Dortmund. Vivawest will 100 Millionen Euro in Dortmunder Siedlung Bergmannsgrün investieren. Wie das Unternehmen beim ökologischen Umbau beteiligen will.
Das Ruhrgebiet wird zum Versuchslabor der Immobilienwirtschaft. Der Gelsenkirchener Wohnungskonzern Vivawest kündigte am Dienstag an, in eine Siedlung in Dortmund-Huckarde über 100 Millionen Euro zu investieren, um dort zu zeigen, wie das „Wohnen der Zukunft“ aussehen kann. In Bochum-Weitmar testet der Wettbewerber Vonovia parallel regenerative Lösungen zum Heizen und zur Stromversorgung.
„Wie wollen wir morgen leben?“ Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die Internationale Gartenschau (IGA), die im Jahr 2027 im Ruhrgebiet steigen soll. Vivawest, der drittgrößte deutsche Wohnungskonzern, will darauf eine Antwort geben. Mehr als 100 Millionen Euro will das von der RAG-Stiftung, dem Chemiekonzern Evonik und der Gewerkschaft IGBCE getragene Unternehmen in den nächsten fünf Jahren in die Hand nehmen, um die Siedlung mit dem sehr traditionellen Namen „Bergmannsgrün“ zum Modellquartier zu entwickeln.
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„Vivawest möchte damit demonstrieren, wie die Vereinbarkeit von Klimaschutz durch regenerative Energie- und Wärmeversorgung sowie neuem und bezahlbaren Wohnraum gelingen kann“, kündigt Uwe Eichner, Vorsitzender der Geschäftsführung an.
Neue Wohnungen durch Dachaufstockung
Und das sind seine Pläne: 266 der 384 Vivawest-Wohnungen, die alle weitgehend denselben Zuschnitt und Ausbaustandard haben, sollen in das Projekt einbezogen werden. Durch Teil-Abrisse, Neubau innerhalb des Bestands, Dachaufstockungen und energetische Modernisierungsmaßnahmen soll es in „Bergmannsgrün“ am Ende 408 senioren- und familiengerechte sowie energieeffiziente Wohnungen geben. Rund 30 Prozent der barrierearmen Neubauwohnungen sollen sollen nach Vivawest-Angaben öffentlich gefördert werden.
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Zusätzlich plant das Unternehmen ein Quartierszentrum mit 44 Mikroappartements, rund 200 Parkplätze sowie Dienstleistungen wie eine Paketstation, E-Bike- und E-Scooterverleih, Carsharing oder Co-Working-Plätze. Eine Kindertagesstätte ist ebenso vorgesehen wie ein Café als Begegnungsstätte für die Bewohnerinnen und Bewohner.
Mieterinnen und Mieter sollen Ideen einbringen
Für sie ist beim Umkrempeln ihrer Siedlung ohnehin eine besondere Rolle zugedacht. Vivawest will seine Kundinnen und Kunden in die Planungen einbeziehen: „Mit der Beteiligung der Mieter haben wir bereits bei der Quartiersentwicklung rund um den Borsigplatz gute Erfahrungen gemacht“, verweist Projektleiter Maurizio Lindemann auf ein weiteres Sanierungsvorhaben in Dortmund. Anwohnerinnen und Anwohner sollen die Möglichkeit haben, eigene Ideen für die Entwicklung ihres Wohnumfelds zu entwickeln und in die Planungen einzuspeisen. Vivawest kündigte am Dienstag an, die Neuentwicklung des Quartiers „Bergmannsgrün“ wissenschaftlich begleiten zu lassen.
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Auf diesen Reallabor-Ansatz greifen auch das Wirtschaftsbündnis Initiativkreis Ruhr und die Stadt Duisburg zurück, die gemeinsam den Problemstadtteil Hochfeld sozial und ökologisch „drehen“ wollen. Wie Huckarde ist auch Hochfeld Teil der Internationalen Gartenschau IGA 2027, die neue Formen des Wohnens einem Weltpublikum präsentieren will. Weitere „Zukunftsgärten“ soll es in Gelsenkirchen, Lünen und im Kreis Recklinghausen geben.
Heizen mit Erdwärme und Photovoltaik
In der Dortmunder Stadtspitze ist die Freude erwartungsgemäß groß, dass Vivawest die Großinvestition nach Huckarde lenken will. „Wir freuen uns, dass Vivawest ein so innovatives Projekt in Dortmund umsetzt und dabei bezahlbare Mieten und die Klimaziele gleichermaßen im Blick hat“, erklärt Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD). Um die Klimaziele bis 2045 einzuhalten, müssen große Vermieter die Beheizung ihrer Wohnungsbestände auf Energieträger jenseits von Kohle, Gas und Öl umstellen. Vivawest will im Quartier „Bergmannsgrün“ auf eine Kombination aus Erdwärme und Photovoltaik setzen.
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Das Bochumer Nachbarunternehmen Vivawest hat im Frühjahr 2021 im Stadtteil Weitmar seine „Energiezentrale der Zukunft“ mit Elektrolyseur, Wasserstoffspeicher, Wärmepumpen und Brennstoffzellen eröffnet. Dort sollen unter wissenschaftlicher Begleitung alle regenerativen Möglichkeiten zur Energieerzeugung getestet werden, die aktuell auf dem Markt sind. Die Ergebnisse des Pilotprojekts will Vonovia am Ende der gesamten Branche zur Verfügung stellen.