Dortmund. Nach den tödlichen Polizeischüssen in Dortmund kam es am Dienstag und Mittwoch zu Demos in der Innenstadt - emotional und teils sehr gereizt.

Nach den tödlichen Schüssen aus einer Polizeiwaffe, bei denen am Montag in der Dortmunder Nordstadt ein Jugendlicher (16) starb, trafen sich am Dienstagabend Dutzende Menschen zu einer Demo. Die Polizei zählte bis zu 200 Teilnehmende.

Auch am Mittwochabend fand eine Kundgebung gegen Polizeigewalt statt. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Die Demo startete gegen 18.50 Uhr an der Wache Nord und zog durch die Innenstadt zum Polizeipräsidium - mit einer Zwischenkundgebung an der Reinoldikirche.

Geschätzt bis zu 400 Menschen nahmen teil - also mehr als bei der Demo am Vortag. Die Rednerinnen und Redner sprachen unter anderem über ihre Erfahrungen mit der Polizei in der Nordstadt.

Aggressive Stimmung mit massiven Verbalattacken

Am Dienstagabend hatten sich die Demonstrierenden spontan auf dem kleinen Kurt-Piehl-Platz (Ecke Flensburger Straße/Brunnenstraße) getroffen, nur ein paar Schritte vom Tatort entfernt. Die Stimmung sei "extrem emotional" gewesen, meint Polizeisprecher Gunnar Wortmann. Heißt: aggressiv.

Die Demonstrierenden hätten die Polizei massiv verbal attackiert. Mehr sei aber nicht passiert – trotz der brenzligen Stimmung sei es friedlich geblieben. Die Polizei habe die Demo abgesichert, aber nicht eingegriffen.

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Nach der Kundgebung am Ort des tödlichen Zwischenfalls zog die Demo spontan weiter zur Wache Nord, die etwa einen Kilometer entfernt Richtung Stadtmitte liegt. Es kam weiter zu verbalen Angriffen gegen die Polizei, zu Beleidigungen und Schmäh-Rufen. Gegen 21.30 Uhr löste sich das Treffen auf. Die Polizei sei mit "ausreichend Kräften" vor Ort gewesen.

Dortmund ermittelt in Recklinghausen und umgekehrt

In den sozialen Medien werden mehrere Fälle von mutmaßlicher Polizeigewalt aus den vergangenen Jahren in Dortmund genannt, darunter auch die Verfolgung dreier junger Frauen, die zu dritt auf einem E-Scooter unterwegs waren. Sie hatten kleine Clips vom Vorfall online gestellt.

Mit der Aufklärung des aktuellen Falls ist das Polizeipräsidium Recklinghausen betraut – auch das sehen viele Nutzerinnen und Nutzer kritisch: Schließlich sei es die Dortmunder Polizei, die einen Fall aus den Bereich Recklinghausen untersucht. In Oer-Erkenschwick war am Wochenende ein Mann bei einem Polizeieinsatz gestorben.

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Aus Neutralitätsgründen untersucht nie das betroffene Präsidium selbst interne Vorfälle oder Vorwürfe gegen die Polizei. Es gibt aber wechselseitige Kooperationen zwischen jeweils zwei Präsidien. So arbeiten Recklinghausen und Dortmund dauerhaft zusammen und ermitteln gegenseitig. Andere Kooperationen sind etwa Köln/Bonn oder Duisburg/Düsseldorf.

Das Innenministerium wehrt entsprechende Vorwürfe ab: Die Verfahren würden ausschließlich unter Leitung der „zur Objektivität, Neutralität und Unparteilichkeit verpflichteten Staatsanwaltschaft“ geführt.