Castrop-Rauxel. . Norbert Römer war beim Mai-Empfang der SPD der Hauptredner. Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion blickte nicht nur auf die bevorstehende Wahl, er thematisierte auch den Nachbarschaftsstreit im Stadtteil Schwerin.
Der silberne Klebestreifen löste sich genau in der Sekunde von der Wand, als Norbert Römer die Verdienste der rot-grünen Minderheitsregierung auflistete. Da glitt mit einem leisen Klatsch das Wahlplakat mit dem Konterfei von Spitzenkandidatin Hannelore Kraft zu Boden. Lachen unter den Zuhörern im Rathaus-Foyer. Doch Norbert Römer, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und ganz versierter Politiker, meisterte die kleine Panne souverän, in dem er, nach einer launigen Bemerkung, einfach wieder zum Redekonzept zurückkehrte. Helfende Hände pappten derweil das Plakat wieder an der Wand fest.
Heimspiel für Norbert Römer
Überhaupt war der Maiempfang der SPD am Dienstagabend ein Heimspiel für den gebürtigen Herner (Jahrgang 1947) und Wahl-Castrop-Rauxeler. Als Hauptredner der traditionellen SPD-Feier am Vorabend zum Tag der Arbeit schlug er den weiten Bogen von der Bedeutung Europas auch unter Wirtschaftsaspekten über den wichtigen Bildungsfaktor bis hin zu den Finanznöten der Kommunen im Revier. Und er schaute dabei eben auch zurück auf knapp zwei Jahre Rot-Grün in NRW. Dass man sich als Regierungskoalition mit einer Stimme unter der absoluten Mehrheit bei jeder Abstimmung um Verbündete in den anderen Parteien umschauen musste, für Römer in der Nachbetrachtung gar nicht so schlimm.
Zeichen gegen rechts
„Ich hätte das gerne so weiter gemacht, weil man die Erfahrung gesammelt hat, sich über die Parteigrenzen hinweg verständigen zu können.“ Das würde er auch gerne künftig so beibehalten, verkündete der Sozialdemokrat, „natürlich bei komfortableren Mehrheitsverhältnissen für uns.“
Gut 200 Sozialdemokraten und -innen lauschten Römers Ausführungen im Rathaus-Foyer. Ganz genau – 200 Sozialdemokraten und ein Pirat. Unter die Zuhörer hatte sich etwas abseits, am Stehtisch vor der Zapfanlage, nämlich Florian Pätzold gemischt. „Ich bin hier, weil wir doch lernen wollen“, erklärte das Castrop-Rauxeler Mitglied der Piraten mit einem Grinsen auf die Frage, was ihn zum Mai-Empfang der SPD verschlagen hätte. Schließlich müsse man doch schauen, was die etablierten Parteien so machen.
Auch Nachbarschaftsstreit auf Schwerin war Thema
Bis zum Ende hielt sein Wissensdrang allerdings nicht an. Irgendwann trollte er sich vor das Foyer, um mit einigen jungen Genossen eine zu rauchen. Römer erinnerte derweil zum Abschluss noch einmal an den schlimmen Nachbarschaftsstreit auf Schwerin, um zu unterstreichen, wie wichtig es sei, immer wieder deutliche Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit und rechtes Gedankengut zu setzen.
Das Kraft-Plakat hat den Rest des Abends übrigens unbeschadet überstanden. Der zweite (Klebe-)Versuch war erfolgreich.