen Bunker-Hotel.

    Toter Vogel und mumifizierte Ratte

    Unter den Betonplatten vermodert unterdessen das ehemalige Hotel Fleiter. Karge, brüchige Betonstufen führen hinab in einen tristen Raum. Rechts befindet sich die funktionierende und regelmäßig gewartete Fäkalien-Hebeanlage. In einigen Fluren und Räumen gibt es neuverlegtes elektrisches Licht. In den Ecken hängen Spinnenweben, doch selbst deren Schöpfer kleben tot in ihren Netzen. Es gibt keine Insekten hier unten. So wird den Vogel, der tot auf dem Boden eines der verwaisten und leeren Zimmer liegt, wohl das gleiche Schicksal ereilen wie die Ratte im Zimmer gegenüber: Er wird mumifizieren.

    Hotel-Bunker in Dortmund

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    Die langen Flure sind alles andere als einladend. Putz bröckelt, Tapeten hängen von den Wänden, der Boden ist übersät mit Holzresten und Glassplittern. Die Zimmer sind winzig, ohne Bad. Manche haben immerhin ein Waschbecken. An den Wänden haftet der Charme der 70er Jahre in Form für die damalige Zeit typischen Tapetenmuster. Auch die schrillen Teppiche sind stille Reste der letzten Renovierung des Hotels. Möbel befinden sich nicht mehr in den Räumlichkeiten. Sie wurden Anfang 2013 entfernt.

    Neuerliche Nutzung unwahrscheinlich

    Auch die ehemals gute Stube des Hotels Fleiter verströmt höchstens noch einen morbiden Charme. In der ehemaligen Pils-Stube wurde in besseren Zeiten Flaschenbier an die Gäste ausgeschenkt. Gekühlt wurde es mit Stangeneis, eine Kühlanlage gab es offenbar nicht. Gut vorstellbar, dass es in der Hotelkneipe sogar gemütlich war - wenn man die vielen Glassplitter auf und das tiefe Loch im Boden wegdenkt und sich ausmalt, dass hier gerade Hotelgäste am Tresen sitzen und beim Bier plaudern.

    Die Zeiten des geselligen Beisammenseins unter der Erde dürften jedoch endgültig vorbei sein. Obwohl die Räumlichkeiten des ehemaligen Bunker-Hotels geradezu danach schreien, als Club, Disco oder Museum genutzt zu werden. Wollte ein Investor die Anlage übernehmen, müsste zunächst der oberirdische Zugang wiederhergestellt werden. Und unter der Erde müsste die Anlage aktuellen Bestimmungen für Brandschutz und Entfluchtung angepasst werden. Die Auflagen schrecken offenbar ab.

