Castrop-Rauxel. . Ein 22-Jähriger und seine 15 Jahre alte Freundin haben gemeinsam mit einem Komplizen einen Sprengstoffanschlag auf die SPD in Castrop-Rauxel verübt. Der 22-jährige Angeklagte sagte vor Gericht in Dortmund, er habe sich von Gesprächen über die RAF beeindrucken lassen.

Andreas Z. habe viel von der Roten Armee Fraktion (RAF) gesprochen, von deren terroristischen Sprengstoffattentaten erzählt. „Ich habe mich davon beeindrucken lassen“, sagte der 22-Jährige Patrick M.. So sehr, dass er gemeinsam mit Andreas Z. und einer 15-jährigen Schülerin zwei Brandanschläge verübte, wie er im Prozess vor dem Dortmunder Landgericht gestand.

„Die Taten haben sich so zugetragen, wie es in der Anklageschrift steht“, erklärte Patrick M. und erzählte dann, wie es überhaupt dazu kam: Er und seine damalige Freundin, die 15-jährige Sophie H., lebten seinerzeit auf der Straße. Die Schülerin hatte sich von ihrem Elternhaus los gesagt, war abgehauen. Patrick M. schlug sich gemeinsam mit ihr durch. „Irgendwann sind wir nach Bochum, haben dort am Hauptbahnhof Andreas Z. kennen gelernt.“ Mehrere Wochen seien sie bei ihm in Castrop-Rauxel untergekommen.

Molotow-Cocktails geworfen

„In dieser Zeit haben wir immer wieder über die RAF gesprochen.“ Das Thema habe sich zunehmend in den Köpfen verfestigt: Das Trio wollte – genau wie die linksextremistische Terror-Vereinigung – etwas in die Luft sprengen. „Wir sind durch Castrop-Rauxel gegangen und haben geguckt, was ein potenzielles Ziel gewesen wäre“, berichtete Patrick M.

Das Trio hatte es zunächst auf das Jugendamt abgesehen. Dann aber wählten sie ein anderes Ziel: die Sparkassen-Filiale an der Wilhelmstraße. Andreas Z., so der 22-Jährige, habe das darüber gelegene SPD-Parteibüro treffen wollen. Der Richter fragte daraufhin nach dem Warum. „Weil die Stadt Andreas Z. die Tochter weggenommen hat, hat er gesagt, und weil die Stadt ihm Geld, das ihm zustand, nicht gegeben hat.“ Der 26-Jährige habe Hass auf den Staat gehabt.

Angeklagter habe keinen Hass auf den Staat gehabt

„Bei mir war das nicht so“, sagte der Angeklagte. Weder habe er einen Hass auf die Gesellschaft noch auf Institutionen gehabt. Und dennoch: Gemeinsam mit Z. baute er – nach intensiver Internet-Recherche – Molotow-Cocktails, die das Trio in den Vorraum der Sparkasse warf. Glücklicherweise passierte nichts weiter. Und auch der zweite Brandanschlag nur wenige Tage später misslang. Das Trio wollte zwei Molotow -Cocktails auf das Dach eines Gartencenters und eins unter eine Würstchenbude vor dem Eingang des Geschäftes werfen.

Doch so weit kam es nicht: Das Wachpersonal des Gartencenters ertappte die Drei auf frischer Tat. „Die Polizei hat uns später festgenommen“, so Patrick M., der neben den Taten noch etwas gestand: Bis heute weiß er überhaupt nicht, wofür die drei Buchstaben RAF stehen. Und er dachte, „Baader Meinhof“ sei ein Doppelname, also nur eine Person.