Castrop-Rauxel. .
Es sei müßig, darüber nachzudenken, ob die Ehrenbürgerschaft mit dem Tod erlischt oder nicht, sagte Bürgermeister Johannes Beisenherz, der in diesem Zusammenhang auf unterschiedliche Auffassungen hinwies, die im Vorfeld der Sitzung aus der Bürgerschaft geäußert wurden.
Beisenherz zitierte den Münchner Zeithistoriker Professor Dr. Hans Hockerts, der 2008 in der Süddeutschen Zeitung schrieb: „Es gehört zur politischen Kultur, dass ein Trennstrich zu Hitler gezogen wird, dass er auch symbolisch ausgebürgert... Die Aberkennung ist ein symbolisches Handeln, das zeigt, dass die Werte der Demokratie gegensätzlich zu den Werten des NS-Regimes stehen.“
Diskussion seit den 70er-Jahren
Auch wenn die Einstimmigkeit schnell und ohne jede Aufregung erzielt wurde, so ging die ganze Angelegenheit doch nicht ganz so geräuschlos über die Politbühne wie eigentlich gewünscht. CDU-Ratsmitglied Hans Esser, der seit fast 40 Jahren intimer Kenner der Politik ist, sah sich bemüßigt, den Blick auf die 70er Jahre zu richten. In einer „persönlichen Erklärung“ sagte er: „Es ist in den letzten Tagen so dargestellt worden, als ob es nur dickfellige frühere Ratsmitglieder gegeben habe, ohne jede politische Sensibilität.“ So habe es in den 70ern eine Aberkennungs-Kampagne gegeben, was natürlich auch Thema in der Politik wurde. Aber: „Wir sind damals davon ausgegangen, dass die Ehrenbürgerschaft mit dem Tod erlischt.“ Dies wiederum habe die Politik dann veranlasst, keinen entsprechenden Beschluss zu fassen. „Zur Ehrenrettung“, so Esser, „möchte ich darauf hingewiesen haben.“
Auch SPD-Fraktionschef Daniel Molloisch legte nach. Er richtete den Wunsch an die Verwaltung zu überprüfen, unter welchen Bedingungen auch Reichspräsident Paul von Hindenburg die Ehrenbürgerschaft erhalten hat. „Vielleicht sollten wir die Ehrenbürgerschaft auch hier aberkennen.“
Ehrenbürger seit 1933
Hitler wurden am 7. April 1933 von der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Castrop-Rauxel die Ehrenbürgerrechte verliehen. Kein Stadtverordneter stimmte gegen den Antrag, die sechs Mitglieder der SPD enthielten sich. KPD-Mitglieder durften bereits nicht mehr an der Stadtverordnetenversammlung teilnehmen. Die Verleihung der Ehrenbürgerrechte an Hitler erfolgte im Dritten Reich in etwa 4000 Städten und Gemeinden.