Castrop-Rauxel. Neun Tage lang schlängelte eine Würgeschlange durch den Castrop-Rauxeler Stadtteil Ickern. “Keine Gefahr“, hieß es stets von der Stadtverwaltung. “Sehr wohl eine Gefahr“, sagt nun ein Schlangenexperte. Und der NRW-Umweltminister Johannes Remmel will Konsequenzen aus dem Vorfall ziehen und die Exoten-Haltung verbieten.

Über eine Woche hatte es gedauert, bis eine entflohene Boa constricor in Castrop-Rauxel wieder eingefangen werden konnte. "Der Vorfall in Castrop-Rauxel bestätigt uns in unserem Vorgehen. Wildlebende Tiere und giftige Exoten gehören nicht in die Wohnzimmer unseres dicht besiedelten Bundeslandes", sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel. Nach zahlreichen Vorfällen mit exotischen Arten, die als Haustiere gehalten werden, hatte der Minister unlängst eine gesetzliche Regelung angekündigt.

Harte Strafen für Vorfälle wie in Castrop-Rauxel

Am Mittwoch konkretisierte er sie. So soll die private Haltung giftiger und besonders gefährlicher Exoten verboten werden. Für weniger gefährliche soll es ein Melderegister geben, Vorfälle wie in Castrop-Rauxel zudem hart bestraft werden, wie eine Sprecherin des Ministeriums bestätigte. Weitere Angaben machte sie nicht, weil am Gesetzentwurf derzeit noch gearbeitet werde.

Im Castrop-Rauxeler Stadtteil Ickern war am 1. September 2014 eine Boa Constrictor, eine Würgeschlange, entwischt und war neun Tage vermisst. Am Donnerstag wurde die Schlange dann gefunden und gefangen."Sie ist jetzt in einer Reptilien-Pflegestation. Man 'kennt' sie dort, sie ist dort registriert und wird dort auch bleiben", hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung der Stadt. Gesundheitlich gehe es dem Tier gut. Sie sei 1,20 Meter lang. Ursprünglich war man von einem noch größeren Tier ausgegangen.

Im Garten wiedergefunden

Gefunden wurde die Schlange von einem Anwohner in einem Garten zwischen Damaschkestraße und Heimstraße. Auf einem Grundstück ganz in der Nähe war sie auch ausgerissen. Der Besitzer hat laut Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann keine Strafe zu befürchten. Auch den Polizei-Einsatz am 1. September, dem Tag, an dem die Schlange ausgebüxt war, müsse er wohl nicht bezahlen. Sollte allerdings jemand beim Umweltministerium Beschwerde einlegen, weil er sich durch die Schlange gefährdet gefühlt hat, droht dem Besitzer ein Bußgeld bis zu 1000 Euro.

Ungiftig aber dennoch gefährlich

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Würgeschlangen wie die Boa Constrictor in Castrop-Rauxel sind zwar ungiftig, können aber dennoch gefährlich werden. "Bei den aktuellen Temperaturen ziehen sich Würgeschlangen draußen zwar zurück, wenn sie dann aber doch mal in der Öffentlichkeit auftauchen, können sie für Kleinkinder zur Gefahr werden", erklärte Vjatscheslaw Braun vom Institut für Zoologie in Bonn. Je nach Länge und Gewicht entwickelten die Tiere beachtliche Kräfte.

"Würgeschlangen gehören in ein Terrarium, nicht auf die Gartenwiese"

Nicht immer wird jedoch mit solch exotischen Tieren verantwortungsvoll umgegangen, wie das Beispiel Castrop-Rauxel zeigt. Das liegt nach Einschätzung des Bochumer Reptilienfachhändlers Peter Schmidt auch an den Verkäufern solcher Tiere. "Es gibt Läden, die die Tiere einfach verkaufen, um zu überleben", sagte Schmidt. Die Frage, ob der Käufer für so ein Tier überhaupt geeignet sei, spiele dann keine Rolle. Zum aktuellen Fall äußerte sich Schmidt deutlich: "Würgeschlangen gehören in ein Terrarium, nicht auf die Gartenwiese. Das ist einfach verantwortungslos."