Dortmund. Björn Höcke ist mit einer Gruppe von AfD-Politikern überraschend auf Kokerei Hansa in Dortmund aufgetaucht. Demonstranten störten seine Abfahrt.
Thüringens AfD-Chef Björn Höcke hat am 1. Mai überraschend der Kokerei Hansa in Dortmund einen Besuch abgestattet. Zusammen mit etwa gut 30 Personen, darunter auch der Dortmunder AfD-Bundestagsabgeordnete Matthias Helferich, spazierte er am Mittag über das Gelände. Eine Gruppe von Antifa-Demonstranten, die von dem Treffen Wind bekommen hatte, skandierte lautstark vor den Toren der Kokerei und blockierte die Abfahrt der AfD-Politiker.
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Die Verantwortlichen der Kokerei wurden von dem Tumult völlig überrumpelt. „Wir wussten von nichts“, sagt Ursula Mehrfeld, die Vorsitzende der Geschäftsführung Industriedenkmalstiftung. Sie selbst sei zufällig auf dem Gelände gewesen, als die AfD auftauchte, und erst von der Polizei informiert worden. „Die Besucher haben sich weder vorgestellt, noch waren sie angemeldet“, so Mehrfeld. Auch eine Führung sei nicht gebucht gewesen. „Das ist in dieser Form völlig unüblich.“
AfD-Politiker gingen eigenmächtig über das Dortmunder Gelände
Die Gruppe sei ohne Lageplan und unter eigener Leitung über das Gelände gegangen und dabei auch in Bereiche vorgedrungen, die eigentlich nicht zugänglich seien, so die Stiftungs-Chefin. Sie selbst habe nicht mehr mit Höcke oder seinen Begleitern gesprochen. „Diese Art der Wertschätzung wollte ich ihm nicht entgegenbringen.“ Auch andere Besucher seien sehr irritiert von den Besuchern gewesen und hätten sehr distanziert reagiert.
Die Teilnehmer sollen den Besuch als „privaten Ausflug“ bezeichnet haben. Auf Nachfrage betont Matthias Helferich erneut, man habe die ehemalige Kokerei Hansa lediglich besucht, „um sich am Tag der Arbeit auf dem für Besucher frei zugänglichen Gelände mit Ruhrgebietsgeschichte und Industriekultur zu befassen“.
Nach einer knappen Stunde Rundgang über das Gelände wollte sich die Gruppe dann auf den Rückweg machen. Doch der Ausgang war inzwischen von Antifa-Demonstranten blockiert worden, die lautstark „Ganz Dortmund hasst die AfD“ skandierten. Höcke habe sich zwischenzeitlich mit seinen Bodyguards im Eingangsbereich regelrecht verschanzen müssen, schildert Mehrfeld.
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Ursprünglich war Zeche Zollern in Dortmund das Ziel der Gruppe
Der Antifa-Widerstand war offenbar blitzschnell organisiert worden, nachdem im Netzwerk X (vormals Twitter) auf einem linken Account Informationen über den Besuch von Höcke in Dortmund aufgetaucht waren. Da war allerdings zunächst noch davon die Rede, dass die AfD-Gruppe nicht die Kokerei Hansa, sondern Zeche Zollern in Bövinghausen besuchen wollte.
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Dort hatte Helferich im Vorfeld zwei Führungen gebucht. Die Leitung des Museums war zunächst davon ausgegangen, dass es sich um eine private Veranstaltung handeln würde. Als sie dann am Dienstag (30.4.) erfuhr, dass auch Björn Höcke und weitere Politiker kommen wollten, stornierte sie die Buchung. „Wir sind dem Neutralitätsgebot verpflichtet“, betont der LWL.
Ab drei Monaten vor einer Wahl dürfe das Museum nicht für politische Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden – egal ob für AfD, Jusos oder Grüne. Das sei Matthias Helferich auch vorab mitgeteilt worden. Allerdings seien nur die Führungen storniert worden, der Zutritt oder der Aufenthalt auf dem Gelände sei der Gruppe nicht verweigert worden. Das wäre dort rechtlich ebenso wenig möglich gewesen wie auf Kokerei Hansa.
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Der Tumult auf Hansa wird noch ein rechtliches Nachspiel haben – allerdings für die Antifa. Die Polizei prüft, ob es sich bei der nicht angemeldeten Demo um einen möglichen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz gehandelt hat.