Castrop-Rauxel. .

Nach dem Missbrauchsverdacht gegen einen Übungsleiter des Castroper Turnvereins (CTV) herrschen Ratlosigkeit und Verunsicherung. Eltern fragen sich, wie sie ihre Kinder vor sexuellen Übergriffen schützen können.

„Kinder zu starkem Selbstbewusstsein zu erziehen, ist das Wichtigste“, betont Psychologin Barbara Bödefeld von der Kinderkanzlei. Man müsse seinem Kind signalisieren, dass es das Recht hat, ,Nein’ zu sagen – etwa, wenn der nette Onkel es auf den Schoß nehmen will oder die wohlmeinende Großmutter ihm einen Kuss aufdrücken will. „Das ist natürlich noch kein Missbrauch, aber wenn ein Kind das nicht will, sollte es das auch nicht müssen“, so Bödefeld. Wird es in seiner Entscheidung von den Eltern bestärkt, wachse das Selbstbewusstsein und auch das Vertrauen zwischen Eltern und Kind – der wichtigsten Voraussetzung dafür, dass Töchter und Söhne sich ihren Müttern und Vätern anvertrauten.

Eltern sollten zudem Zutrauen in das Gespür ihres Nachwuchses haben: „Kinder merken schnell, wenn bei körperlicher Nähe etwas anders ist als sonst, etwa wenn sie länger angefasst werden.“ Selbst kleine Kinder würden bereits instinktiv erkennen, was gut gemeint ist und was nicht. „Auch mit Dreijährigen kann man schon darüber sprechen“, sagt die Expertin.

Ruhe und Zurückhaltung

Unerlässlich sei für Eltern, das engste Umfeld nicht außer Acht zu lassen. „Denn“, so Barbara Bödefeld, „Übergriffe, die in sexuellem Missbrauch gipfeln können, finden häufig im Familien- oder Bekanntenkreis statt. Das ist nur selten der böse fremde Mann mit der schwarzen Maske.“ Wenn es zu sexuellen Übergriffen gekommen ist und Kinder sich ihren Eltern anvertrauten, sollten diese möglichst ruhig bleiben und die Lage nicht dramatisieren, rät die Kinder- und Jugendpsychologin. „Ansonsten kann das ein noch größeres Trauma verursachen“, sagt Bödefeld. Hilfreich sei es auch, das Kind nicht mit Fragen zu bedrängen, sondern es von sich aus erzählen zu lassen.

Gerade mit dem vermeintlichen Verrat des Übergriffes an die Eltern spiele der Täter oft und stelle das Vergehen als Geheimnis zwischen Täter und Opfer dar, verdeutlicht Barbara Bödefeld. Er nutze seine Machtposition aus, schüchtere das Kind damit ein und gebe ihm so eine gewisse Mitschuld. „Davon muss man die Kinder frei machen“, betont die Expertin. Die Verantwortung liege immer allein bei dem Erwachsenen, das Kind selbst sei nur in der Verantwortung, sich anderen mitzuteilen. Dies könnte auch gegenüber Freunden geschehen, da die Hemmschwelle, sich Gleichaltrigen zu öffnen, geringer sei.

Erste Anlaufstellen für Kinder- und Jugendliche sind die Kinderkanzlei (T. 54 20 94) und das Haus der Jugend und Familie (T. 106 25 26).