Dortmund. 41 Hunde hatte die Polizei in einem Haus in der Dortmunder Nordstadt gefunden – verwahrlost, in Dreck und Gestank. So geht es ihnen im Tierheim.

41 Hunde in einer Wohnung in der Dortmunder Nordstadt. Kein Auslauf, kaum Pflege, viel Dreck. Was die Polizei am Montag in einem Haus in der Zimmerstraße fand, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Die Tiere und alle Räume waren verdreckt mit Kot und Urin. Futter stand überall offen herum. "Der Gestank muss unglaublich gewesen sein", vermutet Dirk Rojahn, Leiter des Tierheims im Tierschutzzentrum Dortmund.

Die Polizei hatte die vernachlässigten Tiere am Montag nur durch Zufall entdeckt – eigentlich ging die Streife nur einer kleineren Körperverletzung nach. Aber weil es hinter der Wohnungstür der Beschuldigten (51) so stank, schaute die Polizei genauer hin.

Großes Glück: Quarantänebereich im Tierheim stand gerade leer

"Es tauchten immer mehr Hunde auf", erzählt Amtstierärztin Dr. Judith Hövel, die sofort dazugerufen wurde. Erst meldete ihr die Polizei 13 Tiere, dann 25. Später fand man noch einen Raum, in dem acht winzige Welpen mit zwei Muttertieren hausten... Am Ende kamen 41 Tiere zusammen, darunter auch zwei trächtige Hündinnen. Die meisten Hunde seien Mischlinge aus Malteser, Pudel, Shih-Tzu, Chihuahua und Co. Kleine Hundetypen also, die gerade sehr beliebt sind.

Die Feuerwehr (seit Jahren in Dortmund für Notfall-Tiertransporte zuständig) musste dreimal in die Hallerey fahren, um alle Hunde ins Tierschutzzentrum zu bringen. Großes Glück im Unglück: Der Quarantänebereich stand gerade leer – so war genug Platz für alle Tiere. "Sonst hätten wir sie nicht aufnehmen können", meint Tierheimleiter Rojahn kopfschüttelnd. "Auf sowas kann man nicht vorbereitet sein."

Fast alle Hunde in "extrem schlechtem Pflegezustand"

Amtstierärztin Hövel und das Tierheim-Team haben den halben Dienstag damit verbracht, alle Tiere zu sichten, zu untersuchen und zu chippen. "Viele sehen sich ja sehr ähnlich, da mussten wir uns erstmal einen Überblick verschaffen", so Hövel. Die (vergleichsweise) gute Nachricht in all dem Hunde-Elend: Den meisten Tieren geht es körperlich gut, nur drei sind mangelernährt.

"Aber fast alle Hunde sind in einem extrem schlechten Pflegezustand", meint die Tierärztin. Flöhe, Würmer, verfilztes Fell, kaputte Zähne, zu lange Krallen. Einige leiden an Hautkrankheiten. "41 Tiere zu managen ist fast unmöglich", meint Hövel. Vor allem, wenn es keinen Zugang nach draußen gibt. Das Haus hatte zwar eine Dachterrasse, sagt sie. Aber das ersetzt den Auslauf im Park nicht.

Hinter Gitter: Die 41 Fund-Hunde sind im Quarantäne-Bereich des Tierheims Dortmund untergekommen.
Hinter Gitter: Die 41 Fund-Hunde sind im Quarantäne-Bereich des Tierheims Dortmund untergekommen. © Katrin Figge

Veterinäramt hatte schon mal Probleme mit der Halterin

Die Hundehalterin sei beim Dortmunder Veterinäramt keine Unbekannte, weiß die Amtstierärztin. Schon 2019 habe es "Probleme mit der Tierhaltung" gegeben. Mehr zum Fall von damals verrät sie nicht. Datenschutz. Es sei aber nicht um Hunde gegangen, auch nicht um so eine Masse an Tieren.

Bisher sei noch unklar, was die 51-Jährige mit den Tieren vor hatte. Ein paar wenige seien wohl verkauft worden, vermutet Hövel. Aber wollte die Halterin in den Hundehandel einsteigen? "Ich nehme an, dass das für später angedacht war", so Hövel. Aber auch psychische Gründe ("animal hoarding") seien nicht ausgeschlossen. Eins stehe auf jeden Fall fest: Die Halterin war mit ihrer Zucht überfordert.

Ob die 51-Jährige ihre Hunde je zurückbekommt ist fraglich. Das muss das Gericht entscheiden. Die Stadt Dortmund jedenfalls strebt ein Hundehaltungsverbot an. Bis zur Entscheidung bleiben die Hunde in einem "Schwebestatus": Sie dürfen nicht zurück – aber in neue Familien dürfen sie auch nicht vermittelt werden. Sie bleiben im Heim.

Tierheim Dortmund überfüllt – andere Heime bieten Hilfe an

Mit 41 Neuzugängen hat sich die Zahl der Hunde im Dortmunder Tierheim fast verdoppelt. Gut 50 Tiere warten ohnehin schon auf Vermittlung – jetzt sind die Zwinger mit über 90 Hunden gnadenlos überfüllt. "Platz für Notfälle haben wir nicht mehr", warnt Tierschutzzentrums-Chefin Petra Stonies. Andere Tierheime hätten schon angeboten, einige Hunde aus Dortmund aufzunehmen. "Aber dafür müssen wir sie erstmal aufpäppeln."