Dortmund/Düsseldorf. Es geht weiter bei fahrrad.de – auch die Filialen in Dortmund und Düsseldorf sind gerettet. Der einstige Gründer hat sein Start-Up zurückgekauft.

Das Bangen um fahrrad.de und die Filialen unter anderem in Dortmund und Düsseldorf ist beendet: Es geht weiter mit den Bike-Shops. Auch der große Online-Shop ist gerettet. Wochenlang hatte es online und in den Filialen eine Rabattschlacht gegeben. „Wir schließen“, hieß es auf großen Plakaten in den Schaufenstern. Es lockten Preisnachlässe von bis zu 80 Prozent.

Und lange sah es tatsächlich nach Schließung aus: Der Dachkonzern des Online-Fahrradhändlers, die Internetstores GmbH, hatte Ende 2023 Insolvenz angemeldet. Internetstores war in den Sog der Pleite ihres Mutterkonzern geraten – dem Handels- und Immobilienkonzern Signa von René Benko. Der riesige Onlineshop von fahrrad.de stellte den Verkauf ein, und schnell sah es auch für die sechs Vor-Ort-Filialen düster aus.

Einstiger Gründer René Köhler kauft fahrrad.de aus Signa-Insolvenzmasse zurück

Jetzt kommt für fahrrad.de alles ganz anders. Und der Retter ist kein Unbekannter: Der einstige Gründer des Fahrradhandels, René Köhler, hat Ende März seine alte Firma aus der Signa-Konkursmasse zurückgekauft. Der Onlineshop ist zum 1. Mai neu gestartet – und auch die Filiale in Dortmund-Oespel öffnet wieder. Alle Mitarbeitenden werden übernommen. Das Gleiche gilt für die Läden in Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart (2x). Nur die Filiale in Berlin läuft nicht weiter.

„Alle haben gefragt, warum ich mir das nochmal antue“, sagt René Köhler, der neue alte Firmenchef. „Aber ehrlich gesagt: Ich habe das Unternehmen mit 19 Jahren gegründet. Damit habe ich 2003 den e-Commerce nach Stuttgart gebracht – eine völlig verrückte Idee.“ Beim Rückkauf seiner ersten Erfolgsgründung (es sollten weitere folgen) seien daher auch viel Stolz und Trotz im Spiel gewesen, gibt er zu: „Ich fand es furchtbar, dass der Name ‚Internetstores‘ mit Insolvenz, Schließung und Entlassungen verbunden wird. Wir haben uns damals den Hintern aufgerissen, um das aufzubauen – und dass ein so tolles Geschäft so untergeht, das kann ja nicht sein!“

„Die letzten vier Wochen waren ein Höllenritt, aber es war echt cool“

Wirtschaftlich habe fahrrad.de „keine große Relevanz“ für ihn, sagt der erfolgreiche Unternehmer, der mit seiner Koehler Group weltweit in Firmenbeteiligungen und Immobilien investiert. Bis sich der Rückkauf lohne, brauche es sicher zehn Jahre, meint Köhler. Schaffen will er es trotzdem. Gerade mal einen Monat Zeit hatten er und sein Team, um nach dem Kaufzuschlag alles für den Neustart am 1. Mai zu regeln. „Die letzten vier Wochen waren ein Höllenritt, aber es war echt cool“, sagt er.

Neuer fahrrad.de-Chef René Köhler: „Wir fangen bei Null an“

Jetzt wird fahrrad.de komplett umgekrempelt. „Wir fangen bei Null an“, sagt Köhler. Neues Shopsystem, neues Zahlungssystem, neue Logistik. Der bisherige Onlineshop sei völlig überdimensioniert gewesen – und vor allem extrem verlustreich. „Signa hat mit ‚Internetstores‘ jeden Tag 500.000 Euro verloren“, meint er. Neben fahrrad.de gehörten auch eine handvoll anderer Rad- und Outdoor-Shops zur GmbH. Das Sortiment sei aufgeblasen gewesen, unübersichtlich, es gab von allem viel zu viel. Mit dem Neustart werde alles verständlicher und strukturierter, verspricht Köhler. „Wir wollen die Kunden nicht weiter überfrachten.“

fahrrad.de-Filialen in Dortmund und Düsseldorf bleiben

Für die Kundschaft ändert sich also so Einiges. Die Mitarbeitenden in den Filialen dagegen müssen sich kaum umstellen: „Wir übernehmen alle“, sagt der neue alte fahrrad.de-Chef. Rund zehn Beschäftigte seien es in jeder Filiale, auch in Dortmund und Düsseldorf. Das Gehalt sei sogar erhört worden – „aus unserer Sicht war das zu wenig.“ Bald soll es auch eine Gewinnbeteiligung geben.

Jetzt muss sich zeigen, wie erfolgreich ein Online-Fahrradhandel und seine Filialen wirklich sein können. Schließlich hat sich der Fahrrad-Markt nicht zuletzt mit eBikes und Corona-Boom stark gewandelt. Seit René Köhler den Fahrradladen seines Vaters in Stuttgart zu fahrrad.de ausbaute, hat sich viel verändert. Beinahe alles.