    Kriegszerstörungen in Dortmund

    Der Alte Markt, im Hintergrund Reinoldi- und Marienkirche, ganz rechts am Bildrand die alte Sparkasse
    Der Alte Markt, im Hintergrund Reinoldi- und Marienkirche, ganz rechts am Bildrand die alte Sparkasse © WR
    Sparkasse am Alten Markt — links daneben stand das Rathaus. Nachdem 1943 die Sparkasse an der Hansastraße neu gebaut hatte (heute MKK), zog die Bücherei bis zur Zerstörung ins alte Gebäude.
    Sparkasse am Alten Markt — links daneben stand das Rathaus. Nachdem 1943 die Sparkasse an der Hansastraße neu gebaut hatte (heute MKK), zog die Bücherei bis zur Zerstörung ins alte Gebäude. © WR
    Der Friedensplatz vor den Kriegs-Zerstörungen, mit dem alten Rathaus vorne links — schräg dahinter die Sparkasse. In der Bildmitte im Hintergrund die Kuppel der Synagoge am Theater.
    Der Friedensplatz vor den Kriegs-Zerstörungen, mit dem alten Rathaus vorne links — schräg dahinter die Sparkasse. In der Bildmitte im Hintergrund die Kuppel der Synagoge am Theater. © WR
    Die Petrikirche — im Hintergrund das U und Hoesch.
    Die Petrikirche — im Hintergrund das U und Hoesch. © Stadtarchiv
    Nordsternhaus am Alten Markt — direkt gegenüber stand das alte Rathaus. Heute steht dort das Gebäude des Westfälischen Industrieklubs, der auch früher schon im Nordsternhaus beheimatet war.
    Nordsternhaus am Alten Markt — direkt gegenüber stand das alte Rathaus. Heute steht dort das Gebäude des Westfälischen Industrieklubs, der auch früher schon im Nordsternhaus beheimatet war. © WR
    Westfalenhaus an der Hansastraße — das damals höchste Haus der Stadt
    Westfalenhaus an der Hansastraße — das damals höchste Haus der Stadt © WR
    Hansastraße, im Hintergrund das Westfalenhaus
    Hansastraße, im Hintergrund das Westfalenhaus © WR
    Kampstraße — links die Petrikirche, hinten das Westfalenhaus an der Hansastraße
    Kampstraße — links die Petrikirche, hinten das Westfalenhaus an der Hansastraße © WR
    Hansastraße/Kreuzung Bissenkamp, im Hintergrund St. Reinoldi und Marien
    Hansastraße/Kreuzung Bissenkamp, im Hintergrund St. Reinoldi und Marien © WR
    Petrikirche am Westenhellweg, wahrscheinlich von der Schmiedingstraße über den zerbombtem Block fotografiert
    Petrikirche am Westenhellweg, wahrscheinlich von der Schmiedingstraße über den zerbombtem Block fotografiert © WR
    zerstörte Kampstraße — links die Petrikirche, hinten rechts das Kellerei-Hochhaus der Union-Brauerei (noch ohne U)
    zerstörte Kampstraße — links die Petrikirche, hinten rechts das Kellerei-Hochhaus der Union-Brauerei (noch ohne U) © WR
    Blick aufs Kellerei-Hochhaus der Union-Brauerei (noch ohne U) — vermutlich etwa vom Hauptbahnhof aus
    Blick aufs Kellerei-Hochhaus der Union-Brauerei (noch ohne U) — vermutlich etwa vom Hauptbahnhof aus © WR
    alte Hauptpost am Königswall neben dem Hauptbahnhof — davor zweigt rechts das Burgtor ab. Das Gebäude existiert heute noch.
    alte Hauptpost am Königswall neben dem Hauptbahnhof — davor zweigt rechts das Burgtor ab. Das Gebäude existiert heute noch. © WR
    Wo ist das? Auf der Rückseite des Fotos steht
    Wo ist das? Auf der Rückseite des Fotos steht "Oberforstdirektion, Reichsbank, Fernsprechamt im Sommer 1945". Im Hintergrund unverkennbar: der U-Turm. UPDATE: Unser User #heisenberg meint: "Bild 13 dürfte die Poststraße sein. Rechts die OberPOSTdirektion, hinten die Reichsbank. Die Direktion war im Gebäude ggü. dem heutigen Stadttheater." Vielen Dank dafür! © WR
    Südbad an der Ruhrallee? Steht zumindest hinten auf dem Bild...
    Südbad an der Ruhrallee? Steht zumindest hinten auf dem Bild... © WR
    Bonifatius-Kirche an der B1 zwischen Ruhrallee und Märkischer Straße
    Bonifatius-Kirche an der B1 zwischen Ruhrallee und Märkischer Straße © WR
    in der Josefstraße
    in der Josefstraße © WR
    Liebfrauenkirche an der Amalienstraße im Klinikviertel
    Liebfrauenkirche an der Amalienstraße im Klinikviertel © WR
    Rheinische Straße, im Hintergrund das U
    Rheinische Straße, im Hintergrund das U © WR
    Kaufhaus Althoff, Fassade zum Hansaplatz (heute Karstadt)
    Kaufhaus Althoff, Fassade zum Hansaplatz (heute Karstadt) © WR
    Ist auch das ein Althoff-Teil von einer anderen Seite — mit dem neueren Anbau ganz rechts?
    Ist auch das ein Althoff-Teil von einer anderen Seite — mit dem neueren Anbau ganz rechts? © WR
    Kampstraße/Ecke Hansastraße? im Hintergrund die Reinoldikirche
    Kampstraße/Ecke Hansastraße? im Hintergrund die Reinoldikirche © WR
    Kran an der Marienkirche (hier schon teils wieder repariert)
    Kran an der Marienkirche (hier schon teils wieder repariert) © WR
    Marienkirche (l.) und Reinoldikirche von Kleppingstraße/Rosental betrachtet
    Marienkirche (l.) und Reinoldikirche von Kleppingstraße/Rosental betrachtet © WR
    Marienkirche vom Westenhellweg betrachtet
    Marienkirche vom Westenhellweg betrachtet © WR
    Marienkirche (l.) und Reinoldikirche von Kleppingstraße/Rosental betrachtet
    Marienkirche (l.) und Reinoldikirche von Kleppingstraße/Rosental betrachtet © WR
    Kampstraße mit Blick auf St. Reinoldi
    Kampstraße mit Blick auf St. Reinoldi © WR
    Kampstraße mit Blick auf St. Reinoldi
    Kampstraße mit Blick auf St. Reinoldi © WR
    Reinoldikirche vom Hellweg betrachtet — am Fuß des Turms die zerstörte Kuppel
    Reinoldikirche vom Hellweg betrachtet — am Fuß des Turms die zerstörte Kuppel © WR
    Kuppel am Fuß von St. Reinoldi
    Kuppel am Fuß von St. Reinoldi © WR
    Marienkirche (l.) und Reinoldikirche von Kleppingstraße/Rosental betrachtet
    Marienkirche (l.) und Reinoldikirche von Kleppingstraße/Rosental betrachtet © WR
    Hauptbahnhofdavor der Königswall
    Hauptbahnhofdavor der Königswall © WR
    Bastei mit Femlinde (Freistuhl) vor dem zerstörten Hauptbahnhof
    Bastei mit Femlinde (Freistuhl) vor dem zerstörten Hauptbahnhof © WR
    Goldsaal und zerstörte Westfalenhalle: Im Mai 1944 wurde die Halle bei einem Luftangriff zerstört. Tausende russische Kriegsgefangen kamen dabei ums Leben — sie waren in der Halle untergebracht.
    Goldsaal und zerstörte Westfalenhalle: Im Mai 1944 wurde die Halle bei einem Luftangriff zerstört. Tausende russische Kriegsgefangen kamen dabei ums Leben — sie waren in der Halle untergebracht. © WR
    Goldsaal und zerstörte Westfalenhalle: Im Mai 1944 wurde die Halle bei einem Luftangriff zerstört. Tausende russische Kriegsgefangen kamen dabei ums Leben — sie waren in der Halle untergebracht.
    Goldsaal und zerstörte Westfalenhalle: Im Mai 1944 wurde die Halle bei einem Luftangriff zerstört. Tausende russische Kriegsgefangen kamen dabei ums Leben — sie waren in der Halle untergebracht. © WR
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